Zäune, Sträucher, neue Häuser…
Kulkwitzer See startet mit viel Veränderung in die neue Saison
Es gibt wohl kaum Jemanden, der es noch nicht gemerkt hat: Der Kulkwitzer See hat einen neuen
Betreiber und der legt sich nach dem »Kennenlernjahr«
nun erstmals richtig ins Zeug. Kaum aber,
dass die Veränderungen sichtbar wurden, gab es schon die ersten besorgten Stimmen der Kulki-
Liebhaber, die um die Schönheit der Natur fürchten, oder sich durch Zäune und Hecken in ihrer
Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlen.
Zum einen ist es so, dass am Kulkwitzer See lange Jahre nichts getan worden ist und somit der See auch völlig
unprofitabel war. Rund 300.000 € kostete er den Steuerzahler im Jahr. Dies möchte die Stadt Leipzig und auch die
Gemeinde Markranstädt nun einsparen und aus diesem Grund verpachteten die beiden Kommunen das Gewässer an die LeipzigSeen
GmbH. Der Pächter ist seinerseits natürlich daran
interessiert, Gewinne zu erzielen - ein Drahtseilakt, möchte man doch auch die Anwohner und langjährigen Nutzer des
Naherholungsgebietes nicht vor den Kopf stoßen.
Eine Welle der Entrüstung schwappte über die Ufer der Grünauer »Badewanne«
, als überall Sträucher
gepflanzt und Zäune errichtet wurden. Christian Conrad, Geschäftsführer der Leipzig Seen
GmbH gibt Entwarnung: »Die Hecken werden nur kniehoch und dienen in erster Linie
dem Schutz vor parkenden Autos auf dem Rasen. Niemandem soll hier der Blick auf den See verbaut werden.«
Die
Sträucher sollen außerdem den Lausener Strand in Abschnitte einteilen und somit auch die Zuständigkeit für die Ordnung
eindeutig klären. Dass Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit am See wirklich gravierende Probleme darstellen, lässt sich
keineswegs leugnen. So macht es sich unbedingt erforderlich, den Bereich des Campingplatzes einzuzäunen.
So traurig wie das ist: Im Falle des Campingplatzes am Kulkwitzer See ist es nicht nur die
Pflicht des Betreibers, einen Zaun anzulegen sondern eine notwendige Maßnahme, um Randalierern
Einhalt zu gebieten und das Eigentum der Camper zu schützen. Ein schöner Anblick ist der hohe
Zaun mit Stacheldraht allerdings nicht und verständlicherweise sorgt er bei vielen
Spaziergängern für Unmut…
Im Kampf gegen das Müllproblem stehen Christian Conrad in der Saison 30 Mitarbeiter - davon 15
Pauschalkräfte - zur Seite. Immerhin handelt es sich um acht Kilometer Strand. Dabei hofft er
natürlich auch auf die Unterstützung der Besucher, die im eigenen Interesse bemüht sein
sollten, auf Ordnung zu achten und wenn es sich nur darum handelt, seinen selbst verursachten
Müll wieder mitzunehmen. Sein Unverständnis äußert er gegenüber denjenigen, »welche die Natur
als freies Gut betrachten und 0-Zivilcourage zeigen, wenn es darum geht, Randalierer in ihre
Schranken zu verweisen.«
Der See kann eben leider nicht nur von seiner sehr guten Wasserqualität leben. Es bedarf der Verbesserung der
Einnahmequellen, um das Naherholungsgebiet als solches zu erhalten. Somit ist der Campingplatz auch der Bereich, wo vorerst
die größten Veränderungen anstehen. So sollen bis zum Saisonstart die Lücken, in Form von vorhandenen Brachflächen,
geschlossen werden, um das Areal optimal nutzen zu können und Schlammstellen zu beseitigen. Das Verwaltungsgebäude der
Leipzig Seen GmbH, welches bisher etwas abseits gelegen
war, zieht bis Anfang April auf das Gelände um.
Dringender Handlungsbedarf bestand für die sanitären Einrichtungen. Erstmals werden nun Babybäder und Wickelräume angelegt, um für eine familienfreundliche Atmosphäre zu sorgen. An die Stelle der Bungalows werden Ferienhäuser im norwegischen Stil gebaut, wovon eines gerade fertig gestellt worden ist. Die Idee des Betreibers ist es, dass, durch die fjordähnliche Bucht, ohnehin schon skandinavisch anmutende Flair des sächsischen Sees durch den Stil der Häuser noch zu verstärken. Letztendlich entstehen 20 solcher Gebäude, die auch die wenig genutzten Finnhütten ersetzen sollen. Um diese nostalgischen Behausungen gab es intensive Bemühungen der Vermietung, so wurden sie zum Beispiel Jugendprojekten angeboten, die aber leider nur wenig bis gar kein Interesse dafür zeigten.
Ein neues »Zuhause«
hat auch der Bootsverleih, der von seinem angestammten Platz auf der
Camper- Halbinsel an den Lausener Strand gezogen ist. Im Bereich der alten Wasserrutsche ist
Peter Nevermann vom Bootsverleih Wittig damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen für die
Eröffnung zu treffen, welche noch Anfang April sein soll. Ergänzend dazu plant der Betreiber
der Schiffsgasstätte »La Barca«
, ein größeres Boot zur Vermietung für Feierlichkeiten, aber
auch für eine Art Shuttle-Verbindung zum Markranstädter Ufer anzubieten, die nicht nur
Restaurant-Besucher bei schönem Wetter zu einer Fahrt über den See nutzen können.
Auch auf der Markranstädter Seite tut sich einiges. So ist zum Beispiel ein Strandbad geplant, dass zwar einen separaten Eingang und Umkleidekabinen haben, trotzdem aber kostenfrei sein wird. Eisdiele, Imbiss und Beachvolleyball-Platz sollen den Strand für den Badebesuch zudem attraktiver machen. Für das Vorhaben wurde bereits die Bauvoranfrage gestellt.
Baumaßnahmen stehen ebenfalls am so genannten »Roten Haus«
an. Wie und in welchem
Umfang ist noch nicht ganz klar, aber gute Ideen hat der Pächter jede Menge. So könnte er sich
durchaus vorstellen, dort Sanitäranlagen für die Badegäste und eine maritime Kneipe
unterzubringen, welche dann eine gute Ergänzung zu den bisherigen gastronomischen Angeboten
darstellen wird. Diese bleiben nach Angaben von Christian Conrad alle, bis auf die »
Fischerhütte«
(für die allerdings Ersatz zugesagt ist) erhalten.
Langfristige Pachtverträge, die mit den Betreibern der unterschiedlichen Einrichtungen rund um den See geschlossen wurden, sollen weiterhin ein vielfältiges Angebot für Besucher und Gäste garantieren. Die Aktivitäten der Tauchschule Delphin, der Wasserski-Anlage und der beiden Seglervereine sind schon fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders am See. Eine Neuauflage des Kulkwitzer Seelaufs und des Sommerkinos wird es allerdings leider nicht geben. Auch die Partytonne, deren Betreiber Thomas Schlag Organisator für diese Veranstaltungen war, wird bald nicht mehr zu sehen sein. Frühestens im Herbst wird sie abgerissen und damit wird Platz für eine Rekultivierung der Fläche.
Veränderungen sind der Lauf der Dinge. Und wenn es sich um innovative Veränderungen handelt, wie sie die LeipzigSeen
GmbH mit Christian Conrad an der Spitze plant, können der
See und seine Besucher nur davon profitieren.
Klaudia Naceur