Gedanken zum Volkstrauertag
In unserer Trauer vereint, senken wir die Fahnen und gedenken schweigend und ehrend unserer
Toten. Der Soldaten zweier Weltkriege und der Toten an der Heimatfront. Ihr Vermächtnis heißt:
»Nie wieder!«
Mir unserer Trauer muss sich der Wille verbinden, gegen das
geschichtlich Vergessen einzutreten. Wir Überlebenden müssen der nachfolgenden Generation das
ins Gedächtnis schreiben. Im Namen unserer Millionen Kriegstoten sollten wir uns erinnern, wie
ihre und unsere nationalen Gefühle wiederholt politisch missbraucht und wir zu Schuldigen
zweier Weltkriege wurden.
Pestalozzi schrieb einst: »In den Abgründen des Unrechts findest du immer die
größte Sorgfalt für den Schein des Rechts«
. Diese Erkenntnis ist eine bleibende
Wahrheit. Sie mahnt uns am Volkstrauertag geschichtliche Lehren zu ziehen, wachsam und kritisch
zu sein und das »Vermächtnis«
für alle Zeit zu bewahren.
In diesen Tag hinein scheint das Licht der Hoffnung für uns alle. Unser leidgeprüftes Volk
hat, nach dem Ende des Kalten Krieges, seinen Platz in einem vereinten Europa, als
friedenbewahrende Nation gefunden. Über die Kriegsgräber hinweg reichen sich die Veteranen und
ehemaligen Kriegsgegner versöhnend die Hände. Jugendliche in vielen Ländern Europas pflegen die
Kriegsgräber ihrer und der deutschen Soldaten.
Der Sieger des 20. Jahrhunderts in Europa
ist die Vernunft.
Joachim Kasten