Grün-As

Nachgefragt: Welche Wege geht die LWB in Grünau

Interview mit dem Leiter der Geschäftsstelle West, Klaus Hochtritt

ImageLink Die LWB zieht sich aus Grünau zurück! Sie investiert nicht in ihre Häuser, sondern verhindert Neuvermietungen, um diese abreißen zu können. Sie baut nicht um, sondern reißt nur ab! Sie vernichtet seniorengerechte Wohnungen im großen Stil! Nachnutzungskonzepte? - Fehlanzeige! Den meisten, die hier im Stadtteil wohnen oder arbeiten, sind solche Sätze schon einmal zu Ohren gekommen. Was ist dran an den Gerüchten. »Grün-As« konfrontierte Klaus Hochtritt, Geschäftsstellenleiter West, mit genau diesen Äußerungen.

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Ein häufig erhobener Vorwurf ist, dass sich die LWB aus Grünau zurückzieht! Entspricht das der Realität oder ist das eher eine oberflächliche Wahrnehmung?
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Klaus Hochtritt
Von Zurückziehen kann keine Rede sein. Im WK 8 beispielsweise war die LWB noch nie groß präsent gewesen. Natürlich mussten wir im Einvernehmen mit der Stadt, Wohnungen vom Markt nehmen, vor allem auf Grund des hohen Leerstands. Wer aber sagt, dass wir lediglich Wohnraum vernichtet haben, der irrt. Seit 1992 hat die LWB fast 40 Millionen Euro in den Stadtteil investiert. (Anmerkung der Online-Redaktion: Eine Übersicht finden Sie hier)
Die jüngsten Maßnahmen finden gerade in der Straße am Park, der Gärtnerstraße, dem Titaniaweg und der Jupiterstraße statt. Manche Sanierungen sind allerdings von außen nicht erkenntlich. Die PH 16 in der Stuttgarter Allee sind innen komplett saniert, gesehen wird jedoch nur die alte Fassade. Aber noch mal zum Leerstand: Das Problem des Bevölkerungsrückgangs ist nicht nur für Grünau aktuell, sondern betrifft ganz Leipzig. In Grünau waren jedoch überdurchschnittlich viele Wohnungen am Markt, so dassnicht mehr alle vermietet werden konnten. Das kann sich kein Wohnungsunternehmen leisten. Ein Beispiel: Wenn ein Haus, wie das PH9 zu 80 Prozent leer steht, zahlen wir 100.000 Euro pro Jahr drauf, damit die verbliebenen Mieter weiterhin wohnen bleiben können.
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Apropos PH 9, die so genannten Rentnerwohnhäuser: Laut Studie des UfZ wird der Bedarf an kleinen Wohnungen mit Lift aufgrund der Altersstruktur steigen. Warum hält die LWB trotzdem am Abbruch in der Jupiterstraße 39 und der Brambacher Straße 2 und 6 fest?
Klaus Hochtritt
Weil es zum einen den enorm hohen Leerstand gab, auch vor der Bekanntgabe in der Presse. Vor allem aber weil die LWB in Grünau 14 nahezu baugleiche 9-Geschosser verwaltet und damit über ein ausreichendes Angebot entsprechender Wohnungen verfügt.
Grün-As
...da wiederum halten sich hartnäckige Gerüchte, Sie hätten Zuzüge verhindert, um die Häuser zu »entmieten«...
Klaus Hochtritt
Das ist nicht richtig, wie die Zahlen beweisen. 2004 beispielsweise hatten wir in der Jupiter Straße 39, elf Kündigungen und noch zehn Neuvermietungen. Der Leerstand betrug rund 50 Prozent. In den drei Jahren zuvor sah es ähnlich aus: Ein- und Auszüge hielten sich in etwa die Waage.
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Könnte es dann aber nicht in Zukunft Schwierigkeiten geben, seniorengerechte Wohnungen in Grünau im benötigten Umfang anzubieten?
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Klaus Hochtritt
Nein, weil es entgegen der oft geäußerten Meinung, genügend seniorengerechte Wohnungen gibt und auch weiterhin geben wird. Der Ansatz, Rentner könnten oder wollten nur in Häusern mit Lift wohnen ist nicht richtig, denn auch die Erdgeschosswohnungen und Wohnraum im ersten Obergeschoss sind für sie geeignet. Die LWB bietet gerade für dieses Mieterklientel jede Menge Wohnraum an und zwar sowohl für Senioren mit hohem Einkommen als auch für solche mit geringem.
Im Titaniaweg beispielsweise haben wir zwei Einraum-Wohnungen zu einer großen und komfortablen Zweiraumwohnung zusammengelegt. In den PH 9 im Dölziger Weg,Titaniaweg und in der Jupiterstraße bieten wir in Zusammenarbeit mit der AWO und dem Pflegedienst »Hegedüs & Janusic« nicht nur geeigneten Wohnraum, sondern zusätzlich einen umfassenden Service für ältere Menschen an. Fest steht, dass zwischen sieben und neun so genannte Rentnerwohnhäuser bestehen bleiben.
Außerdem stehen in der Stuttgarter Allee noch vier PH 16, in denen Lift und geeignete kleine Wohnungen, für einen geringen Mietpreis zu finden sind. Hinzu kommen gerade an dieser Stelle die sprichwörtlich kurzen Wege und das pulsierende Leben im Zentrum Grünaus. Ältere Menschen wollen nicht abseits wohnen, sondern teilhaben, auch wenn es »nur« vom Fenster aus sein sollte. Insgesamt hält unser Unternehmen 1505 seniorengerechte Ein- und Zweiraumwohnungen in Grünau vor. Das entspricht 44 Prozent unseres Bestandes, welchen wir langfristig im Stadtteil halten wollen.
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Da sprechen Sie schon den nächsten Punkt an. Wie viele Wohneinheiten hat die LWB nach der Umstrukturierung im Stadtteil noch am Markt? Und wie setzen sich diese zusammen?
Klaus Hochtritt
Mit der Umstrukturierung, beziehungsweise dem Rückbau sind wir im Großen und Ganzen eigentlich durch. Wir werden zukünftig 3400 Wohnungen in Grünau verwalten. Dieser Bestand verteilt sich auf alle Wohnkomplexe, ausgenommen den WK 8 und soll langfristig gehalten werden. Insgesamt 59 Prozent, das sind 1997 Wohnungen verfügen über einen Aufzug im Haus. Den Löwenanteil machen die Dreiraumwohnungen aus. Davon haben wir 1210. Hinzu kommen 971 Einraum-, 851 Zweiraum-, 335 Vierraum-, 22 Fünfraum- und elf Sechsraumwohnungen. Der Bestand setzt sich in einem gesunden Mix aus sanierten, teil- und unsanierten Häusern zusammen. Die Mieten bewegen sich dabei zwischen 2,50 und fünf Euro pro Quadratmeter. Da ist für jede Zielgruppe etwas im Angebot.
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Aber billige Wohnungen im konzentrierten Maße bergen doch auch Probleme. Die Bewohner Grünaus haben mehrfach ihre Bedenken geäußert, dass dadurch ein ganz bestimmtes Mieterklientel angezogen wird und soziale Brennpunkte entstehen. Wie wollen sie dem entgegenwirken?
Klaus Hochtritt
Also erst einmal muss gesagt werden, dass Mieter mit geringerem Einkommen nicht automatisch die Verursacher von Problemen, Störenfriede oder gar asozial sind. Die LWB als kommunales Unternehmen hat natürlich einen sozialen Auftrag zu erfüllen. Wir müssen zwar nicht an jeden vermieten, der zu uns kommt, aber irgendwo müssen die Menschen doch auch bezahlbaren Wohnraum finden können. Wir sind aus eigenem Interesse natürlich bestrebt, soziale Brennpunkte gar nicht erst entstehen zu lassen und achten darum darauf, dass das nicht geschieht. Unsanierter Wohnraum wird also nicht in konzentrierter Form angeboten. Dass das nicht immer einfach ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass beispielsweise ein Elfgeschosser 175 Wohneinheiten beherbergt. Man kann schlecht einen Teil davon sanieren und de anderen Teil so lassen, wie er ist. Das ist der eine Punkt. Der andere ist, dass die LWB für Menschen mit Problemen eine Sozialarbeiterin vor Ort beschäftigt. Ihr Büro befindet sich im neuen Service-Kiosk in der Ludwigsburger Straße 12.
Grün-As
Und wie sieht der Kontakt zu den »normalen Mietern« aus? An wen oder wohin können sie sich mit ihren Problemen wenden?
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Klaus Hochtritt
Ich möchte mal behaupten, dass der Kontakt zwischen uns und den Mietern sehr gut ist. Ansprechpartner sind in jedem Falle die Mitarbeiter in den Service-Kiosken. Davon gibt es mittlerweile drei in Grünau. Bereits seit 2000 gibt es die Kioske in der Alten Salzstraße und in der Jupiter Straße. Den neuen in der Ludwigsburger Straße 12 hatte ich gerade erwähnt. Dort können die Leute momentan vor allem ihre Fragen über anstehende Freilenkungen loswerden. Ansprechen möchte ich noch, dass wir immer den Kontakt zu unseren Mietern suchen. Vor Umgestaltungen der Außenanlagen haben wir beispielsweise die Mieter vorher informiert und aktiv mit einbezogen.
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Stichwort Grünflächen: Grünau - der Name ist im Stadtteil Programm. In ganz Leipzig gibt es nicht so viel Grün wie hier. Der LWB wird oft nachgesagt, sie ließe auf, durch Abriss entstandenen Flächen lediglich Rasen pflanzen und hätte ansonsten keine Nachnutzungskonzepte...
Klaus Hochtritt
Das ist nur die halbe Wahrheit. Sicherlich trifft das auf einige Flächen zu. Davon abgesehen, dass das betriebswirtschaftliche Gründe hat, bin ich der Meinung, die Rasenflächen gliedern sich sehr gut in das Grün des Stadtteils ein. Stellen Sie sich einmal vor, dort kämen überall Stellplätze hin. Das wäre vielleicht von Nutzen, würde das Bild Grünaus aber empfindlich zerstören. Dass wir jedoch nicht nur Rasen pflanzen, beweist die hochwertige Grünanlage, die am Schwalbennest 4 entstanden ist. In der Miltitzer Allee ist ein Park & Ride-Platz entstanden und vor zwei Jahren wurde in der Garskestraße 5 ein Spiel- und Sportfeld angelegt. Bei der Fläche, die durch den Abriss der Brackestraße 36 bis 46 entsteht überlegen wir zur Zeit zusammen mit dem ASW, wie eine sinnvolle Nachnutzung an dieser Stelle aussehen könnte. Vielleicht legen wir dort einen Rodelberg an, mal sehen...
Grün-As
Was ist eigentlich aus dem Vorhaben »Wohnen wie am Sachsenplatz« geworden? Sie wollten doch den Pusteblumen-Springbrunnen nach Grünau holen...
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Klaus Hochtritt
Da sind wir immer noch dran. Das Problem ist die Finanzierung. Ein Brunnen soll ja nicht einfach nur rumstehen und Fläche für Graffiti bieten, sondern Wasser führen. Die Betreibung einer solche Anlage ist sehr kostenintensiv. Wir sind aber mit der Stadt im Gespräch und suchen einen Weg der Finanzierung. Verraten kann ich die potenziellen Standorte, die bereits untersucht wurden. In Frage käme unter anderem die Alte Salzstraße 64 oder die Grünauer Allee 52.
Grün-As
Da kann man ja noch hoffen, die Idee ist jedenfalls genial... Vielen Dank für das Gespräch.
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