Kunst muss man nicht verstehen
Stadtteilladen stellt Arbeiten von M.F. aus
Das Zeichnen, so sagt M.F.(*), sei ihm in die Wiege gelegt worden. Das hieße aber noch
lange nicht, dass er nicht an sich und seinen Fähigkeiten arbeiten musste. »30 Prozent
sind vielleicht Talent, der Rest ist harte Arbeit«
, sagt der gerade einmal 25-Jährige,
dessen Werke, noch bis Weihnachten im Stadtteilladen zu sehen sind.
Mit seiner ersten Ausstellung erfüllte sich der arbeitslose Grünauer Künstler, der von ein
paar Euro im Monat leben muss, einen lang gehegten Traum. »Ich bin gespannt, wie es
ankommt. Die Vernissage war schon sehr beeindruckend «
, meint M.F. kurz nach der
Eröffnung ein bisschen verlegen. Der Titel »Die Ergründung von Figur und
Gestalt«
wirkt zwar zunächst etwas sperrig, gibt jedoch genau das wieder, was die
Besucher zu sehen bekommen: Studien von Gestalt, Form und Raum und vor allem Menschen.
Mit ersten Arbeiten, die wie selbstverständlich neben seinen neueren und neusten Werken
hängen, will Karsten Knoch, zeigen, was es heißt, Zeichnen im Selbststudium von der Pieke auf zu
lernen.
Anatomiebücher habe er sich gekauft, jeden Knochen und Muskel auswendig gelernt, damit
die Relationen stimmen. Und anderen immer wieder über die Schulter geschaut. Wichtiger noch als
Figuren seien ihm jedoch Gesichter. »Man kann so viel ausdrücken, der Figur auf der
Leinwand regelrecht Leben einhauchen.
Das ist fantastisch und bewirkt unheimlich viel beim Betrachter«, erzählt M.F. und
zeigt auf sein Lieblingsbild. »Der blaue Clown«
ruft ganz unterschiedliche
Reaktionen hervor. So wurde M.F. schon mehrfach gefragt, warum der denn so traurig
schaue. Andere wiederum erkennen ein verschmitztes Lächeln im Gesicht der Figur.
Etwas abstrakter, obwohl sehr gegenständlich, erscheint die Bildserie »5
Sinne«
. Nebeneinander aufgereiht, ist es jeweils nur ein farbliches Detail, das den
entscheidenden Hinweis gibt. Den »6. Sinn«
muss man jedoch suchen.
»Ich male zwar in erster Linie für mich selbst, mache mir aber immer Gedanken darüber, was
meine Bilder bei den Menschen auslösen. Man muss Kunst nicht unbedingt verstehen, sondern sich
auf eine Art Kommunikation mit den Bildern einlassen. Ich wünsche mir, dass die Leute sich
wiederfinden.«
kmn
(*) Name von der Redaktion geändert
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