Grün-As

Damals war’s:

Geschichten aus der Klingerschule

Seit Jahren findet an der Max-Klinger-Schule Leipzig der Klingertag statt. Bei Spiel, Spaß und Basteleien, aber auch bei Sport und Musik ist dieser Tag immer ein Höhepunkt im Schulleben. Herausragende Ereignisse waren die Performance der Leistungskurse Kunst zur Eröffnung, das Entzünden der Klingerkerze und die Musizierstunde der Leistungskurse Musik zum Abschluss. Einen Satz konnte man jedoch zum Klingertag am 8. Dezember 2005 sehr oft hören: »Damals war’s«.

Die Schule hatte alle ehemaligen Schüler, Lehrer und Schulleiter zu einem »Kaffeeklatsch bei Klingers« eingeladen. Dabei wurde durch die Schüler die erste multimediale Schulgeschichte »Klingers Zeitreise « präsentiert. Und da saßen sie nun, mehr als 75 Jahre Geschichte der Max-Klinger-Schule. Damals war’s, schwärmte die Schülergeneration aus den 30-er Jahren von der schönsten Schule der Stadt Leipzig in der Karl-Heine-Straße.

Herta Kube erzählte, wie sie 1929 mit dem Globus auf dem Leiterwagen von der Schule am Adler in die neue Schule umzogen. Dr. Meyer Kramer, die Tochter des ehemaligen Oberbürgermeisters Carl Friedrich Goerdeler, hob die für die damalige Zeit fortschrittlichen Bildungsmethoden hervor. Von den Abiturienten, die 1950 unsere Schule absolvierten, erfuhren wir viel über die Geschichte der Schule in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Teile der Klasse wurden aufs Land nach Coswig verschickt, die Schule wurde Lazarett und nach Kriegsende sollte das Schulgebäude von den sowjetischen Besatzungstruppen genutzt werden.

Gekommen ist es dann doch ganz anders. Damals ging es teilweise sehr turbulent zu, erinnerten sich Abiturjahrgänge der 50-er Jahre an ihre Schulzeit. Da wurde schon mal eine Mathematikstunde »geschwänzt « um die Sonnenfinsternis zu beobachten, und der Fasching, der Anfang der 50er in Leipzig gefeiert wurde, ist vielen Schülern auch noch in guter Erinnerung. Beim Kaffeeklatsch dabei war auch der Kinderbuchautor Dieter Mucke (Abiturjahrgang 1954), der im Jahre 2003 mit dem österreichischen Staatspreis für Kinderliteratur ausgezeichnet wurde.

Die Jahrgänge 1956 und 1957 nutzten die Zeit, ihr 50-jähriges Abiturjubiläum vorzubereiten. Damals war’s, als wir beim erneuten Umzug der Max-Klinger-Schule 1983 vom Adler nach Grünau auf dem Dachboden der Schule einen alten Schrank fanden. Keiner wusste, was sich darin befand, und den Schlüssel besaß auch niemand. So brach man den alten Schrank kurzerhand auf. Allen Beteiligten fiel das Archiv der Klingerschule förmlich vor die Füße.

Ursula Audehm, unserer ehemaligen Schulleiterin die mit besonderer Freude begrüßt wurde, und einigen Kollegen ist es zu verdanken, dass unsere Schule heute ein umfangreiches Schularchiv besitzt. Dieses Archiv und die Hilfe aller Ehemaligen sind heute die Fundgrube für die Erforschung der eigenen Schulgeschichte. Da es allen beim »Kaffeeklatsch an ihrer Schule« so gefallen hat, will man sich im nächsten Jahr zu Klingertag 2006 wieder treffen.
Rainer Noack

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