Grün-As

Mor währschen zesamm - nisch alleene!

Projekt der IG Metall Leipzig in Grünau in Planung

RamonaW. (52) ist seit 2000 ohne Arbeit. Mit dem Rücken ging es nicht mehr wie früher. Die gelernte Fliesenlegerin lebt von HARTZ IV. »Das kann noch nicht alles gewesen sein«, dachte sie und suchte Mitstreiter, die mit ihr gemeinsam etwas Neues aufbauen wollen.

Anfang des Jahres entdeckte sie eine Anzeige von »PRO Leipzig«. Dieses Projekt der IG-Metall bot an, gemeinsam mit anderen Arbeitslosen herauszufinden, ob eigene Ideen auf dem regionalen Markt eine Chance haben könnten. Ramona bewarb sich, wurde angenommen und nahm im Januar an einem Zukunftsworkshop teil. 39 Arbeitslose überlegten eine Woche lang mit viel Spaß und Ernst, was ihnen in Leipzig fehlt und was sie anbieten können. Sieben Projektgruppen entstanden.

Bild Ramona hatte sich entschieden, in einer Gruppe weiter zu arbeiten, die sich den Namen »WIR - Der Dienstleistungspool« gab. Da gab es einen Unternehmer, der nicht mehr alleine »wurschteln« wollte, eine Textildesignerin als einsame ICH-AG, eine junge Mutti, die tapezieren ebenso gelernt hatte wie »Barkeeper «, einen Fast-Rentner, der noch lange nicht zum alten Eisen gehört, und, und, und. Insgesamt vier Frauen und vier Männer. Zuerst mussten sie lernen, ihre Projektidee gemeinsam zu formulieren, zu präsentieren und sich als Gruppe zusammen zu raufen. Schon bald warf einer der Männer das Handtuch.

Die anderen kämpften weiter: Jetzt wurden Geschäftspläne erarbeitet: Was genau wollen wir anbieten? Wer sollen unsere Kunden sein? Wie sieht der Markt dafür in Leipzig aus? Können wir mit HARTZ IV so etwas überhaupt schaffen? Wie lässt sich das finanzieren? Wer kann uns helfen? Viel Hoffnung - Resignation - und wieder Hoffnung. So könnte es klappen. Zur Zeit befinden sich die Sieben in der Praxisphase.

Die junge Mutter hatte im Hort ihres Sohnes erzählt, was sie bei »PRO Leipzig« machen. Da hatte der pfiffige Hortleiter eine Idee: »Wir brauchen unbedingt einen schönen Fliesenspiegel für unser Waschbecken im Bastelraum. Wäre das nicht was für Sie?« Das war's doch. Das könnte das »Gesellenstück« werden.

Bild Die Designerin entwarf das Muster. In Containern von Fliesenfirmen wurden Abfallfliesen gesucht, der Kleber abgekratzt und zwei Wochen lang werkelten alle sieben unter der Anleitung von Ramona im Hort der Astrid-Lindgren-Schule (Schönefeld), um ein Fliesenmosaik herzustellen. Die Hortkinder waren begeistert. Ein Fliesenlegermeister meinte trocken: »Alle Achtung!«. Und der Hortleiter sammelt jetzt Geld, um ein zweites Projekt in Auftrag zu geben. So kann's weitergehen.

Reich können sie nicht dabei werden. Aber Geld ist nicht alles. Lebensqualität ist wichtig. »Endlich kann ich mit meinem Beruf wieder etwas machen!« sagt Ramona. Alleine wäre das nicht möglich gewesen. Die ganze Gruppe ist stolz auf ihre Arbeit. 2008 will die IG-Metall ihr Projekt als »pro Grünau« anbieten. Es gibt in Grünau viel zu tun. Es gibt hier viele Menschen mit Ideen und viel zu viele HARTZ IV-Empfänger, die etwas Sinnvolles tun wollen.

Warum sollte sich das nicht zusammenknüpfen lassen zu einem Netz, das Arbeitslosen hilft, ihre Zukunft selber zu gestalten. Ob das sinnvoll ist und wie es gelingen könnte, wurde am 5. November im Quartiersrat und am 7. November beim »Stammtisch Grünau« diskutiert. Als Ansprechpartner steht Ihnen der Projektleiter von »Pro Grünau«, Herr B. Blatzheim, unter 03 41 / 4 82 35 20 gerne zur Verfügung.

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