Grün-As
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15.000 Euro für mehr Unabhängigkeit

Alternatives Jugendprojekt »Bunte Platte« erhält sächsischen Förderpreis

Das Grünauer Jugendprojekt »Bunte Platte« erhielt im November den Sächsischen Förderpreis für ihr Engagement im Stadtteil. »Grün-As« unterhielt sich mit dem Vorsitzenden »Locke« über ihre Auszeichnung und kommende Vorhaben.

Frage: Es gab viele gute Projekte, die sich mit euch gemeinsam um den Sächsischen Förderpreis beworben haben. Wie hoch habt ihr eure Chancen eingeschätzt, euch am Ende gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen?

Bunte Platte: Im Grunde müssen wir echt sagen, dass uns schon die Einladung zur Preisverleihung sehr überrascht hat. Unsere Bewerbung haben wir natürlich mit voller Hoffnung abgegeben, aber wir hatten mit keiner Silbe daran gedacht, tatsächlich nach Dresden fahren zu dürfen. In Dresden angekommen rechneten wir natürlich unsere Chancen aus und spaßten gelegentlich herum, was wir mit dem Preisgeld alles anstellen könnten. Für uns war von Anfang an klar, dass wir nicht umsonst nach Dresden gefahren sind, selbst, wenn wir keinen Preis erhalten würden.

Die anderen ebenfalls nominierten Projekte hatten alle ihr Berechtigung und waren es absolut wert, einen der Geldpreise für ihre Arbeit zu erhalten. Als wir dann allerdings nicht unter die sieben Projekte, welche nur mit einer Urkunde für ihre Arbeit gewürdigt wurden, kamen, schien uns das schon so unglaublich unreal. Denn nun war uns plötzlich klar, dass wir wohl mindestens einen der beiden Geldpreise erhalten werden, die der Schirmherr der Verleihung, der sächsische Ministerpräsident Tillich, extra vergeben wollte.

Doch auch für diesen Preis wurden wir nicht aufgerufen. Schließlich wurde der Name unseres Vereins gemeinsam mit dem des »Treibhaus e. V.« aus Döbeln genannt und uns wurde auf einmal einer der beiden mit 15.000 Euro dotierten Preise übergeben. Es schien wie ein Traum, denn all unsere Arbeit wurde auf einmal irgendwie belohnt und wir standen an einem Wendepunkt, denn mit diesem Geld geht uns endlich eine Abhängigkeit verloren!

Wie war die feierliche Preisverleihung? Das ist ja ein Rahmen, in dem ihr euch nicht alle Tage bewegt...

Da hast du völlig Recht. Das war für uns, oder zumindest die meisten eine echt neue Erfahrung. Die vielen Gäste, aber auch Vertreter/-innen der anderen Projekte haben sich richtig herausgeputzt, während wir solch eine Kleidung nicht mal in unseren Schränken haben. Aber wir wollten schließlich auch ehrlich rüberkommen und uns nicht verkleiden, so dass ein lässiges Outfit natürlich für uns sprach. Applaus geben war kein Problem, aber welchen zu erhalten, war wiederum etwas ganz Neues für uns. Alles in Allem war es eine sehr feine Veranstaltung, die uns aber keineswegs weh getan hat. Zur Ehrung solcher Akteure ist solch ein Rahmen mehr als angemessen und wir waren stolz, dabei zu sein.

Du hast es schon erwähnt: Der Preis war mit 15.000 Euro dotiert - Geld, das ihr natürlich dringend benötigt. Wisst ihr schon, wofür ihr es verwenden wollt? Gibt es vielleicht Vorgaben seitens der Stiftung?

Wir waren die gesamte Zeit, nach unserem Rausschmiss aus unserem ehemaligen Domizil am Kulkwitzer See, auf der Suche nach Geldgeber/-innen, denn schließlich konnten und können wir nicht davon ausgehen, dass wir ein für unsere Zwecke geeignetes Gebäude umsonst bekommen. Bei diesem Gebäude handelt es sich aber um unser Hauptprojekt. Ein »Alternatives Jugend- und Kulturzentrum«, welches in Grünau seine volle Daseinsberechtigung hat. Für eine echte Begegnungsstätte für junge und vor allem nicht rechte Jugendliche benötigt man natürlich viel Platz. Es gibt momentan wieder ein geeignetes Gebäude, welches uns das Jugendamt in Aussicht gestellt hat. Um es nutzen zu können, muss natürlich die Frage der Miet- und Nebenkosten geklärt werden. Das sind Summen, die wir aber nicht einfach aufbringen können. Das sieht nun anders aus. Unser momentanes Bestreben liegt deshalb natürlich darin, die 15.000 Euro als Startkapital für ein Jugendzentrum in Grünau zu nutzen.

Wir hoffen, diese Geldsumme dazu verwenden zu können, um anderthalb Jahre die Miete für unser Wunschobjekt zahlen zu können und in dieser Zeit das Projekt so zu gestalten, dass es nach Verbrauch des Preisgeldes in der Lage ist, sich selbst zu finanzieren. Dazu bedarf es aber noch viele gemeinsame Sitzungen im Verein und eine gute Kalkulation und Projektorganisation, die in den nächsten Wochen unsere weitere Arbeit umfassen werden. Schon jetzt können wir aber davon ausgehen, dass es solch ein Zentrum in Grünau frühstens im Frühjahr 2009 geben wird.

Interview: Klaudia Naceur
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