Grün-As

Erste Stammgäste und viele Neugierige

»Grün-As« trifft auf einen bunten Fahrgast-Mix

Eins vorweg: Für nachhaltige Ergebnisse ist es noch zu früh. Ein Vierteljahr werde es LVB-Angaben mindestens dauern, den Betrieb der neuen Quartiersbuslinie realistisch einzuschätzen. Die (vorsichtigen) Prognosen für die Anfangszeit seien jedenfalls deutlich übertroffen worden, sagt LVB-Planer Ekkehard Westphal: 300 Menschen nutzen den 66er täglich auf seiner Runde durch Grünau.

»Es bleibt abzuwarten, ob diese Zahl nachhaltig ist oder ob hier der Neuigkeitswert eine große Rolle gespielt hat«, so Westphal. Jedenfalls entspreche dies ungefähr der Fahrgastzahl, mit der man dauerhaft rechne, wenn die Linie sich etabliert hat. Unklar ist auch, was durch den neuen Halbstundentakt passiert. Denn seit 30. April wird als Ersatzmaßnahme für den Wegfall der S-Bahn ein zweiter Bus auf Linie 66 eingesetzt.

Das steigert den Nutzwert - sollte aber auch seine Nutzer finden, damit nicht nur heiße Luft durch Grünau gefahren wird. Während die Verantwortlichen die Schlagzahl erhöhen, stand eine Erfolgskontrolle auf der »Grün-As«-Agenda. Einen Monat nach dem Grünolino-Auftakt ging »Grün-As« an Bord, um mit den Fahrgästen über die Sinnfrage ins Gespräch zu kommen:

Sigrid und Manfred Hedlich haben es sich im hinteren Teil bequem gemacht: »Wir drehen aus Neugier eine große Runde.« Die Idee sei sehr gut, wenngleich Stundentakt und mühsames Vorankommen das Interesse der Hedlichs bremst. »Wir können zur Bahn laufen, da sind wir insgesamt schneller«, sagt er. »Wir wohnen zentral, da lohnt es sich für uns nicht«, ergänzt sie. Und so freuen sich beide eher für andere - für diejenigen nämlich, die weniger gut zu Fuß sind. Warum Hedlichs ausgerechnet heute an Bord sind? »Ich war unterwegs, habe eine Tageskarte, da musste ich hier nicht extra bezahlen«, sagt Sigrid Hedlich und spricht damit ein wichtiges Argument an, dass auf der Runde noch öfter von Monatskarten-Inhabern zu hören ist.

Annelies Jurk zählt indes zu den regelmäßigen Nutzern. »Ich bin fast täglich an Bord, vor allem wegen Fahrten zum Einkaufen. Der Bus lohnt sich, ist meist gut gefüllt.« Schöner wäre eine Runde direkt über den Kaufland-Parkplatz - »wie früher bei der Linie 63«. Bedauerlich sei, dass die Fahrt jeweils nur in eine Richtung gut funktioniere.

Angelika Littmann steigt mit Kinderwagen zu. Für sie und Enkelin Leonie ist die Verbindung ideal, denn die Fahrt geht für beide von der Kinderkrippe im WK 4 zur Selliner Straße im WK 8 - der bisher nicht so gut ins Netz angebunden war. »Wenn der Bus halbstündlich fährt, ist er aber noch viel attraktiver für uns.« Oft gefahren sei sie zwar noch nicht, aber mit einem guten Angebot, »da wird man faul«. Und während Leonie kräftig ins Brötchen beißt, teilt ihre Großmutter noch eine Sorge mit: »Ob das im Winter bei Schnee klappt? In den Nebenstraßen kommt dann sicher kein Bus durch.«

Mandy Berger ist ebenfalls recht angetan von der neuen Linie, die sie mehrmals pro Woche nutzt. »Ich bin einfach ein paar Minuten eher daheim«, sagt die junge Frau. Der Stundentakt sei kein Problem: »Die Fahrzeiten sind ja bekannt. Das kann man sich doch ausrechnen.« Zwar wäre die Straßenbahnanbindung gut, aber es gebe eben auch Ziele wie Allee Center und Lausen, die nun aus dem WK 7 besser zu erreichen sind.

»Ich mach nur 'ne Probefahrt«, sagt Maragarete Mierisch in der letzten Reihe. Die ältere Dame ist rüstig, braucht den Bus eigentlich nicht. »Ich wohne im WK 4, habe alles ganz in der Nähe.« Außerdem sei sie gern zu Fuß unterwegs - weswegen sie auch die anderen Ecken Grünaus kennt, die sie heute mit dem Grünolino ansteuert.

Text/Fotos: Reinhard Franke
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