Grün-As

Die ganze Welt war himmelblau...

Ein musikalischer Nachmittag im Parkschloss des Robert-Koch-Parks

...für die Besucher im Parkschloss beim Konzert mit dem »Johann-Strauss-Orchester«, dem »Chor Leipzig« und der Solistin Anne Görner am 10. Juli anlässlich des 16. Grünauer Kultursommers. Auch wenn es im Vorfeld und der Werbung zu den unterschiedlichsten Anfangszeiten gekommen war, löste das zwar Irritationen aus, aber zum wirklichen Beginn um 15 Uhr waren so viele Besucher gekommen, dass der wunderbar sanierte und renovierte Saal des Parkschlosses sie gar nicht alle aufnehmen konnte.

Auch wenn Uwe Walther vom KOMM-Haus noch eiligst weitere Stühle heranbrachte, so reichte doch die Stellfläche nicht aus, jedem Interessenten, der sich erst kurzfristig entschlossen hatte, noch einen Platz zu bieten. Einige Gäste mussten leider abgewiesen werden. So wurde es, wie nicht anders zu erwarten, ein musikalischer Nachmittag, bei dem zwar die Herzen nicht jünger wurden, der aber an die Jugend des vornehmlich aus Senioren bestehenden Publikums erinnerte.

Melodien wie »Schenk man sich Rosen in Tirol« (während die Herren vom Chor den Damen im Saale Rosen schenkten) oder »Dunkelrote Rosen« und der Siegesmund, der nichts dafür kann, dass er schön ist, brachten dann auch besonders lang anhaltenden Beifall, bevor sich das junge Ensemble unter Leitung von Erik Schober nach zwei Zugaben verabschiedete. Doch wie immer nach einer solchen Veranstaltung gab es unter den Besuchern noch viel Diskussionsstoff auf dem Heimweg.

Frau H. aus dem Nelkenweg fand es beispielsweise nicht so gut, dass sich Sängerinnen des Chores so unterschiedlich in Szene zu setzen versuchten, und Familie M. aus der Kiewer Straße hätte sich ein musikalisch »volleres Orchester« gewünscht. Herr K., selbst ein früherer Musiker, brachte es auf den Punkt: »Man muss das Bemühen dieses kleinen Klangkörpers anerkennen, da kann man kein 'Mantovani' oder 'Rieu' erwarten. In Gedanken habe ich die Noten mitgelesen und bin sehr froh darüber, heute hier dabei gewesen zu sein.«

Das war auch der Grundtenor der meisten Besucher, die ich befragen konnte. Frau Kleinschmidt aus dem Leipziger Norden lobte den Saal und seine Ausstattung. »Als ich das Gebäude von Außen sah, dachte ich mir: Was soll das wohl werden? Aber ich war überwältigt von den Kronleuchtern, der Pracht, die die Wände und die Balustrade ausstrahlten. Genau das richtige Ambiente für diesen Nachmittag...« Anlass genug, beim Betriebsleiter des Facility-Management des Klinikum St. Georg um ein Gespräch zu ersuchen.

Stephan Matterne sagte zu, und er erzählte voller Begeisterung von der Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Parkschlosses und dem Klinikum Sankt Georg, das am 20. März 2012 seinen 800. Jahrestag begehen wird. Das ist auch das Ziel für die weitere Teilsanierung. Unter der Voraussetzung, den Charme des alten Gebäudes zu erhalten, wurde zunächst mit der Teilsanierung des Erdgeschosses begonnen. Um die altehrwürdigen Kronleuchter aus dem Jahre 1911 wieder zum Leuchten zu bringen, war eine völlige Neugestaltung der elektrischen Anlage erforderlich. Sie sollte und musste zukunftsträchtig sein, denn es ist geplant, so manchen Raum mit modernster Kommunikationstechnik auszustatten, um für Konferenzen, Tagungen und die verschiedenartigsten Veranstaltungen wie Ärzteberatungen, Schulungen der Mitarbeiter, aber auch für Mieter des Anwesens, gerüstet zu sein.

Ein weiterer Schwerpunkt war das Parkett. Der Zahn der Zeit hatte arg daran genagt, das wurde sichtbar, nachdem Professor Junker und seine wissenschaftliche Einrichtung ausgezogen waren. 900 Quadratmeter waren von teilweise aufgeklebtem Fußbodenbelag zu befreien, dann abzuschleifen und neu zu versiegeln. Eine nicht gerade billige Angelegenheit. Die Wand- und Deckengestaltungen sollen weitestgehend ihren Charakter aus der Errichtungsphase um 1910 behalten. Was beim großen Saal, der einst als Speisesaal diente, in so großartiger Weise gelungen ist, soll sich nun in der Bibliothek und dem Empfangssaal fortsetzen, und auch in den weiteren Räumen des Erdgeschosses erkennbar werden. Einer davon diente bereits als Ausstellungsraum für eine Schau über die »Gründung« des Brandverletzten-Zentrums vor fünfunddreißig Jahren nach dem Absturz eines Messeflugzeuges. Dieses Zentrum sucht heute in weitem Umkreis seinesgleichen.

Einzig die Toiletten wurden völlig neu und den heutigen Anforderungen entsprechend, gebaut. Mit der oberen Etage wird man sich noch etwas Zeit lassen müssen, und ob bis zum 800. Jahrestag auch die Außenansicht des Parkschlosses im Robert-Koch-Park saniert werden kann - Fenster und Türen sollen es allemal - lässt sich noch nicht genau sagen. Stephan Matterne kommt ins Schwärmen, wenn er von dem Objekt spricht, so dass man kaum zu fragen wagt, was das alles bisher schon und auch künftig noch kosten wird. Aber man kann es sich auch so schon vorstellen. Vor allem aber ist erkennbar: Hier wird praktisch und mit hohem Aufwand Denkmalpflege betrieben. Darüber sollten wir uns alle freuen und dankbar sein.

Ditmar-E. Mickeleit
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