Magdas Querblick
An der Peripherie
Ende Januar staunte ich nicht schlecht, als gleich mehrere lokale Medien vom bevorstehenden Umzug der Caritas in die mittig gelegene Ringstraße
berichteten. Dieser, so las ich im Stadtleben der LVZ, stünde schon lange auf der Tagesordnung und mit der jetzigen Lage »an der Peripherie des
Stadtteils«
sei man so gar nicht glücklich, das Gebäude sei marode - die komplexe Veränderung für 2014 anvisiert. »Okay«
,
dachte ich »Wenn das so in der Zeitung steht...«
und machte mich daran, die Materie fürs »Grün-As«
aufzubereiten.
Schnell stand jedoch fest: Manchmal sind Journalisten auf der Suche nach interessanten Themen den eigentlichen Geschehnissen weit voraus. Und manchmal ist eher der Wunsch Vater des Gedankens mancher Stadtteilplaner und eifriger Pressemitteilungsschreiber. Oder war das gar nicht nur unglücklich formuliert, sondern sollen da etwa Entscheidungsträger beeinflusst werden?
Tatsache ist nämlich, dass der geplante Umzug der Caritas in Grünaus Mitte zwar durch die OBM-Dienstberatung ging, aber im Anschluss noch nicht durch die erforderlichen Gremien. Bevor der Stadtrat eine solche Verlagerung beschließen könnte, berät zunächst der Stadtbezirksbeirat darüber. Dessen Urteil ist zwar nicht maßgeblich, wird aber zumindest ins Kalkül gezogen. Im März sollten die Caritas-Umzugs-Pläne dem Gremium nun vor gestellt werden - zwei Monate nach dem die Öffentlichkeit via Medien bereits informiert wurde - verkehrte Welt. Gern hätte ich an dieser Stelle berichtet, wie das Votum des Stadtbezirksbeirates ausgefallen ist.
Aber ausgefallen ist leider lediglich der Tagesordnungspunkt. Darüber geredet haben die Beiräte trotzdem und es regte sich sogar erster Widerstand. So gab es einen Vorschlag, wie der zurzeit leer stehende Gebäudeteil, den die Caritas beziehen möchte, alternativ genutzt werden könnte: Als zusätzliche Kinderkrippe nämlich. Da die Stadt noch etliche Plätze aufgrund der Kinderbetreuungsgarantie schaffen muss und mittlerweile selbst im überdurchschnittlich gut bestückten Grünau die Plätze rar sind, sollte dieser Gedanke nicht gleich abgetan werden.
So sehr ich die Caritas mit ihrem Wunsch nach verbesserten Bedingungen verstehen kann und infrastrukturell-praktisch die Zentralisierungsbemühungen
seitens der Stadt auch sein mögen: »Alles in die Mitte«
kann auch nicht die Lösung sein, denn: An der »Peripherie des
Stadtteils«
leben nur allzu viele an der Peripherie des Sozialstaates.