Heißer Herbst
...im KOMM-Haus, davor und weiter weg
Veranstalter bieten einen bunten Kultur-Mix
Als das KOMM-Haus im vergangenen Jahr 20 wurde, begingen dies die Mitarbeiter, Nutzer und umliegenden Bewohner der Einrichtung mit einem dreitägigen Veranstaltungsmarathon. Das kam bei allen Beteiligten gut an. Und zwar so gut, dass es in diesem Jahr eine Fortsetzung geben wird.
Los ging es bereits Ende August mit den Filmabenden im leerstehenden REWE-Markt am Jupiterzentrum. »Die Geschichten hinter vergessenen
Mauern«
, ein Dokumentarfilm von Enno Seifried über lost places in Leipzig (»Grün-As«
berichtete ausführlich), lockte etliche
Besucher in den WK 7. Wer dies verpasst haben sollte, hat am 16. September noch einmal die Chance, den interessanten Streifen im Theatrium zu sehen.
Doch zurück zum KOMM-Haus: Als die Veranstalter 2011 mit einem bunten Straßenfest, eine alte Tradition wieder aufgriffen, so war man sich zunächst nicht sicher, wie das angenommen werden würde. Der Mix aus Kultur im und vor dem Haus, Info- und Imbissständen sowie Kinderanimationen verwandelte die Selliner Straße in eine lebendige Fußgängerzone. Das abendlich ansonsten eher beschauliche Viertel erlebte mit einer abschließenden Lasershow zu später Stunde eine Ahnung nächtlichen Treibens.
Nicht ganz so gigantisch, aber auf jeden Fall turbulent und bunt, soll es auch dieses Jahr werden. Am Freitag, den 14. September, ab 14 Uhr heißt es:
Straßenfest, das 2. neuzeitliche. Einen Tag später rockt die Gruppe »Transit«
die Bühne des Hauses und zwar: unplugged. Nachdem die
Ostrocklegende um Sänger Egon Linde vor zwei Jahren das Highlight des Schönauer Parkfestes bildete, kehrt sie nun in kleiner Besetzung nach Grünau zurück.
Ab 20 Uhr darf man sich auf wunderschöne Balladen aus der nordischen Mythen- und Sagenwelt und einfühlsame Liebeslieder freuen. Neben altbekannten Melodien
zum Mitsingen, gibt es auch den ein oder anderen Song von der geplanten neuen CD. Ein Abend also, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Aus einer gänzlich anderen Zeit, aber deswegen nicht minder unterhaltsam, stammt Buchautor Clemens Meyer, der eine Woche später im KOMM-Haus zu Gast
sein wird. Mit seinem Debütroman »Als wir träumten«
brachte der junge Leipziger vor sechs Jahren ein Buch auf den Markt, der ihn über
Nacht weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt machte.
Als erfrischend anders und ohne den ansonsten allzu häufig erhobenen Zeigefinger bezeichneten Literaturkritiker damals die Geschichte rund um eine Jugendclique aus dem Leipziger Osten der Nachwendezeit, deren Leben sich ausschließlich um illegale Partys, Autoklaus und Kneipenbesuche zu drehen scheint. In der Tat fesselt die Story nicht nur Leser, die sich wiederzufinden hoffen. So richtig authentisch wirken die vielen kleinen Anekdoten, die sich zu diesem 500-Seiten starken Buch zusammenreihen, letztendlich aus dem Munde des Autors selbst. Am 21. September ab 19 Uhr kann man sich davon überzeugen.
Wem der verbal vermittelte Eindruck des Leipziger Ostens nicht genügt, kann sich vor oder nach der Lesung einen ganz realen Blick in den Stadtteil verschaffen. Thematisch passend stellt das KOMM-Haus ab dem 14. September (Vernissage 19 Uhr) die fantastischen Bilder des Fotografen Harald Kirschner aus. Für die Grünauer ist Kirschner kein Unbekannter - hat er doch jahrzehntelang das Leben im hiesigen Stadtteil mit seiner Kamera dokumentiert. Nicht weniger eindrucksvoll als die Grünauer Fotos sind jene aus dem Osten des Jahres 1981, wenngleich sich dem Betrachter natürlich ein komplett anderes Bild zeigt. Lassen Sie sich überraschen.
kmn