»Dialog am Donnerstag«
lädt seit 30 Jahren zum Erfahren, Erzählen, Schreiben
Sie treffen sich donnerstags. Immer 14 Uhr. Fünfzehn Autoren. Im Nebenjob. Manche nun schon dreißig Jahre. Als die Absolventin des Leipziger Literaturinstituts Roswitha Scholz 1981 hoch motiviert den ersten Treff initiierte, lockte sie ganze vier Begeisterte. Aber sie kamen. Regelmäßig. Um sich auszutauschen. Über ihre Texte. Über ihr Leben. Darüber, wie man das aufschreibt, was einen umtreibt. All die Träume, Hoffnungen und Erfahrungen. Dieses Interesse füreinander hat sich die Gruppe bis heute bewahrt. Aufmerksam gehen sie miteinander um. Beobachten. Hören zu. Haben neue Mitglieder dazu gewonnen. Sind miteinander älter geworden. Aneinander gewachsen.
Immer geht es darum, am Text zu arbeiten. Nie darum, den Schreiber anzugreifen. Sie haben herausgefunden, wo ihre Themen liegen, wo die stilistischen
Stärken des Einzelnen. Inzwischen hat jeder für sich einen Weg gefunden, den Leser mitzunehmen. Da entsteht Prosa. Erzählungen. Novellen. Sogar an Lyrik
wagen sie sich. Sonette. Limericks. So eigen wie an ihre Texte gehen sie auch an die literarische Arbeit. Martin Diebler war sich noch mit über 90 sicher:
»Es klickert mir aus den Ohren.«
Annemarie Köhler dagegen sammelte »... kleine Freuden«
. Johannes Burkhardt schreibt
mit der Hand. Überschreibt. Verbessert. Beim vielten Mal hilft nur noch Überkleben. »Ich lausche, schmecke ... Dieses Ringen ist mir ein
Vergnügen.«
So formt sich im Geben und Nehmen die Sprache, der Text, nicht dessen Moral. Beginnt ein Glasperlenspiel. Bis es geschafft ist - gelebtes Leben
angemessen aufzubewahren. »Meine erste Dauerwelle und andere haarige Geschichten«
oder »Weihnachten bei uns zu
Hause«
. Von den Reihen »Erzähl-Café«
und »LebensZeichen«
gibt es bereits mehrere Bände. Alle im Buchhandel
oder online zu haben.
Diese Interaktion vollzieht sich auch im Alltag der Gruppe. Als Roswitha Scholz zweimal schwer an Krebs erkrankte, wollte sie genesen, stark sein, für die Gruppe da sein. Da gab ihr die Gruppe Halt, gesund zu werden. Und bei den zahlreichen Lesungen entwickelt sich dieser Dialog mit den Zuhörern. Privat Geschriebenes wird preisgegeben. Wird öffentlich. Geht eigene Wege. Wird angenommen.
Oder nicht: »Meine Katze will nicht wissen, was ich schreibe«
, beklagt sich Johannes Burkhardt in seinem neuesten Buch. Spätestens
dann stellt sich schon mal die Frage - Warum tue ich das? Wozu schreibst du das auf? - Weil es eine Lebensform ist. Eine Art, sich auszudrücken, sich
mitzuteilen. Am Leben teilzunehmen. Lebendig zu sein. Kreativ. Aktiv. Für die, die vielleicht ebenso »Barfuß in der Kälte hupfen«
. Oder
für sich beschließen: »Ich tanze nicht mit meinem Spiegelbild.«