Zeichen
Sprache ohne Worte
Grün ist die Farbe der Hoffnung - oder des Islam oder einer Partei? Ein Vorhängeschloss kann zum Zeichen der Liebe werden - wenn es an einer Brücke
hängt. Sind Jeans (noch) eine Einstellung und keine Hosen? Die Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig geht der Sprache der Zeichen, ihren
unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten und ihren Botschaften auf den Grund - sowohl im Alltag als auch in Kultur und Politik. Sie beleuchtet mit rund 600
Objekten, Fotografien, interaktiven Elementen und Medienstationen die Bedeutung nonverbaler Kommunikation in der Gesellschaft. Ordnung, Macht, Protest,
Männer und Frauen sind einige der »zeichenhaften«
Themen. Die Ausstellung ist vom 13. Dezember 2012 bis 1. April 2013 zu sehen. Der
Eintritt ist frei.
Das Feld der Zeichen ist weit und seine Definition in der Kunst- und Sprachwissenschaft, Philosophie und Psychologie vielfältig. Nahezu jedes materielle
Gebilde oder Produkt kann zum Zeichen werden, soweit es neben der instrumentellen auch eine kommunikative Funktion hat: Schwarze Strümpfe wärmen, können
aber auch sexy oder ein Zeichen von Trauer sein. Ständig werden wir mit Zeichen und Zeichensystemen konfrontiert. Wir unterliegen ihrer suggestiven Kraft
und »Bildsprache«
, die es zu deuten gilt. Zeichen geben uns Orientierung. Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich tragen
Zeichen dazu bei, Strukturen zu verstehen. Im Straßenverkehr sorgt ein einfaches und für alle verbindliches Zeichensystem, das jeder lernen und kennen
muss, für einen reibungslosen Ablauf.
Zeichen geben immer auch Auskunft über die soziale Gemeinschaft, in der sie verwendet werden, deren Normen, Werte, Wünsche, Ideale und Ängste. Je nach
Kontext können Zeichen aber unterschiedliche Bedeutungen haben und missverstanden werden, vor allem in der interkulturellen Kommunikation. Ist ein Kopftuch
ein Kleidungsstück, ein Zeichen für Religiosität oder gar Islamismus? Die Einordnung gelingt nur über weitere Zeichen oder den
»Absender«
des Zeichens - zuweilen auch gar nicht.
Neben dem Kontext und unterschiedlichen kulturellen Gegebenheiten unterliegen auch Zeichen dem historischen Wandel: Ein Kreuz symbolisiert längst nicht mehr nur christlichen Glauben, spätestens seit Madonna ist es ein beliebtes Mode¬accessoire geworden. Die Anti-Atomkraft-Sonne ist vom Symbol einer außerparlamentarischen Protestbewegung zum Zeichen des gesellschaftlichen Konsenses für erneuerbare Energien mutiert.
Mimik und Gestik, Kleidung und Sprache: In bewusst und unbewusst gesetzten Zeichen verdichten sich Weltanschauung und Identität. Sie signalisieren dem
Gegenüber ein Bild der eigenen Person, das sorgfältig dechiffriert werden muss: vom Blind Date über das Bewerbungsgespräch bis zum Gerichtsprozess. In der
Politik wird die Sprache der Gebärden - bewusst oder unbewusst? - eingesetzt. Gerhard Schröders Faust signalisierte Kampfbereitschaft und Durchhaltewillen,
Angela Merkel vertraut bei ihren öffentlichen Auftritten den »offenen Händen«
des Dialogs.
Das Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig ist dienstags bis freitags von 09.00 bis 18.00 Uhr und sonnabends und sonntags von 10.00 bis 18.00 uhr geöffnet.
Info: Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig