Grünes Signal vom Freistaat
Ein Jahr vor Wiederinbetriebnahme der S1 herrscht Zuversicht
Am 13. Dezember 2012 - also beinah auf den Tag genau ein Jahr bevor die vorübergehend eingestellte S-Bahn wieder nach und durch Grünau rollen soll - traf sich die Bürgerinitiative S1 mit Vertretern des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) im Stadtteilladen.
Nach beunruhigenden Meldungen von erneuten Mittelkürzungen durch den Freistaat Sachsen, die die Wiederkehr der S1 gefährden könnten, sollte dieses Treffen mit ZVNL-Geschäftsführer Oliver Mietzsch sowie Projektmanager Bernd Irrgang ein wenig Klarheit schaffen.
Zur Vorgeschichte: Im Haushalt des Landes Sachsen wurden für die Jahre 2011/12 Kürzungen in Millionenhöhe beschlossen, wodurch der ZVNL gezwungen war,
Strecken auszudünnen, beziehungsweise ganz einzustellen. Davon war auch die S1 betroffen, die seit April 2011 nicht mehr durch Grünau fährt, mit
Inbetriebnahme des Citytunnels aber reaktiviert werden soll. Die Grünauer hatten sich mit einer langen Unterschriftenliste über die zeitweilige Einstellung
der Linie beschwert, argwöhnten doch viele, dass es kein Wiedersehen geben wird und das »Rückgrat«
des Stadtteils sang- und klanglos
verschwindet.
Die Intervention brachte nicht den erhofften Erfolg, die S1 verschwand aus dem Alltag der ÖPNV-Nutzer und Gerüchte um neue Einsparungen ließen eine
Wiederkehr zumindest anzweifeln. Ein Schreiben vom Sächsischen Staatsministerium an den Quartiersrat besänftigte Anfang Dezember die erhitzten Gemüter.
Wörtlich heißt es darin: »Der Streckenabschnitt zwischen Leipzig-Grünau und Hauptbahnhof ist Bestandteil der S-Bahn-Linie S1 des Mitteldeutschen
S-Bahn-Netzes, welches am 14. Dezember 2013 mit Fertigstellung des City-Tunnels Leipzig in Betrieb genommen wird. (...)«
Dies ließ nicht nur alle Streiter für die S1 hörbar aufatmen, sondern auch das Treffen mit dem ZVNL zur reinen Informations-Veranstaltung werden, bei der Mietzsch und Irrgang ebenfalls vorsichtigen Optimismus verbreiteten. Man sei, so der Geschäftsführer des Zweckverbandes im Gespräch mit dem Land und es gäbe da Signale in Richtung Hilfestellung bei der Überbrückung von Deckungslücken. Außerdem hätten sich gewisse Kosten als zu hoch angesetzt herausgestellt. Sprich: Der ZVNL verfügt über mehr Geld, als bisher angenommen.
Nachdem sich denn beide Seiten über vergangene Bemühungen, Aktivitäten und die Gründe sowie Auswirkungen der zeitweiligen Streckeneinstellung
ausgetauscht hatten, wurde es allerdings konkret: Taktfrequenzen des künftigen S-Bahnverkehrs (»wenn die S-Bahn kommt, dann
halbstündig«
) und die Sanierung der vier Grünauer Haltepunkte sowie die der Brücke Miltitzer Allee kamen zur Sprache.
Für die Brücke - ein Ärgernis für jeden, der sie nutzen muss - sind demnach alle Planungen abgeschlossen und die Arbeiten beginnen im Frühjahr. Über eine Million Euro wird die grundhafte Sanierung der Überführung kosten und während der Bauzeit ein ebenerdiger Bahnübergang geschaffen. Pünktlich zur Ankunft der ersten S-Bahn, die übrigens im schicken neuen, silbernen Design daherkommt, soll die Brücke fertig sein.
So wie alle anderen Haltestellen auch, die ebenfalls ab dem Frühjahr erneuert werden und zwar parallel. Aus Mitteln des Konjunkturpaketes II werden die Bahnsteige erneuert und mit behindertengerechten Zuwegen sowie Wartehäuschen ausgestattet. Kosten: drei bis vier Millionen Euro, an denen der ZVNL zu 20 Prozent beteiligt ist. Mit Spannung darf man nun das Frühjahr erwarten, denn abgesehen vom Start aller Bau- und Sanierungsmaßnahmen, wird es dann die letzte Sicherheit geben, ob sie wiederkommt - die S1.
Klaudia Naceur