Durch die Wüste Wahiba
Interview - »Jeden Tag eine neue Überraschung«
Im Februar dieses Jahres brachen vier Leipziger zu einem ganz besonderen Abenteuer auf: Zu Fuß wollten sie die omanische Wüste Wahiba einmal von Nord
nach Süd durchqueren.
Dies war umso gewagter, als dass es sich bei den Reisenden keineswegs um Profi-Extrem-Wanderer handelt, sondern ganz normale Männer, die sich im Alltag
eher auf vier Rädern als per pedes fortbewegen. Von Zurückgebliebenen bestaunt, von Einheimischen belächelt, erlebten sie unvergessliche Momente, von denen
sie bei ihrem Vortrag am 20. April um 19.00 Uhr im KOMM-Haus berichten werden. »Grün-As« unterhielt sich schon vorher mit zwei von
ihnen.
Durch die Wüste Wahiba
Grün-As Wie kam es zu dieser Idee?
Tilo Die hatte ich schon vor zwei Jahren, aber leider hat es bisher nie mit Terminen geklappt. Ich war vor etwa sechs Jahren das erste Mal im
Oman und seitdem hat mich die Wüste nicht mehr losgelassen. Damals war ich mit dem Jeep in der Wüste unterwegs und wollte es unbedingt einmal zu Fuß
erleben. Das Gepäck auf dem Rücken und unmittelbar mit dem Sand und dem Himmel verbunden.
Steffen Als Tilo mit dieser Idee kam, war ich sofort begeistert. Ich bin absoluter Wüstenfan und war schon einige Male in der Sahara, Gobi und
anderen Wüsten. Mich beeindruckt die Weite, die Einsamkeit, die schön geformten Sanddünen und natürlich die unendlich vielen Sterne am nächtlichen
Wüstenhimmel. Bisher war ich immer relativ komfortabel mit Geländewagen unterwegs. Zu Fuß - auf sich allein gestellt - sollte das Wüstenerlebnis noch
intensiver sein. Jeden einzelnen Kilometer selbst gehen und dabei alles was man benötigt auf dem Rücken zu schleppen, war für mich eine interessante
Herausforderung.
Grün-As Hattet Ihr einen Guide?
Steffen Ich reise immer ohne Guide. So muss man sich in der Vorbereitung und während der Reise mehr mit Land und Leuten beschäftigen und erlebt
dadurch die schönen Situationen aber auch die Probleme sehr direkt und ungefiltert. Diese Art zu reisen ist anstrengender aber sie gibt mir auch viel
mehr.
Tilo Ein Guide war von Anfang an nicht geplant, hauptsächlich aus finanziellen Gründen (grins).
Grün-As Und da ward ihr euch alle einig?
Steffen Ja...
Tilo So ungefähr...
Grün-As Hätte nichts passieren können?
Tilo Das hätte es schon auf dem Weg zum Flughafen...
Steffen Passieren kann mir auch immer in Deutschland etwas. Man muss sich über die Risiken informieren und entsprechend vorbereiten. Der Oman
ist ein sicheres Land. Wir haben uns gut vorbereitet und sind damit keine großen Risiken eingegangen. Wir konnten die Reise entspannt angehen.
Grün-As Und wie sah diese Vorbereitung konkret aus?
Tilo Erst einmal haben wir uns zusammen eine Tour überlegt. Wir wussten, dass wir ungefähr zwei Wochen brauchen, wenn alles glatt geht und wir
zirka 15 bis 20 Kilometer am Tag schaffen. Also planten wir eine komplette Nord-Süd- Durchquerung, das sind etwa 200 Kilometer. Auf Google Earth sind wir
dann schon mal Kilometer für Kilometer virtuell »abgelaufen« und haben Stationen festgelegt. Wir konnten ja nicht für den ganzen Weg
Wasser tragen, deshalb mussten wir unterwegs unsere Reserven wieder auffüllen. Spätestens aller drei Tage.
Steffen Das hat die Routenplanung eigentlich zum Hauptproblem gemacht. Die Ausrüstung so leicht wie möglich zu halten war auch schwierig. Wir
mussten uns sehr einschränken und trotzdem sind unsere Rucksäcke sehr schwer geworden ... Bei allen Schwierigkeiten: Jedes Treffen war wie ein kleiner
Ausflug in die Wüste - Vorfreude und Spannung pur. Naja und dann haben wir natürlich alle mehr oder weniger trainiert - viel zu wenig, wie sich dann
herausstellte. Bist du nicht sogar mit Gepäck gelaufen?
Tilo Ja, leider haben wir es nur einmal geschafft, zusammen zu wandern. Ich bin einige Male mit 20 Kilo auf dem Rücken etwa 20 Kilometer durch
die Berge gelaufen. Aber selbst das war viel zu wenig. Außerdem wog unser Gepäck in der Wüste deutlich mehr. Das war echt die Hölle.
Grün-As Klingt schon anstrengend. Was war die größte Herausforderung?
Tilo Das Gepäck, die Sonne, der Sand, das Wasser, das Laufen...
Steffen Der sehr schwere Rucksack je nach Wasservorrat 25 bis 35 Kilo bei über 30°C durch weichen Sand zu schleppen ... Tage lang...
Grün-As Gab es unterwegs Überraschungen?
Steffen Ja, jeden Tag ...
Tilo Es gab einige Überraschungen, aber die wollen wir auf dem Vortrag loswerden. Nur so viel: Theorie und Praxis lagen auch bei diesem
Experiment manchmal ziemlich weit auseinander.
Grün-As Ihr nennt euren Vortrag den etwas anderen Reisebericht. Was wird uns erwarten?
Steffen Es ist ein Diabericht von vier Freunden, die durch die Wüste laufen und dabei viele tolle Erlebnisse haben und besondere Erfahrungen
sammeln. Es gibt schöne Bilder und aufregende Berichte und unsere Ausrüstung zum Anfassen...
Tilo Genau - wir haben einmal die komplette Ausrüstung dabei, um nachvollziehbar zu machen, wie das Gewicht zustande kam. Wir haben eine Liste
entworfen, für Dinge, die man auf einer solchen Reise unbedingt mitnehmen sollte. Und wir haben eine Liste, für Dinge die die Welt nicht braucht -
jedenfalls nicht in der Wüste. Dann gibt es einen Arabisch- Crashkurs, und wir kochen für die Gäste eines unserer Lieblingsgerichte, die wir jeden Abend
gegessen haben. Was wir unter normalen Umständen wahrscheinlich niemals tun würden. Und natürlich wollen wir den Besuchern ein Bild vom Sultanat Oman
machen.
Steffen Das dürfte für Einige durchaus überraschend sein ...
Grün-As Mich habt ihr auf jeden Fall schon neugierig gemacht. Vielen Dank für das Gespräch.
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