Tweedhop Radparade
Von der Sachsenbrücke zu den Mietergärten am Kulki
Für etwas Verwunderung sorgten sie schon. Da radelten nicht nur 50 Radfahrer mitten durch Grünau, sie hatten auch noch ihre eigene Musik dabei. Von
einem Lastenfahrrad, dem Little Big Horn Soundsystem, gab es scheppernden, treibenden Swing. Dessen Fahrer, Frank Patitz von der Leipziger Manufaktur
Retrovelo, hat die Tour auch organisiert. Ein Großteil der Mitfahrer gehören zu »Swing in LE«
und tanzen gern Lindy Hop, Charleston,
Shag und Authentic Jazz. Auch mitten in Grünau.
Treffpunkt für diese ungewöhnliche Radtour war die Sachsenbrücke, wo neben den 50 Mitfahrern auch zahlreiche Schaulustige dem tänzerischen Treiben
zusahen. Von da ging es durch Plagwitz nach Grünau zum Denkmal, das an die Grundsteinlegung des Stadtteils erinnert, und weiter über die S-Bahn-Brücke zum
Heizhaus. Hier wird ja bekanntlich nicht nur mit Skateboards, Rollern und BMX-Bikes über die Rampen getobt, man kann auch tanzen. Das nächste
Street-Dance-Camp findet übrigens in den Ferien vom 12. bis 16.08.2013, jeweils 9.00-16.00 Uhr, statt und kostet 60 Euro.
Weiter ging es, am Allee-Center vorbei, zu den Kolonnaden Alte Salzstraße. Das Projekt im Rahmen des ExWoSt-Forschungsfeldes soll Möglichkeiten einer
gemeinsamen Flächenentwicklung in Verbindung mit einer eigenverantwortlichen Nutzung und Pflege durch Anwohner aufzeigen. Für eine rund 3260 Quadratmeter
große Rückbaufläche einer Wohnungsbaugenossenschaft wurde mit interessierten Nutzern aus der Umgebung neue Nutzungsangebote im Freiraum entwickelt und
umgesetzt. Erfolgreich.
Genauso erfolgreich, wie das Projekt »Mietergärten«
der WG Lipsia, dem Ziel der Radtour. Fassungslos müssen die Radler hier hören,
dass die 13 kleinen Gärten, die in acht Jahren entstanden sind, einem Neubau weichen sollen. Dabei würden die Gärtner, größtenteils im Rentenalter, auch
auf eine Ersatzfläche umziehen, wenn die Lipsia die zeitnah anbieten würde. Aber die Genossenschaft bleibt hart. Und die Pachtverträge der Hobbygärtner
können nicht nur innerhalb von drei Monaten gekündigt werden, sie schließen auch jegliche Entschädigung aus. Die kleine Idylle soll verschwinden.
Während die einen Radler noch nachdenklich durch die kleinen Gärten kurz vor dem Kulkwitzer See schlendern und die kleinen Gartenzwerge betrachten, haben andere bereits ein Würstchen vom Grillfahrrad in der Hand. Später tanzen einige in der Abendsonne. Manchmal sollte man einfach nur den Augenblick genießen.
Lutz Rodenhauser