Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Vom Schmutzloch zum Naturjuwel

40 Jahre Naherholungsgebiet Kulkwitzer See

Was wäre Grünau ohne seine Badewanne? Auf jeden Fall nur halb so schön. Was mit dem notwendigen Übel, Kohle zu fördern und damit große Gebiete in wahre Mondlandschaften zu verwandeln, begann, wurde zu einem echten Juwel deutscher Gewässer. Seit nunmehr 40 Jahren - genau gesagt seit dem 18. August 1973 - lockt das Naherholungsgebiet am Rande Leipzigs Naturliebhaber, Erholungssuchende, Touristen, Wassersportler und Badegäste an.

Lange bevor die vielen neuen Seen rund um die Messemetropole entstanden, bestach der Kulkwitzer See durch seine ausgezeichnete Wasserqualität und tut dies bis heute. Dabei wurde ihm das Glück zuteil in der DDR »heranzuwachsen«. Zwar musste er mit dem Entstehen des Neubaugebietes Grünau zum Teil weit über einhunderttausend tägliche Badegäste verkraften. Aber ihm blieb die totale Vermarktung erspart, wie man sie heute in Markkleeberg oder Zwenkau erleben kann.

Der Kulki, wie er kurz und liebevoll genannt wird, ist zwar der schönste und beliebteste See Sachsens, aber seit langem nicht mehr das erste Ziel badehungriger Leipziger. Was unbesehene Vorteile hat: Größere Bauaktivitäten sind zumindest auf Leipziger Seite dank eines nicht fertig werden wollenden Bebauungsplanes nicht zu verzeichnen.

Die Ufer verhältnismäßig dünn bebaut, selbst der gut acht Kilometer lange Rundweg war bis vor kurzem größtenteils naturbelassen. Der mehr oder weniger freiwillige Dornröschenschlaf hatte wahre Naturwunder zur Folge. Flora und Fauna konnten sich ungestört verbreiten und vermehren. Mitten im Pappelwäldchen beschleicht einen beispielsweise nicht der Hauch einer Ahnung, dass sich die Großstadt nur in ein paar hundert Meter Luftlinie Entfernung befindet. Am Westufer ist dieser Schlaf nun vorbei.

Dem See wurde gemäß seinem Alter ein ordentliches Lifting verpasst. Eine großzügige Uferpromenade, bald entstehende Einfamilienhäuser, Sport- und Freizeitanlagen sollen die Attraktivität steigern und Geld in's Markranstädter Stadtsäckel spülen, sind aber nicht unbedingt Jedermanns Geschmack.

Was wünscht man einem Naherholungsgebiet, einem See, der nach menschlichen Maßstäben in die Jahre gekommen ist, dessen Existenz die unsrige aber bei weitem überdauern wird? Vielleicht dies: Dass diejenigen, die momentan seine Geschicke bestimmen, dies mit Bedacht und Weitsicht tun. Dass die Interessen von den anliegenden Kommunen, Bürgern, Vereinen und Gewerbetreibenden uneigennützig gegeneinander abgewogen und Entscheidungen im Sinne des Sees getroffen werden. Unsere Nachfahren werden es uns danken.

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