Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, irgendwie kommt es zum Jahresende für Grünau immer echt dicke. Während im vergangenen Jahr die WOGETRA mit den Stilllegungsplänen ihres Elfgeschossers mitten in den Weihnachtsfrieden platzte, stören selbigen 2013 die unlängst mehr oder weniger unfreiwillig bekannt gewordenen Mittelkürzungen in der Kinder- und Jugendförderung - wovon auch der hiesige KIJU betroffen ist.
Wobei die Streichung von Fördermitteln unweigerlich auch die Schließung der Einrichtung zur Folge hätte. Grünau als eigener Planungsraum, so heißt es in der Begründung, sei mit Offenen Freizeittreffs überversorgt. Aha! Wie war das doch gleich mit der Jugendclique, die sich vor und im Allee-Center rumtreibt und für jede Menge Ärger sorgt? War man sich da nicht noch völlig einig, dass man diese Klientel von der Straße holen soll?
Genau das tat der KIJU und - wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf - im Vergleich zur nahen Völkerfreundschaft qualitativ um Längen besser. Während die Völle in Trägerschaft des Jugendamtes um ihre Finanzierung nicht bangen muss, stehen freie Träger aufgrund ihrer finanziellen Abhängigkeit von der Kommune und deren prekären Haushaltsituation immer am Abgrund und versuchen den Absturz mit kreativen Ideen, tollen Konzepten und aufopferungsvollen Mitarbeitern abzuwenden.
Auch die neuerliche Streichliste ist auf fehlende Mittel im Haushalt zurückzuführen. Weggebrochene EU-Fördergelder müsste die Stadt kompensieren, kann dies aber nicht. Oder anders gesagt: will es nicht. Denn obwohl zugegebener- und bekanntermaßen in Leipzigs Stadtsäckel chronische Ebbe herrscht, ließen sich garantiert etliche Stellen finden, an denen man besser sparen könnte, als an der Zukunft unserer Jugend.
Theoretisch ist man sich ja auch darüber einig, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Priorität haben sollte. Das zumindest lässt der, im Sommer letzten Jahres fortgeschriebene Fachplan für Kinder- und Jugendförderung vermuten. Nun aber konterkariert man die eigenen hehren Ansätze damit, dass es künftig weniger und wahrscheinlich auch qualitativ schlechtere Angebote für die endlich wieder steigende Zahl junger Menschen geben wird.
Auch wenn dies jetzt alles ganz düster klingt: Noch ist nichts entschieden. Noch kämpfen die Einrichtungen Schulter an Schulter, mit innovativen Protestformen via Facebook, sammeln Unterschriften im Quartier und über www.protest-leipzig.de (dort können auch Sie gern unterschreiben) oder demonstrieren laut- und personenstark bei den Leuten, die über ihr Schicksal entscheiden werden. Doch all diese Maßnahmen sind zwar lobenswert und wichtig. Und sicher lindert die Unterstützung so manche Verzweiflung der Betroffenen. Aber um die Kürzungen noch abzuwenden bedarf es wahrscheinlich anderer Maßnahmen.
Große, wenn nicht gar letzte Hoffnung muss man daher in einen Änderungsantrag im Haushaltsplanentwurf setzen, der am 19. Dezember in die Ratsversammlung eingebracht werden soll und zusätzliche Mittel für den Kinder- und Jugendbereich vorsieht. Sollte dem entsprochen werden, bleibt der KIJU Grünau höchstwahrscheinlich erhalten. Er ist es in jedem Fall wert.
Ihre Klaudia Naceur