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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Schau- trifft Lichtspiel

Theatrium führte durch 100 Jahre Filmgeschichte

Was kommt dabei heraus, wenn ein verrückter Center-Manager und eine »charmant« verrückte künstlerische Leiterin eines Theaters ihre Köpfe zusammenstecken?

Ganz einfach: Es entsteht eine verrückte Idee für ein wunderbares cineastisches Bühnenstück. Zu erleben war dies am Abend des 15. Oktober im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung für die Ausstellung zur Geschichte des Films, welche zehn Tage lang im Allee-Center zu sehen war. Zunächst nur für geladene Gäste. Am darauffolgenden Sonntag jedoch kamen auch Besucher des Einkaufscenters in den Genuss dieser Aufführung.

Die Schauspieler des Theatriums hatten sich viel vorgenommen: Denn nicht weniger als 100 Jahre Filmgeschichte galt es szenisch umzusetzen. Wer das Grünauer Kinder- und Jugendtheater kennt, weiß, dass es dessen Inszenierungen selbst bei den tiefgründigsten Themen nie an humoresken Momenten fehlt. Und so konnten sich die Zuschauer im passend gewählten Ambiente - im großen Saal des Cineplex - auf eine heitere Reise in die Welt des Kinos begeben, sich an die eigenen ersten Erfahrungen mit dem Medium Film erinnern, interessante kleine Anekdoten über die cineastischen Highlights der einzelnen Jahrzehnte erfahren, die Geschichte Leipziger Lichtspielhäuser kennenlernen und neben diverser Filmeinspielungen immer wieder herzhaft lachen, wenn die Live-Mimen aktiv wurden.

Grandios die Umsetzung der »Psycho«-Schlussszene, belustigend echt die Verfolgungsjagd in Stummfilmmanier, bewegend die finale Umarmung aus »Forrest Gump«. Zwischendurch war das Publikum immer wieder mittendrin statt nur dabei. Etwa als die Cowboys der Western-Ära auf Steckenpferden durch die Reihen ritten oder sich die Gangster aus »Stirb langsam« mit Gummi-Maschinengewehren ein Gefecht mit Bruce Willis alias Alan Rickman lieferten. Dabei hielten sich die Akteure keineswegs immer starr an ihre Rolle. Spontane und kreative Interaktion mit den Anwesenden im Saal - erwähnt sei hier vor allem die locker agierende Conférencieuse im Eisverkäuferstil - sorgten für zusätzliche Lacher vom schadenfrohen Kino-Sessel-Nachbarn.

Damit haben die Initiatoren der Veranstaltung bewusst oder unbewusst Kinogeschichte nicht nur visuell sondern auch atmosphärisch erlebbar gemacht. Als die Bilder laufen lernten, gehörten große Emotionen ganz selbstverständlich dazu. Theater und Kino - so verwandt sich diese beiden Metiers zu Beginn des Films auch waren, so sehr dividieren sie heute oft auseinander. Als umso gelungener darf man daher den Versuch ansehen, beide wieder anzunähern. Oder ganz ohne Pathos: Cineplex und Theatrium - play it again.

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