»Stefán aus Serbien spielt auch schon sehr lange bei uns. Er hat auch einen großen Bruder, der mitspielt. Die beiden mussten Anfang des Jahres zurück nach Serbien, da ihnen die Abschiebung drohte. Wir haben sie mit einem Trikot mit ihrer persönlichen Nummer sowie einem gerahmten Foto in Aktion verabschiedet (Grün-As berichtete). Das war eine hoch emotionale Zeit, da die beiden sich sehr sehr gut gemacht hatten, die Sprache sehr gut beherrschten und zwei sehr sympathische Charaktere sind.«

»Es war das erste Mal, dass Jungs, die voll in den Mannschaften integriert und in Deutschland angekommen zu sein schienen, wieder zurück mussten. Das hat uns damals sehr in die Realität geholt und nochmal bestärkt, die Arbeit in dem Projekt zu intensivieren. Zum Glück konnten die beiden nach drei Monaten wieder nach Deutschland einreisen und spielen jetzt wieder bei uns Fußball«, freut sich der United F.C.-Projektleiter.

Szenenwechsel: Nur ein paar Haltestellen von der Liliensteinstraße entfernt, auf dem Sportplatz im Volkspark Kleinzschocher, trainieren Farhad, Shazad, Majid, Hamed und andere Grünauer Kinder und Jugendliche – die in der Pandechaion Herberge e.V. mit dem Spielen begonnen haben. Gemeinsam mit Timmi, Benjamin und Dominic aus Kleinzschocher sind sie ein Team. »So Jungs, macht mal einen Kreis«, beginnt Peter Schön das Training mit Koordinationsübungen und kleinen Passspielen. Jeder ist mal am Ball: »Genau, so läuft das, perfekt«, lobt er.

Peter ist Mitbegründer von United F.C. und Vorsitzender des »NETZwerk blau-gelb e.V.«. Er engagiert sich, wie auch NETZwerk-Schatzmeister Philipp Bludovsky, ehrenamtlich für das integrative Fußballprojekt. »Unser Ziel ist es, den fußballbegeisterten Heranwachsenden über den Sport allgemeine Werte wie Teamgeist, Verantwortung, Respekt, Toleranz und Leistungsbereitschaft zu vermitteln«, so Philipp.

»Der Leipzig United F. C. ist gleichzeitig ein Stadtentwicklungsprojekt für Grünau, das sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt. Und ohne die finanzielle Unterstützung des Quartiersmanagement Grünau hätten wir das Projekt in dieser Form niemals umsetzen können«, betont er. »Aktuell spielen in drei Alterklassen 40 Kinder und Jugendliche aus fast 20 Nationen bei uns. Teamsprache ist Deutsch«, berichtet Philipp.

Das wissen auch Jungs wie Majid (16) zu schätzen: »In Afghanistan gab es keine regelmäßige Schule«, jetzt freut sich der Grünauer über seine Fortschritte im Unterricht und sein immer besser werdendes Deutsch. Nicht alle Heranwachsenden wollen von ihrer Vergangenheit berichten, einige, wie Rahrid aus Afghanistan, sind ohne Eltern nach Deutschland gekommen. Und in Syrien ist Krieg, wer kann, flieht.

Viele sind von dieser Flucht gezeichnet, der manchmal unsichere Aufenthaltsstatus belaste ebenfalls. Sport wirke präventiv gegen Depressionen, helfe neue Ziele, neue Freunde zu finden, so Philipp Bludovsky. Jetzt sei man Schrittmacher für neue Wege und Ideen. »Doch das Beste wäre, das Miteinander wird irgendwann selbstverständlich«. Sport zeige, wie eine Gesellschaft funktionieren kann: Voller Leidenschaft, Respekt und Fair Play.