Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Leserbrief

Reaktionen zum Leitartikel aus »Grün-As« 8/2016, Seite 3

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte gern meine Meinung auf die beiden Leserbriefe der Ausgabe 9/2016 äußern. Um es kurz zu machen – die in 9/2016 veröffentlichten Leserbriefe waren in ihrer Kritik heftig. Nichts gegen Kritik aber es gibt da einige Punkte, die mich zum Widerspruch reizen. Aus Platzgründen beschränke ich mich auf folgende wenige:

1. Frau Müller unterstellt, dass, weil Frau Naceur nicht in Grünau wohnen möchte, der Eindruck bei den Grünauern entstünde, »... dass sie sich für etwas Besseres halte und nur die in Grünau bleiben müssen, die sich nichts Besseres leisten können.«

M.E. falsch: Natürlich weiß auch Frau Naceur, dass die meisten Grünauer hier leben wollen (nicht müssen), da sie ja permanent in Grünau unterwegs und mit Augen und Ohren ganz nah dran an den Grünauern und ihrem Viertel ist. Insofern ist diese Unterstellung haltlos.

2. Jede Ecke Leipzigs (ob Grünau, die Südvorstadt oder das Zentrum) hat Vor- und Nachteile. Will einer das Nachtleben genießen, sucht der andere ein Viertel mit günstigen Einkaufsmöglichkeiten. Wer Sport treiben will, braucht keine Kleingartenanlagen. Wenn wir uns aber in Grünau und anderswo genauer umsehen wird klar, dass es (mit einigen Abstrichen) praktisch überall entsprechende Möglichkeiten gibt. Das ist schön.

3. Die Menschen sind schon sehr unterschiedlich. Das müssen wir akzeptieren. Ich muss natürlich die »selbsternannten Künstler, wie Sie, Herr Stürze, sie nennen genau so wenig mögen, wie junge, kreative und weltoffene Menschen, die sich hier in Grünau oder anderswo einbringen, damit das Leben etwas vielfältiger wird. Doch gleich die Koffer packen, wenn durch solche Typen wieder etwas mehr Farbe ins Viertel kommt? Grünau ist groß genug für solche und solche.

4. Herr Stürze schreibt, dass »hippige Plagwitzer und Lindenauer ... die am liebsten jeden Abend in einer anderen Kneipe oder Location neue Menschen kennenlernen wollen ... entweder privat oder beruflich noch nicht am Ziel angekommen« (sind). Er bedauert diese. Aber Herr Stürze – wann sind wir denn Ihrer Meinung nach angekommen? Zum Glück gibt es keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage – jeder muss für sich eine finden. Ich persönlich hätte vor dem Ankommen an sich schon Angst. Die Puhdys singen: »Wenn Träume sterben, dann wirst du alt!«

5. Genau so, wie ein Porsche-Arbeiter vielleicht Skoda fahren wird und dennoch für seinen Betrieb »brennt« und wie bei manchem Kommunalpolitiker Wohn- und Arbeitsort auseinander klaffen und er dennoch seinen Job gut macht, muss man nicht in Grünau wohnen, um die Aufgabe von Klaudia Naceur mit Engagement und Ausdauer bewältigen zu können.

Mal abgesehen davon, dass sie ja sehr oft ganz nah am pulsierenden Leben ist, gibt mir diese Frau in ihren Leitartikeln oft Denkanstöße. Deshalb sage ich: Weiter so, Frau Naceur. Schreiben Sie gegen unsere Bequemlichkeit im Denken und Tun an. Vieles in unserem Leben ist durch die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt. Vertun wir aber nicht die sich bietenden Möglichkeiten. »Grün-As« zeigt einige auf.

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