Grün-As

Wer hat Angst vorm Stadtumbau?

ImageLink So war das Motto des Forums Grünau, welches sich am 7. Dezember in der »Völkerfreundschaft« mit dem STEP (Stadtentwicklungsplan Großsiedlungen) beschäftigte. Vorgestellt wurden die Rückbaupläne, die leider schon Tage zuvor durch LVZ und BILD (mit vielen Fehlern) geisterten. Planungsdezernent Dr. Engelbert Lütke-Daldrup tat dies sachlich anhand von Folien und Statistiken zur Einwohnerentwicklung. Er hob die gemeinsame Erklärung als Pakt der Vernunft zwischen der Stadtverwaltung, LWB und den Wohnungsgenossenschaften hervor, die nach langem Ringen ein Rück- und Umbaukonzept für die nächsten 10 Jahre vorsieht. In den folgenden drei Jahren sollen 2650 Wohnungen zurückgebaut werden.

Von der Grünauer Agendagruppe wurde durch Statements auf die Ängste bei den Bewohnern besonders den Älteren, hingewiesen, die schon fast eine Generation in Grünau lebten und diesen Stadtteil bzw. ihre Wohnung nicht noch einmal verlassen wollten. Gleichzeitig wurde ein ergänzender »Pakt der Vernunft zwischen Eigentümern und Mietern« gefordert. Zwar hatten alle betroffenen Mieter im Vorfeld die Erklärung als Brief erhalten, aber einige erfuhren erst aus der Presse, dass ihr Haus zurückgebaut werden soll. So z.B. die Mieter der LWB-Hochhäuser im WK 7 oder die Bewohner der KONTAKT-Häuser in der Uranusstraße, eigentlich ein Unding, wo doch jede Wohnungsgesellschaft über Sozialarbeiter und Mieterbetreuer verfügt. Mehrfach wurde beim Forum, vor über 100 Besuchern, der Wegzug des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung aus dem Ratzelbogen in die Prager Straße hinterfragt. Schlüssige Begründungen gab es nicht, und fraglich bleibt, ob die Mitarbeiter in den Stadtteilläden im WK 4 und 7 zu den gerade beim Stadtumbau auftretenden Fragen die kompetenten Ansprechpartner sind.

Bild Auch der Abriss fast aller Hochhäuser in Grünau scheint nicht unbedingt stadtplanerischem Denken zu entsprechen, denn diese Gebäude sind städtebauliche Dominanten, z.B. an den Einfallstraßen nach Grünau. Hier hätte die LWB mit neuen Konzepten einige dieser PH 16 retten können. Ein Conciergeservice bzw. abgeschlossene Etagen mit einem besseren Ordnungs- und Sicherheitssystem wäre den großen Häusern gut bekommen. Weiterhin hätte man beim Bau des Allee-Centers die Ludwigsburger Straße 30 (PH 16 der LWB) an die ECE verkaufen können. Auf Grund von überhöhten Forderungen der LWB scheiterte damals der Verkauf. Fazit: Nun kostet der Abriss fast eine Million Mark ( 500 000 Euro). Aber der STEP hat auch positive Folgen: So kommt etwas mehr Luft in die dichtbebauten Wohnkomplexe 7 und 8. Weiterhin soll das schon seit Jahren leer stehende Mittelganghaus in der Weißdornstraße weg. Hier ist übrigens der einzige private Eigentümer betroffen. Denn bei oben genannten Pakt sind z.B. die WSHG (früher AUBIS) und der pleite gegangene Besitzer der Häuser Zschampertaue/Lautsche Schultze & Partner nicht mit im Boot.

Besonders paradox ist beim zweiten Fall, dass die Häuser im November bei einer Zwangsversteigerung bald für 21,6 Millionen Mark angeboten worden wären (die Versteigerung wurde kurzfristig abgesetzt). Andere Eigentümer sollen aber ihre Gebäude wegreißen, ohne dass bis jetzt schlüssig ist, was aus den Altschulden dieser Gebäude wird. Auch ist nicht geklärt, was aus den frei werdenden Grundstücken wird. Die UNITAS will z.B. gern über einen Flächentausch andere Grundstücke in Leipzig erhalten und das Grundstück »An der Lautsche 16« dafür der Stadt übertragen. Viele ungeklärte Fragen stehen in den nächsten Monaten noch zur Klärung an, ehe es mit einem Stadtumbau in Grünau wirklich losgehen kann, und es bleibt zu hoffen, dass es auch wirklich ein »Umbau« wird und nicht nur ein Abriss.

Jedoch scheint im Jahre 2002 lediglich ein Projekt wirklich realisiert zu werden, das ist der Umbau des Elfgeschossers der WOGETRA in der Uranusstraße. So sollten Umbau bzw. Umnutzungsvisionen wie die der Lipsia im WK 8 mit dem Umbau von Sechsgeschossers zu qualitativ hochwertigen Wohnungen am See oder wie das realistischere Projekt Bürgerhaus Brackestraße gefördert werden, damit Grünau nicht als Verlierer unter den Stadtvierteln dasteht. Bisher war hier der Leerstand erheblich geringer als in den Altstadtgebieten. Denn wir Grünauer wissen es zwar, aber viele Leipziger dafür immer noch nicht: Grünau ist besser als sein Ruf!
Uwe Walther

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