PDS-Stadträte zum dritten Mal in Grünau unterwegs
Die Anregung kam 1992 von Bürgerinnen und Bürgern aus Lößnig - mit Veranstaltungen, mit Gesprächsrunden, durch den Besuch von Einrichtungen u. a. m. stärker auf die Bürger zuzugehen, Präsenz in Stadtteilen zu zeigen und Probleme vor Ort kennen zu lernen und aufzunehmen. Genau seit 10 Jahren, seit Oktober 1992, ist die PDS-Fraktion seitdem regelmäßig zweimal im Jahr in Leipziger Stadtteilen unterwegs. Nach 1993 und 1996 fanden im September und Oktober diesen Jahres erneut Veranstaltungen der Fraktion in Grünau statt. Stadtumbau, Verkehrsplanung und Kulturangebote waren dieses Mal die Schwerpunkte.
Stadtumbau beschlossen - was nun? war das Thema unseres Bürgerforums am 30. September. Im März diesen Jahres beschloss die Ratsversammlung den Stadtentwicklungsplan Großsiedlungen. Im Vorfeld fanden über Monate breite öffentliche Diskussionen statt, inzwischen, nach einem halben Jahr, war außer dem Abriss des zweiten 16-Geschossers wenig spürbar. Wir hatten Stadtverwaltung, LWB und Wohnungsgenossenschaften eingeladen, um Neues zum Stand der Umsetzung zu erfahren. An Vorstellungen und interessanten Projekten der Wohnungsunternehmen mangelt es nicht, eindeutig aber am dafür notwendigen Geld. Die bereitgestellten Fördermittel des Bundes und des Landes reichen nicht annähernd. Altschulden fallen den Wohnungseigentümern erneut auf die Füße, denn sie sind jetzt ein Hinderungsgrund für Bankkredite zum Stadtumbau. Adressat ist hierfür eindeutig die Bundesregierung. Uns als Stadtratsfraktion bleibt, den gesamten Umbauprozess in Grünau wie auch in anderen Stadtteilen weiterhin kritisch zu begleiten, zu hinterfragen und mit unseren Möglichkeiten transparent zu machen.
In der Runde zur Verkehrsplanung wurden unsere Gesprächspartner von LVB und Amt für Verkehrsplanung erwartungsgemäß nicht mit größeren Problemen konfrontiert. Die Bedingungen für fließenden und ruhenden Verkehr haben sich in den letzten Jahren für die Grünauerinnen und Grünauer verbessert. Neu für uns war, dass im Zusammenhang mit dem nächsten Nahverkehrsplan ernsthaft über die Umstellung der Linie 13 auf Bus nachgedacht wird. Wir werden bei der Diskussion zu diesem Beschluss darauf achten, dass sich die Anbindung des WK 5.1 nicht verschlechtert. Wichtig war, dass die Stadt dem Ausbau des Radweges und der Straßenverbindung zwischen Grünau und Rückmarsdorf eine obere Priorität einräumt, dass gegenwärtig bereits Planungen laufen und ab 2004 ein Bau möglich ist. Hier sahen Bürger und Stadträte vor allem für Schulkinder ein Gefahrenpotential. Ein angesprochenes Problem werden wir in das parlamentarische Verfahren einbringen, nämlich die Ergänzung der Radwegeverbindung zwischen Weimarer Straße und Lyoner Straße. Dies betrifft nur ein kurzes Straßenstück, ist aber für Radfahrer sehr wichtig.
Unser dritter Schwerpunkt war die Kultur. Unter der Überschrift »Zwischen Punk und Schwank -
Kultur in Grünau«
diskutierten wir mit Stadtverwaltung, Vereinen und Volkshochschule über das
Kultur- und Freizeitangebot für verschiedene Alters- und Interessengruppen. Umrahmt von
kulturellen Beiträgen des Theaterprojektes »großstadtKINDER e. V.«
und der Seniorenbühne des
KOMM-Hauses diskutieren Jugendliche und Ältere über Vorhandenes und Wünschenswertes. Die
Ergebnisse waren etwas widersprüchlich: Einerseits gibt es eine Vielzahl von Angeboten, aber
sie werden z. T. nicht genutzt, sind wahrscheinlich nicht interessant genug, oder sind nicht
ausreichend bekannt. Andererseits fehlen auch Angebote, so z. B. für junge Leute am Wochenende
oder nach 21.00 Uhr. Hier sind die vorhandenen Angebote zu qualifizieren.
Grünauerinnen und Grünauer sind gefordert, selbst stärker zu artikulieren, was sie möchten. Im Ergebnis der Diskussion sieht sich die Fraktion darin bestärkt, den Erhalt des Bestehenden unbedingt zu unterstützen, d. h. auch in der anstehenden Haushaltsdebatte weitere Kürzungen abzulehnen. Große Aufmerksamkeit werden wir ebenso der Verbesserung der räumlichen Bedingungen für das Theatrium widmen. Eine echte Alternative wäre aus unserer Sicht der Umbau des ehemaligen Ärztehauses in der Brackestraße zu einem Bürgerhaus. Dieses Projekt, welches vom KOMM e. V. gemeinsam mit anderen Vereinen und Verbänden entwickelt wurde, werden wir unbedingt weiterbefördern.
Auch diese 17. Veranstaltungsreihe war für uns, und wir hoffen auch für die anwesenden
Grünauerinnen und Grünauer, ein Gewinn. Wir haben vor Ort dazugelernt, werden mit Sicherheit
auch weiterhin die Entwicklung Grünaus begleiten und für seine Bewohnerinnen und Bewohner immer
Ansprechpartner sein.
Rüdiger Ulrich
Geschäftsführer PDS-Fraktion