Khumbu - Wo der Kopf den Körper trägt
Die Ton-Dia-Show von und mit Dr. Olaf Rieck sahen Sie am 9. Mai im KOMM-Haus
Foto: Olaf Rieck
Seit Jahrtausenden durchqueren Pilger den Himalaya in alle Richtungen, barfuss, manchmal
monatelang, auf steilen Pfaden und über verschneite Pässe. Sie tun dies, ohne das geringste
Aufheben damit zu machen, ausgerüstet nur mit dem, was sie am Leibe tragen und ihrem Glauben.
Jeder westliche Trekker, der mit High-Tech-Ausrüstung und ein paar Trägern im Schlepptau
dasselbe getan hat, wird davon vermutlich ein Leben lang als seinem größten Abenteuer erzählen
und sich womöglich mit dem Gedanken tragen, ein Buch darüber zu schreiben. Dieser
nachdrücklichen Faszination, die der Himalaya mit seinen Eisriesen und seiner mystischen Kultur
auf uns ausübt, kann sich kaum jemand entziehen.
Auf mich wirkte diese Faszination schon, bevor ich überhaupt einen Fuß in dieses Gebirge
gesetzt hatte. Wir konnten damals nur wenig über den Himalaya sehen und lesen. Aber das reichte
dazu aus. Ich glaubte, mein Traumland entdeckt zu haben. Allerdings war mir angesichts des
Eisernen Vorhanges klar, dass die Chancen, es jemals mit eigenen Augen sehen zu können,
ziemlich schlecht standen. Zum Glück kam es wie so oft anders. Und so machte ich mich schon
bald nach der Wende das erste Mal auf, den Himalaya für mich zu entdecken. Durch Zufall stieß
ich bei meinen Reisevorbereitungen auf ein Gebiet, welches den geheimnisvollen Namen »Khumbu«
trug. Das Wenige, was ich über dieses Stück Himalaya in Erfahrung bringen konnte und die
Tatsache, dass hier der höchste Berg der Erde stand, reichten für meinen Entschluss aus. Dort
wollte ich hin.
Foto: Olaf Rieck
Doch ich hatte, ohne mir dessen vorher bewusst zu sein, eine ganz besondere Himalayaregion
ausgesucht. Kaum das ich mir dort meine ersten Blasen an den Füßen geholt hatte, war es auch
schon um mich geschehen. Dies war tatsächlich mein Traumland. Das Khumbu zog mich sofort in
seinen Bann, unwiderstehlich und für immer. Wohin man auch schaut, hier steht ein weltberühmter
eisgepanzerter Berggigant neben dem anderen, und es sind gleich vier Achttausender darunter.
Nie zuvor hat mich eine Landschaft derart überwältigt und nie zuvor bin ich so fröhlichen und
gastfreundlichen Menschen begegnet. Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, zu dem ich immer
wieder zurückkommen würde, dann war es dieser. Das war mir klar, als ich dieses Land zum ersten
Mal durchquerte, und das ist heute nach etlichen Reisen dorthin immer noch so.
Olaf Rieck