American Life
Der musikalische Quantensprung fällt diesmal nicht so groß aus wie von Ray Of Light (1998) zu Music (2000). Doch kreativer Stillstand ist für Madonna auch 2003 ein Fremdwort. Erneut hat sie zusammen mit dem französischen Produzenten Mirwais ein Werk geschaffen, das an musikalischer Strahlkraft mühelos die Konkurrenz überflügelt.
Gekonnt verbinden die Beiden in den elf Tracks, darunter auch der Titel-Song des letzten
James-Bond-Films, »Die Another Day«
, akustische und elektronische Sounds. Mehr noch als auf
Music gelingt es dem Duo aus diesen beiden gegensätzlichen Polen eine ebenso tanzbare wie
fortschrittliche Mixtur herzustellen, die an Anspruch und Ausdruckskraft das sonstige Geschehen
in den Hit-Paraden mühelos deklassiert.
Madonna bewegt sich auch diesmal wieder in einer ganz eigenen Liga. Das stellt sie gleich am
Anfang des Albums mit drei außergewöhnlichen Songs klar. Als Einstieg in die faszinierende Welt
von Frau Ciccone dient die aktuelle Single »American Life«
.
Danach folgt mit »Hollywood«
auch
gleich einer der besten Tracks des Albums, eine mit Akustikgitarren-Sounds unterlegte Nummer,
die sich dank großzügig eingestreuter Breaks und einem unwiderstehlichen Groove nach und nach
in eine hochgradig dancefloortaugliche Nummer verwandelt.
Doch Madonna legt auch diesmal sehr viel Wert auf Abwechslung, und so reduziert sie
mit »I’m
So Stupid«
, das Mirwais mit seinen inzwischen oft kopierten, aber nie erreichten Elektronik-
Sounds prägt, deutlich das Tempo. Besonders erwähnenswert ist zudem noch die zum Abschluss
platzierte Ballade »Easy Ride«
, deren mit Streicher-Sounds verziertes Intro einen leicht
irreführenden Vorgeschmack auf das liefert, was dann folgt. Ein Song, eingebettet zwischen
sanften Gitarrenklängen und diesen einzigartigen Beat-Konstruktionen, bei dem Madonna noch
einmal eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass sie auch in diesem Jahrzehnt noch in der Lage
ist, den Takt in der Musikwelt vorzugeben.
Norbert Schiegl