RATTENFÄNGER oder Mach weg das Nazi
Ein THEATRium - Jugendtheaterprojekt über Anpassung, Gehorsam, Autoritätsgläubigkeit, Manipulation
»Jemand hat - in guter Absicht - aus einem Hakenkreuz an der Wand ein
Fenster gemalt. Seitdem wohnt hinter jeder Gardine ein Nazi.«
(M.H.)
Warum waren und sind Menschen immer wieder bereit, ihre Individualität zugunsten eines
bequemen, unselbständigen und disziplinierten Gruppenverhaltens aufzugeben, den Anweisungen
eines »Führers«
blindlings zu folgen, andere in kollektive Regeln zu zwingen und Abtrünnige zu
bestrafen…?
Bereitschaft zur Gefolgschaft ist auch (oder gerade) in der sogenannten
»freiheitlich-demokratischen Grundordnung«
jederzeit aufrufbar; in Zeiten verfallender,
schwammig gewordener Moralwerte und wachsender Orientierungslosigkeit bei Jugend sogar ein
idealer Nährboden für RATTENFÄNGER:»Faschismus ist kein Phänomen, das nur wenige
fanatische Idioten betrifft. Es steckt in jedem von uns, lauernd im Verborgenen. Und Verführung
macht Unschuld schnell zur Schuld.«
Uns interessiert nicht das originale amerikanische Experiment »Die Welle«
oder das
geschichtliche Unverständnis junger Amerikaner (oder junger Deutscher) darüber, dass fast ein
ganzes Volk 12 Jahre lang den faschistischen Wahnsinn des Dritten Reiches, insbesondere den
Holocaust, geduldet und nicht verhindert, ja größtenteils sogar unterstützt hat. Uns geht es
vielmehr darum aufzuzeigen, welche Mechanismen, menschlichen Eigenschaften und Gewohnheiten zu
dieser latenten Sehnsucht der Massen nach staatlicher Ordnung, nach geführter Orientierung,
nach einem starken »Leithammel«
auch heute noch führen.
In unserem Konzept spielen Jugendliche von hier und heute; keine Musterschüler, sondern schön normale Individualisten auf der Suche nach dem eigenen Weg, chaotisch, überempfindlich, stur und leicht verführbar. Denn Faschismus ist kein staatspolitischer Fettfleck allein in der deutschen Geschichte; es gab und gibt ihn international allerorten, damals wie heute. Und auch die Rattenfänger sind noch (oder: wieder) unterwegs. Nur heißen sie heute nicht Hitler, sondern …
Dieses Jugendtheaterprojekt mit Live-Musik und eigenem Film entsteht unter Verwendung von
Motiven aus Buch, Film und Stück »DIE WELLE«
sowie Rainer Werner Faßbinders Antitheater
»PREPARADISE SORRY NOW«
in Koproduktion mit dem WERK II Connewitz und der Medienwerkstatt
Leipzig.
Es spielen Jugendliche des THEATRium Leipzig,
live-Musik: SONIC WORD COMMUNITAS
Leipzig,
Filmregie und Assistenz: Inga Martel,
Gesamtprojektleitung: Dietmar Voigt
Die Premiere am 4. Juli 2003, 20.00 Uhr im WERK II Leipzig-Connewitz ist bereits
ausverkauft. Weitere Vorstellungen: 5. 6. Juli; 5. 6. 7. September; 28. 29. November 2003, je
20 Uhr.
Informationen und Kartenbestellungen über Tel. 94 13 640 oder theatrium@gmx.de,
Kartenvorverkauf: Info-Büro im WERK II
Im Artikel wird »Die Welle«
erwähnt. Dies ist eine Kurzgeschichte von Morton Rhue,
die ein tatsächlich stattgefundenes Experiment des Lehrers Ross und seiner Hochschulklasse
in Palo Alto (Kalifornien/USA) beschreibt. »Die Welle«
von Morton Rhue, übersetzt von
Hans-Georg Noack können Sie bei Amazon bestellen.