Grün-As

Wetter in Grünau und am Kulkwitzer See (2)

Im Herbst und Winter kehrt sich das um: Der See ist dann meist wärmer als die Umgebung, dabei ist die Differenz zu den Feldern größer als zur Stadt. Dort wird durch immer noch schlecht gedämmte Gebäude reichlich Energie an die Luft abgegeben, Mitte Dezember etwa so viel wie die tief stehende Sonne dann noch zu liefern vermag. Die Luft strömt zum See, von den Feldern stärker als aus der Stadt, steigt über dem See auf und regnet bei geeigneter Wetterlage auch hier wieder ab. In Grünau »zieht« es im Winter und Herbst weniger, dafür regnet oder schneit es häufiger und ergiebiger als in der Umgebung.

Kurz die wachsende Seenplatte im Süden und Südwesten beschert uns im Verhältnis zur weiteren Umgebung mehr und kräftigeren Wind, mehr Regen im Winter und kräftigere Gewitter im Sommer und gleicht zunehmend extreme Temperaturlagen aus: Im Sommer wird extreme Hitze gedämpft und im Winter extreme Kälte. Wenn die langfristige Prognose des sächsischen Landesamtes für Geologie und Umweltschutz eintrifft, derzufolge der normale Landregen bei uns immer seltner wird, dafür aber Gewitter und Unwetter häufiger, werden wir solche Minitornados wie am 22.7.03 in Zukunft häufiger erleben. Durch die zunehmend milderen Winter können härtere subtropische Pflanzen (Lorber, Rosmarin, Cistrosen, später dann auch Oleander und Zitronen, aber auch Sabalpalmen oder Hanfpalmen) im Freien wachsen und brauchten nur in einem der seltner werdenden kalten Winter Frostschutz.

Hanfpalmen hätten die letzten Winter am Ufer des Sees überlebt und eine Palmenriviera am Kulkwitzer See wäre heute schon möglich (etwa alle 8 bis 10 Jahre müssten die Palmen dann mit Stroh dick eingepackt und vor Frost geschützt werden, bis zu -12° bis -13°C vertragen sie ein paar Tage ohne Schutz). Leider kommen aber mit den steigenden Temperaturen auch ungebetene Gäste. Die Kastanienminiermotten gehören dazu und auch die Malariaerreger werden in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich folgen. Zum Glück aber eine Form, die sich leicht behandeln lässt, nicht die schwere Malaria tropica. Der Südhang des Berges zwischen Grünau und dem See wäre auch bestens zum Weinbau geeignet, auch Aprikosen, Kiwis und Feigen würden im milden Klima um den See gut gedeihen und Früchte tragen, in Zukunft auch Exoten wie Kakipflaumen.

Link Und wenn sich der eine oder andere dazu verleiten ließe künftig seinen Urlaub unter den Palmen am Strand von Kulkwitz zu verbringen statt zu Mallorcas oder Teneriffas Palmen zu düsen würde er auch einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass der weitere Temperaturanstieg nicht zu schnell verläuft. Mindestens 2° bis 3°C werden es in den nächsten 100 Jahren werden (entspricht einer Südverschiebung unserer Region um etwa 800 bis 1000 km) und das nur, wenn es gelingt, den Ausstoß an Treibhausgasen wie CO2 drastisch zu reduzieren. Geht es so weiter wie bisher können es leicht auch 10° Temperaturanstieg werden mit unabsehbaren Folgen für unser Klima und schwersten Unwetterkatastrophen. Noch können wir das verhindern und unseren Kindern und Enkeln ein warm- gemäßigtes Klima hinterlassen, das zwar häufiger Wetterkapriolen bereit hält und auch heftigere Unwetter als wir sie gewöhnt sind, deren Folgen sich doch noch beherrschen lassen werden.
Dr. L. Kasek

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