Grün-As

Ein Bierchen in Ehren…

kann keiner verwehren - so lautet ein altdeutscher Kneipenspruch aus dem letzten Jahrhundert. Wenn es aber Dutzende werden, die dann auch noch in der Öffentlichkeit konsumiert werden und ganz nebenbei Anwohner durch diesen »Genuss« gestört und belästigt werden, hört für viele GrünauerInnen der Spaß auf.

Der Tatort über den wir berichten müssen, ist die Sitzgruppe von der Stadtteilbibliothek im WK 8, es könnte aber auch vor jeder beliebigen Kaufhalle sein. Seit mehreren Jahren versammeln sich hier im »Rosengarten«, so wird die liebvoll errichtete Sitzgruppe von den Anwohnern genannt, täglich zwischen 5- 15 Personen. Die meisten von ihnen sind Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger und sitzen oft schon ab früh bis in die Nachtstunden vor der Bibliothek. Einige von ihnen sind alkoholkrank und müssten eigentlich massiv betreut werden. Aber entweder lehnen sie Hilfe ab oder sind schon mehrfach in Therapien gescheitert.

Rosengarten Die Anwohner der Kotsche 15-23 können ihre Balkone nicht mehr ungestört nutzen, viele Wohnungen stehen mittlerweile in den Häusern leer, obwohl dies eine schöne Wohnlage ist und die Häuser saniert sind. Öffentliches Urinieren mit teilweise obszönen Kommentaren müssen die Anwohner über sich ergehen lassen. An den Wochenenden wird manchmal auch schon zum Tanz mit dem eigenen Kassettenrecorder bis in die Nacht gebeten. Die Bewohner bildeten schon Initiativen und sprachen beim Ordnungsamt der Stadt, am Ratzelbogen und in der Prager Straße vor, leider ohne Ergebnis. Mietminderungsanträge der Anwohner wurden abgelehnt mit der Begründung: »das die Nutzung des Balkons zeitweise eingeschränkt sei, aber eine Nutzung durchaus möglich sei«.

Die Polizei wurde ebenfalls miteinbezogen und auch mehrfach gerufen, aber die Beamten sind auch hier machtlos. Es gab Zusammenkünfte aller Parteien mit dem Eigentümer, der Bibliothek, dem Ordnungsamt und der Polizei - ohne greifbare Ergebnisse. Es sollte sogar die Sitzgruppe, die auf städtischem Grund liegt, eingezäunt werden und nur noch durch die Bibliothek zu gängig sein, was aber nicht realisiert wurde. Diese Idee wäre allerdings auch nur eine Kapitulation vor dem Problem gewesen und keine wirkliche Lösung. Vielleicht passiert etwas, was schon an vielen anderen Stellen passiert ist, die Bänke werden demontiert und die gute Idee einer Sitzgruppe zum Lesen oder Verweilen vor einem kulturellen Ort ist gestorben.

Eine andere Lösung könnte sein, dass man sich massiv um solche Mitbürger kümmert, sei es durch städtische Sozialarbeiter oder Vereine, die in diesem Sektor aktiv sind, oder man ändert die Stadtordnung und verbietet das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit. Bei allen Lösungsvarianten bleibt ein fader Beigeschmack. Die einzige wirkliche Lösung wäre sinnvolle Beschäftigung bzw. Arbeit für Alle aber davon ist unser Land noch meilenweit entfernt.
Uwe Walther

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