Internationales Jugendprojekt macht in Leipzig-Grünau Station
»Man reist mit der Welt um die Welt«
Am 27. Mai ging in Grünaus »Völle«
die Post ab. 47 junge Leute nebst 14 Betreuern aus 21 Ländern
feierten den Abschluss ihres einwöchigen Leipzig-Aufenthaltes. Doch bevor sie ihre Party veranstalten konnten, mussten sie
zunächst auch etwas dafür tun.
»Wir haben zum Beispiel die Wände hier im Jugendclub gestrichen. Eine andere Gruppe
hat am Kulkwitzer See die Grünanlagen gesäubert und dabei viel Wissenswertes über die Entstehung des Sees
erfahren«
, erzählt Anthony Sheean, ein junger Kanadier, der zusammen mit der ganzen Gruppe schon seit Januar um
die Welt »tingelt«
. Die jungen Leute reisen aber nicht allein aus Spaß an der Freude durch insgesamt
sieben Länder dieser Erde, sondern sie engagieren sich in den jeweiligen Städten für Umwelt- und soziale Projekte.
»Das Besondere an Leipzig«
, so Allison Myers - eine der Leiterinnen des Programmes, »ist, dass uns
die Stadt enorm unterstützt hat. Das war nicht überall so. Wir konnten uns hier an elf verschiedenen Initiativen
beteiligen, so viele wie nirgendwo anders.«
Die Gruppe musste aber nicht nur schuften, sondern konnte ihren Aufenthalt auch dazu nutzen, Land, Leute und Geschichte
kennen zu lernen. »Deutschland, und gerade Ostdeutschland hat eine bewegende Geschichte hinter sich«
,
meint Anthony. »Ich habe mir das Stasi- Museum angeschaut und war sehr beeindruckt.«
Alyson hingegen
ließ sich mit einer anderen Gruppe durch Grünau führen: »Ich hatte mich vorher über die Besonderheiten des
Stadtteils informiert und weiß auch, dass Grünau als sozialer Brennpunkt dargestellt wird. Positiv finde ich, dass hier
viel umgebaut, saniert und erneuert wird. Wir haben durch diese Reise viele andere Städte gesehen und die meisten von denen
expandieren einfach nur.«
Nicht nur in Deutschland spielte die Historie eine große Rolle. Ein intensives Erlebnis hatten die Reisenden bereits
zwei Monate zuvor. Da besichtigten sie in Hiroshima das »Atombomben-Museum «
und sprachen mit einer
Überlebenden. »Sehr eindrucksvoll war auch der Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers «
, erzählt
Silvana Jud, eine 19- jährige angehende Soziologie-Studentin aus der Schweiz. »Ich glaube Niemand von uns, wird
der Gleiche sein, wenn er nach dieser Reise nach Hause kommt«
, wird Anthony nachdenklich. »Dadurch, dass
wir innerhalb kürzester Zeit so viele unterschiedliche Kulturen kennen gelernt haben, bei den Menschen gelebt, mit ihnen
stellenweise intensive Beziehungen aufgebaut haben, hat sich Jeder verändert. Wir haben gelernt, Wichtiges von Unwichtigem
zu unterscheiden, wir haben uns selbst besser kennen gelernt, haben Vorurteile - die jeder irgend- wie mit sich rumschleppt
- abgebaut.«
Silvana kann das bestätigen: »In den ersten drei Wochen mussten wir uns erst einmal zusammenraufen.«
Der multikulturelle Gedanke, der hinter dem Projekt »World Smart«
steckt, musste also zunächst
verinnerlicht werden, bevor die jungen Leute ihn in die Welt transportieren konnten. Bestehende Vorurteile mussten
abgebaut, politische Differenzen überwunden werden. Eine Erfahrung, die ihnen im Kontakt mit den Menschen, denen sie auf
ihrer Reise begegneten zu Gute kam. Allison, eine Amerikanerin, kann sich an viele interessante Gespräche gerade hier in
Leipzig erinnern: »Mit meiner Gastmutter und einer chinesischen Studentin habe ich viel diskutiert. Die Menschen
in Leipzig sind sehr offen und interessiert, und auch wenn einige mit der Politik der amerikanischen Regierung nicht
einverstanden sind, haben sie mich respektiert und verstanden, dass ich nicht für diese Regierung verantwortlich bin. Das
hat mir gefallen. Ich möchte auf jeden Fall noch einmal herkommen«
, so ihr Resümee.
Um der Stadt Leipzig, ihren neu gewonnenen Freunden, Helfern und Gastfamilien zu danken, veranstalteten die jungen Leute
nun ein Programm, was so bunt war wie sie selbst. Mit Tanz, Musik und einer multimedialen Videoshow. Der Saal der
Völkerfreundschaft (treffender konnte die Lokalität gar nicht sein), war so voll, wie schon lange nicht mehr, als die
Gruppe ihre Leipzig-Woche den rund 300 Gästen bildhaft veranschaulichten. »Wir möchten damit zeigen, wie einfach
und schön es sein kann, sich für andere Menschen oder für die Umwelt zu engagieren«
, erklärt Anthony das zweite
Anliegen dieser Abschlussveranstaltung, bevor die Gruppe über Luzern und Rom zurück in die USA reisen wird. »Wir
wünschen uns, dass unsere Botschaft hier haften geblieben ist.«
kmn, fotos: völle