Grün-As

Intervallstudie Leben und Wohnen in Grünau 2004

Einleitung | Bewohnerstruktur | Wohnumfeld | Stadtumbau | Blick in die Zukunft

Wohnen in Grünau: »Gute Seiten - schlechte Seiten«

Stimmen zum Wohnumfeld (Teil 3)

Im letzten Artikel zur Grünau-Studie (Juni-Ausgabe des »Grün-As«) haben wir gezeigt, dass die Grünauer älter geworden sind. Viele haben inzwischen das Rentenalter erreicht. Auch die Zahl der Arbeitslosen hat zugenommen. Das bedeutet, dass heute mehr Zeit in der Wohnung und im Wohngebiet verbracht wird. In Folge dessen gewinnt auch das Wohnumfeld mehr und mehr an Bedeutung und ebenso die Ansprüche daran.

Gleichzeitig konnten die Grünauer in den letzten Jahren in ihrer näheren Wohnumgebung einen deutlichen Wandel beobachten: Altbekannte Nachbarn zogen weg, neue zogen zu, Leerstand, Sanierungen und Abriss veränderten das vertraute »Gesicht« des eigenen Wohngebietes. Wie nehmen die Grünauer diesen Wandel wahr? Wie stehen sie zu den Veränderungen? Was hat sich in ihren Augen verbessert, was hat sich eher zum Negativen entwickelt?

Das sind die Fragen, die uns im Folgenden interessieren und die in der Untersuchung des UFZ eine wichtige Rolle spielten. So wurde zunächst ganz allgemein die Frage gestellt: »Wenn Sie an Ihr Wohnumfeld denken:Hat es sich in den letzten fünf bis zehn Jahren eher verbessert, weder/noch oder eher verschlechtert?«. Weit über die Hälfte der Befragten antwortete, dass sich ihr Wohnumfeld positiv entwickelt hat. Nur jeder Zehnte ist der Meinung, dass es sich im Vergleich zu der Situation in den letzten Jahren eher verschlechtert hat.

Zu den mit Abstand am häufigsten wahrgenommenen Wohnumfeldverbesserungen zählen die Gestaltung der Grün- und Außenanlagen sowie die Einkaufsmöglichkeiten. Auch die Verkehrsbedingungen werden positiv hervorgehoben. Hier spielt hauptsächlich die Verbesserung der Parkplatzsituation sowie der Straßen, Rad- und Fußwege und die gute Verkehrsanbindung eine Rolle.

Aber nicht nur Verbesserungen werden genannt. Als Verschlechterung im Wohnumfeld sehen die Grünauer bereits seit mehreren Jahren vor allen Dingen die Entwicklung des sozialen Umfeldes: Den Zuzug und die Konzentration von Personen mit niedrigem sozialen Status beziehungsweise mit geringem Einkommen. In einigen Fällen wird über Probleme mit »Trinkern« oder »Alkoholikern« geklagt. So heißt es zum Beispiel: »Es gibt viele Alkoholiker in und um unser Haus, es ist ständig was los, wo die Polizei einschreiten muss.« Allerdings konzentrieren sich diese Probleme meist auf bestimmte Gebiete, vor allem die WK 4, 7 und 8. Derartige Beschwerden kommen von einem kleineren Teil (10 %) der Grünauer.

Diese Ergebnisse vermitteln einen allgemeinen Überblick über die Einschätzung des Wohnumfeldes und dessen Entwicklung. Wie aber werden spezifische Wohngebietsmerkmale von den Bewohnern bewertet? Womit sind die Grünauer zufrieden und wo sind Verbesserungen nötig? In der oben stehenden Grafik kann man an der Länge der Balken erkennen, wie hoch die Zufriedenheit mit den jeweiligen Merkmalen ist: Je länger der Balken, desto größer ist die Zufriedenheit.

Es zeigt sich, dass die in den letzten Jahren stark geförderten Bereiche, die Um- und Neugestaltung von Grün- und Brachflächen und der Ausbau der Infrastruktur sehr geschätzt werden. In diesen Bereichen ist die Zufriedenheit am größten. Die größte Unzufriedenheit und damit verstärkter Handlungsbedarf besteht hingegen im Bereich Freizeit- und Bildungseinrichtungen. Vor allem an Clubs für Jugendliche und allgemein Möglichkeiten, sich außer Haus zu treffen, mangelt es bereits seit längerem.

Aber auch gastronomische Einrichtungen werden, wie schon frühere Untersuchungen herausgestellt haben, vermisst. Ebenso fehlt es an Sport- und kulturellen Einrichtungen. So schreibt zum Beispiel eine Grünauerin: »Kulturelles Leben gleich Null, keine gastronomische Einrichtungen oder Begegnungsstätten für Alt und Jung.«

Daraus lässt sich insgesamt ableiten, dass so genannte »harte« Faktoren, wie Infrastruktur, bauliche Merkmale etc. sehr positiv bewertet werden, während vor allem bei den »weichen« Faktoren, wie dem Zusammenleben oder sozialen Einrichtungen noch Lücken gesehen werden. Diese »weichen« Faktoren sollten in Zukunft stärker gefördert werden, um so die Lebensqualität in Grünau zu steigern.

Annett Fritzsche

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