Die Profis
Allein die vorwärtstreibende Titelmusik hat eine ganze Generation von Fernsehzuschauern
überall auf der Welt in ihren Bann geschlagen und kam einem Versprechen gleich: bei »Die Profis«
wird nicht lange gefackelt, hier wird Gas gegeben, von der ersten bis zur letzten Minute. Im
Mittelpunkt der Geschichten steht der fiktive britische CI5, eine Spezialeinheit zur Terror- und
Verbrechensbekämpfung, unter dessen Dach sich zahlreiche Spezialisten, die Profis eben,
zusammengefunden haben. Die Serie konzentriert sich auf George Cowley (Gordon Jackson), den
integren Chef der Einheit und seine beiden besten Agenten, den Lockenkopf Doyle (Martin Shaw) und
den Exsöldner Bodie (Lewis Collins). Es geht gegen organisierte Kriminalität, gegen Terroristen,
gegen die Drogenmafia oder schlichtweg gegen Geistesgestörte, die etwa Londons Trinkwasservorräte
vergiften wollen. Wenns brenzlig wird ist das ungleiche Paar zur Stelle. Ihre Methoden sind
mitunter mehr als zweifelhaft, der Erfolg gibt ihnen jedoch Recht, zumindest im Universum der
Serie, das sich mit der Betrachtung der Grauschattierungen zwischen Schwarz und Weiß, zwischen
Gut und Böse nicht lange aufhält.
Aus heutiger Sicht kann man die Macho-Welt der Show nur schwerlich ernst nehmen und tatsächlich werden für viele beim Wiedersehen die unfreiwillig komischen Elemente der Serie überwiegen. Wenn Doyle und Bodie mit ihrem Ford Capri, respektive Ford Escort RS 2000 durch die Bilder jagen, heulen die Motoren und qualmen die Reifen. Grundsätzlich wird der Kavalierstart bevorzugt und es scheint als könne man die Autos nur per Handbremse quietschend zum Stillstand bringen. Weibliche Figuren sind nicht vorgesehen und wenn dann doch eine Vertreterin des schwachen Geschlechts auftaucht, und dieser Ausdruck ist hier tatsächlich wörtlich zu nehmen, dann wundert man sich über die Faszination, die die Damen beim Anblick der beiden rüpelhaften Testosteronhelden ereilt.
»Die Profis«
sind also das Gegenteil von »politisch korrekt«
und tatsächlich
hatte die Serie von Anfang an enorme Probleme mit ihrem Image. In Deutschland wurden bei der
Erstausstrahlung der insgesamt 5 Staffeln ganze 16 von 57 Folgen gekippt. Dem ZDF waren die
Eskapaden der CI5 Jungs »zu brutal«
. In England wurde eine Folge wegen deren
rasisstischer Thematik nie gesendet, man hatte zeitweise eine verheerend schlechte Presse und die
unvermeidlichen Moralhüter hatten mal wieder einen Grund sich aufzuspielen. Selbst die
Schauspieler waren nicht froh über manches, was ihren Figuren an Dialogen und
Entwicklungspotential auf den Leib geschrieben wurde. Dabei sind Die Profis eigentlich
überraschend ehrliches Actionfernsehen, mit kompromisslosen Figuren, spannenden Geschichten und
ganz nebenbei: ein Riesenspaß für Retrofans und Liebhaber abscheulicher Sakkos.
Thomas Reuthebuch
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