Das »BLAUE BAND«
der »Bremen«
Mit dieser Briefmarke, aus dem Atelier Haase & Knels, erinnert uns in dankenswerter Weise die Deutsche Bundespost, an ein für Deutschland stolzes Ereignis.
Im Auftrag der Reederei Norddeutscher Lloyd, wurde der Vierschrauben-Turbinen-Schnelldampfer
»Bremen«
, von der Deschimag-Werft in Bremen gebaut und am 16. August 1928 vom Stapel gelassen. Mit 51.731
BRT, 286 m Länge und 31 m Breite, war es der modernste und größte Luxusliner Deutschlands. Er war für den regelmäßigen
Liniendienst Bremerhaven - New York vorgesehen und lief am 16. Juli 1929 zu seiner Jungfernreise nach New York aus. Das
Schiff hatte ein Postflugzeug an Bord, welches mittels einer Katapultanlage etwa 400 Meilen vor dem Zielhafen die
»Bremen«
verlassen konnte. Die Laufzeit der Postzustellung konnte dadurch nochmal erheblich verkürzt
werden.
Die Hoffnung auf die schnellste Atlantiküberquerung und damit die begehrte Trophäe, das »Blaue Band«
zu gewinnen, sollte sich erfüllen. Deutschland war stolz auf dieses wundervolle Schiff, seinen Kapitän Leopold Ziegenbein
und die Besatzung. In 4 Tagen, 17 Stunden und 42 Minuten, einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,83 Knoten, war die
»Bremen«
das schnellste Passagierschiff seiner Zeit. Ein Jahr später lief die »Europa«
Ziegenbeins Schiff den Rang ab, bis dieser sich die Trophäe 1933 mit der Geschwindigkeit von 28,51 Knoten
zurückeroberte.
Nach diesem zweiten Rekord soll Kommodore Ziegenbein seinem Küchenchef befohlen haben, ein besonderes Gericht für eine
Feier herzurichten. Der Koch hatte schon Kalbfleisch zugeschnitten, worauf Ziegenbein ihn angewiesen habe, »er als
Schweizer solle sich etwas mit Käse einfallen lassen«
. Der Koch habe darauf Käsescheiben in die Schnitzel
eingelegt und das Gericht der »Bremen«
zu Ehren »Cordon bleu«
(»Blaues
Band«
) genannt.
Erst im Jahre 1935, gelang es der ital. »Rex«
und kurz darauf der franz.
»Normandie«
den Rekord zu brechen.
Als die »Bremen«
am 22. August 1939 letztmalig Bremerhaven verließ, befanden sich an Bord überwiegend
Amerikaner, die vermutlich vor dem drohenden Kriegsausbruch ihr Heimatland erreichen wollten. Am 01. September 1939, zu
Kriegsausbruch, verließ die »Bremen«
ohne Passagiere in »Schleichverfahren«
New York.
Kapitän A. Ahrens, Nachfolger von Ziegenbein, führte das Riesenschiff mit verlöschten Lichtern und von der
Besatzung in Rekordzeit mitten auf dem Meer mit grauem Tarnanstrich versehen, nordwärts. Unentdeckt passierten sie
Island sowie die Nordspitze Norwegens und liefen am 6. September 1939 in den Hafen von Murmansk ein. »Gewagt
und gewonnen«
, schrieb Kapitän Ahrens auf ein Autogrammbild.
Auch die letzte Fahrt der »Bremen«
wurde zu einen Husarenstück! Im Dezember 1939 fuhr sie mit voller
Fahrt von Murmansk an der Norwegischen Küste entlang, entkam der Aufforderung des englischen U-Bootes
»Salmon«
zu stoppen und erreichte unversehrt Bremerhaven. Es diente dann der Marine als Wohnschiff. Ein
17jähriger Schiffsjunge legte, als Rache für eine Ohrfeige, Feuer im Schiff und der verheerender Brand brachte es am 18.
März 1941, am Columbus-Kai zum Kentern. Der Junge wurde von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Das Wrack der »Bremen«
wurde von der Kriegsmarine angekauft, die es heben und in den Bremerhavener
Kaiserhafen überführen ließ. Hier begann man 1942 damit, alle noch verwertbaren Teile zu bergen. Die Reste wurden zerlegt
und verschrottet. Mit der 55 Cent Briefmarke bleibt das Schicksal der »Bremen«
in unserem
Gedächtnis.
J. Kasten