Zukünftige Stadtplaner aus aller Welt in Leipzig
Eine internationale Studentengruppe unter Leitung von Prof. A. Balducci vom Polytechnic of Milan weilte vom 23. bis 27. Mai zu einem Studienaufenthalt in Leipzig - organisiert vom Leibniz-Institut für Länderkunde. Das besondere Interesse des Masterstudienganges on Territorial, Urban an Environmental Planning lag darin, an anschaulichen Beispielen und in Gesprächen mit Fachleuten zu erfahren, wie man in Leipzig mit den Problemen Strukturwandel und Schrumpfung umgeht, wie man sie als Chancen der weiteren Entwicklung nutzt.
Beginnend mit einem Vortag von Dr. Oliver Weigel (Stadtplanungsamt) darüber, wie Stadtplanung und Stadtentwicklung unter den konkreten Leipziger Bedingungen erfolgen, wie Wohnungsleerstand und -abriss das Stadtbild verändern, welche Förderprogramme und -maßnahmen sich in welchen Ergebnissen zeigen, stand am nächsten Tag das altindustrielle Gebiet Plagwitz auf dem Programm - mit Rundgang und Führung durch die Spinnerei, die sich zu einem multifunktionalen, vor allem künstlerischen Areal entwickelt.
Henrik Sprink, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit, gewährte Einblicke in die Geschichte der Fabrik und erläuterte die schrittweise Umgestaltung der alten Gebäude durch verschiedenste Nutzer. Leider waren wegen des Feiertages die Galerien geschlossen, so dass das nächste Ziel das Spinnerei-Café Mule war, wo Birgit Seeberger vom Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung die Studenten über die Arbeit des ASW informierte und Fragen zur Stadtentwicklung beantwortete. Zum Abschluss der Studienreise stand Grünau auf dem Programm - vom Stadtteilzentrum bis zum Kulkwitzer See und Rodelberg. Im Wohnkomplex 8 findet man ja gegenwärtig auf kleinstem Raum Bespiele für alle bisherigen und gegenwärtigen Entwicklungen im Stadtteil: Abriss, Umbau und Sanierung, verschiedene Varianten der Nachnutzung der Abrissflächen von Rasen bis Kleingärten, positive und negative Folgen des Wohnungsverkaufs an Zwischenerwerber, gelungene und gescheiterte Projekte zur Aufwertung des Wohnumfeldes. Wie erklärt man aber jungen Menschen (zukünftigen Stadtplanern), die aus Mailand Wohnraummangel und hohe Mietpreise kennen, dass hier bei uns intakte Wohnungen in guter Lage nahe am Badesee einfach nicht mehr gebraucht und abgerissen werden?
Im KOMM-Haus nutzte die Studiengruppe dann die Möglichkeit, um bei Kaffee und Kuchen
die vielfältigen Eindrücke, Erfahrungen und Begegnungen noch einmal zu rekapitulieren, bevor
Dr. Martha Doehler-Behzadi, freie Architektin für Stadtplanung vom Büro für Urbane Projekte, in ihrer
Präsentation besonders auf die Umbrüche und neuen Herausforderungen an die Stadtplanung nach
der Wende einging und zu zahlreichen Anmerkungen der zukünftigen Planer Erläuterungen gab.
Ein Dankeschön allen beteiligten Vortragenden und Helfern für die Unterstützung, um der Studiengruppe
aus Mailand einen informativen, interessanten, lehrreichen und angenehmen Aufenthalt in
Leipzig zu bieten.
Evelin Müller