Jetzt wird's bunt
Schüler bemalen Grünauer Haltestellenhäuschen
Grund zum Staunen hatten die Mitarbeiter der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB)
Anfang Februar in der 55. Mittelschule. Denn nach nicht einmal vier Monaten
Vorbereitung konnten die Initiatoren der Aktion »Colour for Leipzig«
(Farbe für
Leipzig) den ersten von insgesamt zwölf angestrebten Kooperationsverträgen
unterzeichnen.
Die Schüler waren aufgerufen, Gestaltungsentwürfe zur Verschönerung des Wartehäuschens an der Endstelle in Lausen anzufertigen. Dessen bislang eintönige Fassade war wiederholt von Sprayern beschmiert worden. Mit der Idee, die triste Betonwand nun mit bunten Bildern zu versehen, will die LVB nicht allein ihre Haltestellen optisch aufwerten. Vielmehr hofft das Unternehmen, dass damit auch der Graffitivandalismus der Vergangenheit angehört.
Dass sich die Anfrage zuerst an die 55. Schule richtete ist dabei kein Zufall, ist
sie doch die einzige mit einem ausschließlich musischen Profil. Und
dementsprechend prompt kam auch die Zusage, bei dem Projekt mitzuwirken. Was
folgte, war eine dreimonatige intensive Entwurfsphase, in der die Schüler beinahe
ihre restlichen Schulaufgaben vergaßen. Die Gelegenheit, ihre Kunst einer breiten
Öffentlichkeit zu präsentieren, beflügelte nicht nur die Kinder und Jugendlichen,
sondern auch die leitende Kunsterzieherin Miersch. Letztlich musste sich eine Jury -
bestehend aus Vertretern der Schule und der LVB - unter 60 Arbeiten von Schülern
aus den Klassen 6 bis 10 entscheiden.
So unterschiedlich die Entwürfe entsprechend dem künstlerischen Vermögen ihrer Schöpfer auch waren, Frau Miersch hätte jedem den Sieg gegönnt und war froh, dass sie die Entscheidung nicht treffen musste. Mit der Wahl der Jury ist sie trotzdem zufrieden. Diese kürte zum einen den Entwurf von Tina-Maria Jobst. Die Achtklässlerin darf nun die Rückwand der Haltestelle mit einer Ansicht vom Kulkwitzer See bemalen. Warum sie sich gerade für den Kulki entschieden hat? Ganz einfach: Weil sie gern dort ist und das Wartehäuschen ganz in der Nähe des Erholungsgebietes steht. Am Ende eines Badetages können die Fahrgäste beim Warten auf die Bahn noch einen letzten - wenn auch nicht ganz realistischen - Blick auf die Grünauer Natur werfen.
Futuristischer hingegen wird die Gestaltung im Häuschen selbst. Toni Meisel
und Tihon Zjazev - beide aus der zehnten Klasse - entwarfen das Frontmotiv - vor
der Leipziger Skyline schwebt eine schicke »Niederflurbahn«
. Der Clou jedoch sind
planetare Haltestellen, die eine exorbitante Reise mit der LVB suggerieren sollen -
kaum verwunderlich, dass dieser Entwurf das Rennen machte. Wer ihnen bei der
Umsetzung Anfang April helfen wird, wissen die beiden Jungs bereits und auch wer
die dreijährige Patenschaft übernehmen soll, steht schon fest.
Denn mit der Gestaltung allein, ist es noch nicht getan. Die Schüler der 55.
Mittelschule verpflichten sich, die Pflege für ihre gestaltete Haltestelle zu
übernehmen. Das heißt, immer mal ein wachsames Auge auf die kleinen Kunstwerke
zu werfen und bei Bedarf Schönheitsreparaturen vorzunehmen. Als Gegenleistung
erhält die Schule im Rahmen dieser Kooperation Material und Unterstützung,
beispielsweise bei Schulfesten. Des Weiteren besteht das Angebot von
Berufsberatungen durch ein Tochterunternehmen der LVB.
kmn
Eine weitere Haltestelle in Grünau wird von Schülern der 100. Grundschule gestaltet. Gesucht wird noch ein Kooperationspartner für das Objekt in der Weißdornstraße.