Grün-As

Kulki lässt Wasser

Freispiegelleitung seit April in Betrieb

Der Kulkwitzer See wird allein durch Grundwasser gespeist. Im Moment steigen überall in Grünau und Umgebung die Grundwasserspiegel an. Sie werden in Zukunft, wenn die Bergbauseen um Leipzig saniert und geflutet sind wahrscheinlich wieder die Höhe vor dem Beginn des Bergbaus erreichen. Für den Kulkwitzer See würde das bedeuten, dass der Wasserspiegel noch einmal kräftig stiege, in nassen Jahren bis zirka zwei Meter unter den Rand. Allerdings sind die Prognosen ziemlich ungenau:
Gehen durch den Klimawandel die Niederschläge im Sommer im Raum Leipzig zurück, dürfte es weniger werden. Andererseits sind durch Tiefbaumaßnahmen und besonders den Kiesabbau in Schönau einige Grundwasserleiter zerstört und blockiert. Das dürfte zu einem Rückstau und damit zu steigendem Grundwasser führen.

Bild Wie dem auch sei: Am See würde die Campinghalbinsel und wahrscheinlich auch die Ferienhäuser überflutet, liese man dem steigenden Grundwasser freien Lauf. Daher ist in den letzten Jahren regelmäßig Wasser in den Zschampert abgepumpt worden. Um die damit verbundenen Kosten künftig zu vermeiden, wurde eine Freispiegelleitung gebaut. Sie mündet etwa 200 Meter nördlich der Lützner Straße in den Zschampert. Näher am See wäre eine Einmündung nicht möglich, da dort der Zschampert zu hoch liegt.

Steigt das Wasser im See nun höher als die Einmündung in den Zschampert, fließt das Wasser automatisch ab bis die angestrebte Sollhöhe von 114,5 Meter über dem Meeresspiegel erreicht hat. Die Öffnung im See liegt 30 Zentimeter tiefer. Es wird also Oberflächenwasser abgeleitet. Auf die auch diskutierte Variante, die Einmündung im See tiefer zu legen, um damit sauerstoffarmes Tiefenwasser abzuleiten wurde verzichtet, um Kosten zu sparen.

Die Kosten für diese Leitung hat im Wesentlichen die mit der Sanierung der Bergbauschäden beauftragte LMBV getragen. Nach dem Einigungsvertrag hätte die LMBV eigentlich alle Bergbauschäden sanieren müssen. Das heißt vor allem, den Zschampert vollständig sanieren und mit Wasser versorgen. Die Quelle des Zschampert lag bei Knautnaundorf und versiegte durch die bergbaubedingte Grundwasserabsenkung. Daraufhin wurde der Zschampert seit Anfang des 20. Jahrhunderts durch Kühlwasser aus dem Kraftwerk Kulkwitz versorgt.

Bild Seit dessen Stilllegung gibt es keine kontinuierliche Wasserversorgung mehr. Der Wiederanstieg des Grundwassers auf die ursprüngliche Höhe ist dagegen kein Bergschaden. Die Stadt Leipzig hatte es aber Anfang der 90er Jahre versäumt, ihre Ansprüche an die Sanierung der Bergschäden rechtzeitig anzumelden. In Folge kam es zu dem jetzt verwirklichten Kompromiss. Auch die Umsetzung hat lange gedauert, ursprünglich sollte die Leitung schon im Jahr 2000 fertig sein.

Parallel zum Bau der Freispiegelleitung wurden am Miltitzer Auenweg die Brücke über den Zschampert und das Bachbett saniert. Seit Anfang April ist alles fertig und die Leitung geöffnet. Das Wasser floss aber bedingt durch die lange Trockenheit nur einige Tage kräftig genug um den Zufluss an der chemischen Fabrik in Miltitz zu erreichen. Dort wird gereinigtes Abwasser kontinuierlich in den Bach geleitet, so dass eine stabile Wasserversorgung auch bei Trockenheit gewährleistet ist. Im Moment hat der Abschnitt des Zschampert zwischen dem Auenweg und der chemischen Fabrik bei Trockenheit kein Wasser. Durch das weiter steigende Grundwasser werden aber diese trocknen Phasen immer kürzer werden.

Bild Der Zschampert ist Wanderweg für Tiere vom Auwald zum Kulkwitzer See und zu den Kulkwitzer Lachen sehr wichtig. An ihm entlang können Tiere ohne die Gifte der Felder und ohne unter Autorädern zu enden einigermaßen sicher den See erreichen. Auf diese Art sind in den letzten Jahren zum Beispiel bereits Laubfrösche vom nördlichen Auwald über den See bis an die Kulkwitzer Lachen gewandert.

Der Teil des Zschampert von Göhrenz bis zur Einmündung der Freispielleitung wird dagegen nur durch Regenwasser und aus Rückhaltebecken versorgt. Um zu vermeiden, dass das wenige Wasser versickert, wurde der Zschampert entlang des Sees mit Ton abgedichtet. Bei Trockenheit steht nun dort das Wasser und verwandelt sich in eine dicke, stinkende Brühe. Wenn es länger nicht regnet, trocknet er in diesem Bereich ganz aus.

Link Für Vandalen und verantwortungslose Zeitgenossen ist das leider geradezu eine Einladung, sich dort ihrer Abfälle zu entledigen. Zur Aufwertung des Naherholungsgebietes, aber auch für den Schutz der Natur ist es wichtig, auch von Göhrenz bis Miltitz die Wasserversorgung des Baches zu verbessern. Angesichts der leer gefegten Leipziger Kassen wird dazu noch viel Engagement der Anwohner und der anderen Besucher des Sees nötig sein.

Dr. Leonhardt Kasek, Fotos: Lutz Rodenhauser
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