»Ostseeviertel«
- Ein Stück Zukunft für den WK 8
Wohnungsbaugenossenschaft »Kontakt«
saniert Fassaden sowie Dächer, baut
Aufzüge an 6-Geschosser und bekennt sich zum Wohnen am Kulkwitzer See
Seit Monaten wird von Stadtverwaltung, Stadtrat und Grünauern sowie Wohnungsunternehmen und anderen
wichtigen Akteuren wiederholt über die Zukunft Grünaus diskutiert. Während für die Wohnkomplexe (WK) 1
bis 4 und 5.2 (Wohngebietszentrum) als Kerngebiet die Entwicklung klar zu sein scheint, ist im so
genannten Stadtumbaugürtel mit den WK 5.1, 7 und 8 vieles offen. Ein Ergebnis der Diskussionen und des
Engagements der betroffenen Bewohner, ist die Aussage der Stadtverwaltung, dass es neben den in den
kommenden Monaten abzureißenden Wohnscheiben an anderer Stelle in den betroffenen Wohnkomplexen so
genannter Entwicklungskerne beziehungsweise neudeutsch »Cluster«
bedarf, die
einzelne Wohnungsunternehmen bereits im vergangenen Jahr für sich definiert hatten.
Mit dem klaren Bekenntnis zum langfristigen Erhalt der »Wohnscheibe 2«
im
Grünauer WK 8 mit den Häusern Binzer Straße 1 bis 27, Selliner Straße 21 bis 37 sowie Zingster Straße
33 bis 39 hatte sich die WBG Kontakt erfolgreich um Kredite bei der Deutschen Kreditbank AG (DKB)
bemüht und ist somit in der Lage, zirka 5 Millionen Euro (Eigenmittel eingeschlossen) in die
Fassadensanierung und Modernisierung durch Aufzugsanbau im »Ostseeviertel«
zu
investieren. Die Arbeiten an den Gebäuden sollen bis Jahresende abgeschlossen sein. Nach intensiver
Beratung mit den Genossenschaftsmitgliedern sollen im kommenden Frühjahr der Innenhof wiederhergestellt
und punktuelle Verbesserungen vorgenommen werden. Auf einer Versammlung im KOMM-Haus waren den
Genossenschaftsmitgliedern die Baumaßnahmen erläutert worden.
Bereits in der zweiten Aprilhälfte haben die Fassadenbauer von Baureparaturen West GmbH, unterstützt von Leipziger Malerhandwerksbetrieben, mit den Sanierungsarbeiten an den Fassaden und Balkonen sowie der Dachdeckerhandwerksmeisterbetrieb Theim mit der Sanierung der Dächer auf den Wohnblöcken begonnen. Unmittelbar nach Ablauf der einzuhaltenden Frist zur Modernisierungsankündigung begannen am 2. Mai Bauarbeiter der Firma RWP Hochbau GmbH aus Erfurt mit den Rohbauarbeiten für die Balkonanbauten.
»Grün-As«
begleitete Siegfried Schlegel, Bauleiter der WBG
»Kontakt«
, am 12. Juni auf seinem täglichen Baustellenrundgang. An diesem Tag gab es
zuerst einen Ortstermin im Innenhof, wo ein Autokran versehentlich einen Mast der Stadtbeleuchtung
umgefahren hatte. Anschließend gab es eine kurze Abstimmung mit Thomas Binder und Enrico Bauer von RWP
an der Binzer Straße 1 und 3, wo die Treppenhausaußenwände herausgenommen wurden, die an den Tagen
zuvor aus den sechs Meter breiten Dreischichtenplatten herausgesägt worden waren.
Innerhalb von zwei Tagen wurden die Öffnungen mit neuen Einschichtplatten verschlossen, in denen sich Öffnungen für Fenster und Aufzugstüren befinden. In der Selliner Straße 21 bis 37 haben die Rohbauer ihre Arbeiten bereits beendet. Dort wurden Raumzellen als Aufzugsfundamente in das Erdreich montiert. Die neuen Einschichtelemente erhalten derzeit eine Dämmung, eine Feinputzschicht als Wetterschale und einen Farbanstrich. An den Häusern Binzer Straße 37 und 35 wurden die gläsernen Aufzugsschächte bereits montiert.
Schon vor Beginn der Sanierungsarbeiten wird abgesprochen, auf welchen Balkonen Markisen de- und wieder montiert, Satellitenschüsseln provisorisch am Gerüst angebaut oder Festeinbauten erhalten bleiben können, die in Tabellen für jedes Haus eingetragen werden. Anhand dieser wissen die Bauleute, was auf welchem Balkon zu beachten ist und welcher Familie der Balkon gehört. Außerdem werden dazu täglich Feinabstimmungen mit den Kollegen von der Firma Comfort Glas- und Fensterbau Leipzig Miltitz und dem Elektriker Volker Neben von der Firma Elektro Haubenreißer geführt.
Der ständige unmittelbare Kontakt durch Gespräche auf der Straße, vom Gerüst auf den Balkon und Hausbesuche sowie die zahlreichen Telefonate mit den Bewohnern sind sehr wichtig, die so täglich spüren, dass sie bei den Baumaßnahmen nicht allein gelassen werden und auch bei Bedarf geholfen wird. Dies ist vor allem für viele ältere und Alleinstehende sehr wichtig. Auf die Frage zum Verhältnis zwischen Bewohnern und Bauarbeitern antworteten Karin Barthel und Thea Fehling aus der Binzer Straße 21, dass die Bauleute fleißig, sauber und rücksichtsvoll arbeiten und auch die Mieter bei störenden Arbeiten direkt informieren. Gleiches berichteten auch Ursula und Werner Kitze, die sich schon auf die Erleichterung durch den Aufzug freuen, und lobten auch die neue Fassadengestaltung, wie den disziplinierten Bauablauf. Werner Kitze muss es wissen, schließlich war er selbst jahrzehntelang im Baukombinat als Malermeister tätig.
Wie die Fassaden aussehen ist bereits in der Selliner Straße und der Binzer Straße 1 bis 17 sichtbar. In den kommenden Tagen sollen weitere Gerüste fallen, weshalb der WBG-Bauleiter und Polier Detlef Würzberger von BRW Balkon- und Fassadenabnahmen an der Binzer Straße 3 und 5 sowie 19 und 21 durchführten. Meist haben die Bewohner bereits wieder Besitz von ihren Balkonen ergriffen, blühen zahllose Blumen in den Blumenkästen, obwohl die Gerüste noch nicht abgebaut wurden. Derweil werden die Balkonsanierungen in der Binzer Straße 23 bis 27 und der Selliner Straße 21 bis 25 weitergeführt.
Von vier Hängegerüstbrücken, die in den 80-er Jahren an der Technischen Hochschule und im Kombinat Baureparaturen entwickelt wurden, werden derzeit Fassaden im Innenhof saniert. Derzeit prüft die Kontakt noch den Anbau von Balkonen an großen Wohnungen, wo diese noch fehlen und deshalb Leerstände aufweisen. Voraussetzung für die Realisierung ist die Einhaltung der geplanten Baukosten.
Auf die Frage nach den zahlreichen Beulen in den Fugenbändern schmunzelt Schlegel und meint, auf der Baustelle gibt es nicht nur ein Miteinander von Bewohnern und Bauleuten, sondern auch Vögel, wie Meisen, Sperlinge, Mauersegler und Rotschwänzchen aber auch Fledermäuse, die ebenso ihre Behausung nicht verlassen haben und sich mit dem Baugeschehen arrangieren. Haben diese nicht zuletzt durch das viele Grün und die Nähe zum See ihr Zuhause ebenfalls in Grünau.
Auch wenn durch den Aufzugsanbau die Wohnkosten steigen, und dies für einzelne Haushalte zu einer
starken Belastung führt, wollen doch fast alle Bewohner eine Zukunft im
»Ostseeviertel«
haben und betonen, dass schließlich jeder jeden Tag einen Tag älter und
nicht jünger wird. Die unterschiedlichen Wohnungsgrößen ermöglichen, dass auch mehrere Generationen
einer Familie in der Nachbarschaft wohnen können.