Oh, es riecht (bald) gut...
Bäckerei Kleinert will zukünftig in Grünau produzieren
Wäre es nach Jürgen Kleinert gegangen, hätte seine Bäckerei in Grünau schon längst geöffnet. Bereits 2005 hatte der Leipziger Unternehmer die ehemalige Großraum-Gaststätte an der Alten Salzstraße gekauft und wollte Ende vergangenen Jahres seine ersten Brötchen dort backen.
Bislang konnte Kleinert, der vor dem Kauf eine Bauvoranfrage stellte und ein Lärmgutachten
in Auftrag gab, außer der Dachsanierung noch nicht groß tätig werden. »Leider habe ich
es verpasst, die Anwohner im Vorfeld über unser Vorhaben zu informieren. Dann wäre es
vielleicht nicht zu dieser Verzögerung gekommen«
, erzählt der Bäckermeister, dem ein
harmonischer Umgang mit den Anwohnern enorm wichtig ist und der dafür sogar die Be- und
Entladung seiner Fahrzeuge komplett im Halleninneren realisieren wird. Doch um Lärmbelästigung
ging es den Anwohnern gar nicht. Vielmehr hatten sie gegenüber dem Bauordnungsamt ihre
Befürchtung geäußert, dass es zu unangenehmen Gerüchen kommen könnte. Kleinert ließ ein so
genanntes Geruchsgutachten erstellen. Dies hat die Bedenken aus dem Weg geräumt. Nun wartet er
nur noch auf die Umnutzungsgenehmigung. Dann kann es endlich losgehen.
Den Familienbetrieb Kleinert gibt es seit mittlerweile 57 Jahren. Heute arbeiten nicht nur
die Frau und die beiden Töchter des Bäckermeisters in zweiter Generation mit im Unternehmen.
Auch sein Vater, von dem er den Betrieb einst übernahm, hat mit über 80 Jahren noch seine
Aufgaben und verrichtet sie gern. Seit 1957 ist die Bäckerei in der Lützner Straße beheimatet.
Wehmütiger Ortswechsel? »Die Arbeitsbedingungen sind dort nicht mehr die besten. Im
Laufe der Zeit hat sich unsere Produktionsmenge erheblich vergrößert. Nach der Wende hatten wir
eine Filiale, jetzt sind es bereits zwölf im gesamten Stadtgebiet, vorrangig im Leipziger
Westen«
, begründet Jürgen Kleinert den nun anstehenden Umzug.
Mit 1500 Quadratmetern Gesamtfläche ist das neue Domizil dreimal so groß, wie das alte. Das
hat nicht nur den Vorteil der Geräumigkeit, sondern: »Mit der höheren Backkapazität,
die wir dort haben werden, können wir später mit der Produktion beginnen und die Ware ist
frischer«
, erläutert der rührige Firmenchef.
25 Beschäftigte, davon 15 Bäcker, werden in Grünau einmal tätig sein. Bis dahin ist allerdings noch einiges zu tun. Die komplette Erneuerung von Glasfassade und Fußböden ist nur ein Bruchteil dessen, was noch alles geschehen muss, damit es an der Alten Salzstraße bald nach frischem Backwerk riecht. 200.000 bis 300.000 Euro, davon allein 150.000 für die Entlüftungsanlage will Kleinert ins Gebäude investieren. Dabei ist die Summe noch recht überschaubar und das liegt daran, dass sich größtenteils betriebseigene Handwerker um den Umbau kümmern. Schon jetzt wird fleißig gewerkelt. Noch in diesem Jahr nämlich sollen die Bauvorbereitungen beendet sein.
Dass er mit dem Umzug seiner Bäckerei nicht nur erstmalig einen lange Zeit fast leeren
Flachbau sinnvoll nachnutzen möchte, sondern darüber hinaus auch der erste ist, der in Grünau
produzierendes Gewerbe ansiedelt, ist dem sympathischen Mittfünfziger durchaus bewusst. Nicht
ohne Grund hat er sich für diesen Stadtteil entschieden. »Man sollte beginnen, die
Monokultur, die in Grünau vorherrscht, zu verändern«
, meint er und ergänzt:
»Die Überlegung hierher zu ziehen hat aber auch einen ökologischen Hintergrund. Von
diesem Standort aus vermeiden wir beispielsweise weite Anfahrtswege, da wir ja größtenteils den
Leipziger Westen beliefern.«
Neben dem Engagement für die Umwelt macht sich Kleinert,
der übrigens begonnen hat, seinen Fuhrpark auf Erdgas umzustellen, aber auch für die Region
stark. Getreu seiner Philosophie »von der Region für die Region«
, verwendet
er beispielsweise nur sächsisches Getreide, das er von sächsischen Mühlen bezieht.
Für die Grünauer wird Jürgen Kleinert zukünftig nicht nur Brötchen backen, Er wartet mit
jeder Menge guten Ideen auf. Clou des Umbaus soll demnach ein Gebäude im Gebäude sein - eine
Art Schau»werkstatt«
- ermöglicht durch die großzügige Glasfassade.
»Die Leute können uns dann bei der Arbeit zuschauen. Das sorgt für Transparenz und ein
gutes Miteinander. Vorstellbar sind auch Besichtigungen in Zusammenarbeit mit der
Volkshochschule«
, so seine Zukunftsvisionen.