Grün-As

Nette Nachbarn inklusive

Wie Grünau für Anita und Bernd Kunze zum neuen Zuhause wird

Wenn man Anita und Bernd Kunze mit einem Wort beschreiben müsste, dann würde einem sofort das Wort «herzlich» einfallen. Eine Eigenschaft, die heutzutage leider selten geworden ist. Dem sympathischen Rentner-Ehepaar öffnet sie Tür und Tor. Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass die beiden seit ihrem Einzug in den Elfgeschosser Alte Salzstraße vor zehn Monaten, schon viele neue Bekanntschaften geschlossen haben. Ein nettes Wort für den Nachbarn, ein Leckerli für den Nachbarshund - Anita Kunze, so scheint es, kann gar nicht anders, als freundlich sein. Und das obwohl sie und ihr Mann in den letzten Jahren allen Grund gehabt hätten, mit ihrem Schicksal zu hadern.

Bild Vor zehn Jahren nämlich verunglückte Bernd Kunze mit dem Auto und erlitt später gleich zwei Schlaganfälle. Ein komplizierter Oberschenkelhalsbruch, der ihn seither in den Rollstuhl fesselt, war letztlich ausschlaggebend für den Ortswechsel. Zuvor lebten die beiden 64-Jährigen, die auf 36 gemeinsame Ehejahre zurückblicken können, lange Zeit im Süden Leipzigs - in Connewitz. Ein wenig Wehmut schwingt noch immer in ihrer Stimme mit, wenn Anita Kunze von den vielen Freunden erzählt, die sie dort zurücklassen mussten. Vor allem die Menschen in dem Seniorenwohnpark, in dem sie sich engagierte, sind ihr ans Herz gewachsen und fehlen ihr nun sehr. Leicht, so sagt sie, sei ihr der Umzug nicht gefallen, aber sie arbeite daran, anzukommen.

Bernd Kunze hingegen, der trotz seiner Behinderung ein bewundernswert lebensbejahender und humorvoller Mensch geblieben ist, fühlt sich mittlerweile pudelwohl im neuen Zuhause. Der Fahrstuhl ist für ihn nicht nur eine Erleichterung, sondern ein Muss und nicht zuletzt ein Grund dafür, in ein Hochhaus zu ziehen. Dank der Barrierefreiheit kann er auch den liebevoll begrünten Balkon nutzen und den schönen Blick aus dem sechsten Stock über Grünaus Grün genießen. Darüber hinaus wurde den Eheleuten ein Abstellraum auf der Etage zur Verfügung gestellt, wo unter anderem der Elektrorollstuhl Platz findet.

Zunächst, so erzählt das Paar, hätten sie schon Bedenken gehabt, hierher zu ziehen - Befürchtungen, dass es problematisch werden könnte. Denn jeder, der von ihrem Vorhaben wusste, hätte abgewunken. Sprüche wie: «Wohin? Nach Grünau? Um Gottes Willen ...», hörten sie nur zu oft. Beeinflussen ließen sie sich davon nicht. Das sei alles Quatsch, meint die resolute ehemalige Gastronomin. Sie könne es überhaupt nicht verstehen, wie man über Dinge und Menschen so herablassend urteilen kann, die man nicht kennt. Ihr Motto sei leben und leben lassen. Dass ihre Entscheidung nach Grünau zu kommen, nicht die schlechteste war, mussten auch alle eingestehen, die die Kunzes seither in den neuen vier Wänden besuchen kamen. Skeptische Äußerungen über die «Platte» wurden gleichsam revidiert. Denn helle, freundliche Räume und eine Küche - groß genug für einen Essplatz, überzeugten auch die hartnäckigsten Zweifler.

ImageLink Allerdings sei auch das Wohnumfeld ein wichtiger Wohlfühlfaktor meint das Paar. Darum ist ihnen die leer stehende Ladenzeile im Erdgeschoss schon ein kleiner Dorn im Auge. Umso mehr freuen sie sich aber über die neuen Nachbarn. Das sind ganz nette und hilfsbereite Leute, so das Urteil. Unter ihnen finden sich gar alte Bekannte. Dass im Nachbarhaus langjährige Freunde wohnen, wussten Anita und Bernd Kunze zwar. Sie waren während des Umzugs nicht nur freundliche Unterstützer, sondern zuvor auch die erste Anlaufstelle bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Aber dass sie ein paar Monate nach ihrem Einzug plötzlich ihrer alten Freundin und zugleich neuen Nachbarin Kristine Nowotnick gegenüber steht, damit hätte die damals 63-Jährige nie gerechnet. Die Freude war verständlicherweise groß und das Eingewöhnen fällt auch gleich ein bisschen leichter.

kmn
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