Schließungen in Grünau
Vielleicht erinnern Sie sich: Im Mai 2005 gab der KONSUM Leipzig seine Filiale in der Garskestraße
auf. »Aufwand und Nutzen standen in keinem gesunden Verhältnis mehr«
, so
kommentierte damals Vorstandschefin Petra Schumann-Abend die bis dahin einmalige Maßnahme. Seit Anfang
Januar ist Grünau nun um ein weiteres leeres Gebäude reicher - REWE schloss ihre Kaufhalle in der
Karlsruher Straße. Trotz zweimonatiger, intensivster Bemühung um eine Auskunft, schweigt sich die
REWE-Group gegenüber »Grün-As«
beharrlich aus, reagiert weder auf Anrufe noch
schriftliche Anfragen - ein Schelm, der böses dabei denkt...
Nebenbei bemerkt hat REWE diese
Filiale genauso wie drei weitere in Grünau erst Anfang 2005 von Marktfrisch übernommen.
Jetzt aber steht sie leer - einen neuen Pächter kann die Stadt Leipzig als Grundstückseigner nicht
vorweisen. Ärgerlich. Denn gerade die kurzen Wege, sprich die gute Nahversorgung, ist ein Pfund mit dem
Grünau trotz aller Kritik immer wuchern konnte. Was im Fall der Konsum-Schließung aufgrund der Nähe zu
PEP und Allee-Center nicht so gravierend zu sein schien, sieht bei der geschlossenen REWE-Filiale ein
wenig anders aus. »Es ist eine Schande, dass ich als 85-Jährige 20 Minuten laufen muss, um mir
ein Brötchen kaufen zu können«
, beklagt sich eine Bewohnerin der Breisgaustraße via Telefon.
Das sei doch nicht im Sinn der Sache.
»Ist es auch nicht«
, gibt ASW Abteilungsleiter Stefan Geiss der alten Dame Recht.
Natürlich habe die Stadt ihr Möglichstes getan, REWE am Standort zu halten. Aber zwingen könne man eben
niemanden. Nun macht das Beispiel der 85-jährigen Frau zwar betroffen, aber es ist nicht unbedingt
Repräsentativ für den Stadtteil. Denn noch immer gibt es jede Menge Einkaufsmöglichkeiten für die
Grünauer und noch immer sind die meisten Menschen so mobil, dass sie die nächste Kaufhalle bequem
erreichen. Noch.
Denn der Trend ist absehbar: Je weniger Einwohner Grünau hat, desto weniger Kunden haben die Nahversorger. Wenn die dann aufgrund mangelnder Rentabilität schließen müssen, verliert das entsprechende Quartier an Attraktivität und büßt noch mehr Einwohner ein - den sprichwörtlichen Teufelskreis kann man derzeit ganz gut im WK 7 beobachten. Zurzeit gibt es am so genannten Jupiterzentrum noch drei Kaufhallen - REWE, PENNY und KONSUM. Durch die massiven städtebaulichen Maßnahmen der Vergangenheit dürfte die spannende Frage also sein, wer als erstes aufgibt. Dass mindestens einer geht, ist so gut wie sicher.
PENNY zumindest hat bereits Interesse bekundet, in den KONSUM-Flachbau Lützner Straße zu ziehen, der ehemals Kondi, später dann DISKA beherbergte und seit vergangenem Jahr ebenfalls geschlossen ist. Was für die beiden verbleibenden Märkte von Vorteil wäre, sieht die Stadt allerdings gar nicht gern - will sie doch ihre Zentren stärken. Derzeit wird verhandelt...
Diese Weitsicht hätte man vielleicht auch schon vor einiger Zeit haben sollen - nämlich bevor gegenüber der dortigen schon damals unzureichend genutzten Ladenzeile das Jupiterzentrum entstand, welches ebenso viel Platz für kleine Läden aufzubieten hatte. Das Eldorado für kleine Einzelhändler möchte man meinen. Selbige sucht man jedoch vergebens. Die hatte bereits der Bau des Allee-Centers auf dem sprichwörtlichen Gewissen und mittlerweile ist nicht nur die Ladenzeile im zum Abbruch vorbereiteten 5-Geschosser vollkommen verwaist, sondern steht auch schon das ein oder andere Geschäft im Neubau leer.