»Bis zum nächsten Mal ...«
Erneute Brandstiftung entsetzt Grünauer und wirft Fragen auf
Gewerbetreibende und Anwohner rund um das Areal der Selliner Passage sind in Aufruhr. Schon wieder hat es gebrannt. Der
oder die Täter agierten mit derselben Rücksichtslosigkeit, wie drei Monate zuvor, als das KOMM-Haus in unmittelbarer
Nachbarschaft in Flammen aufging: Aufgehebelte Tür, entwendete Computer, Feuer. »Wen trifft es als
Nächsten?«
, scheint die unausgesprochene Frage der Umstehenden zu sein.
Gegen 4.30 Uhr am Morgen des 12. Februars wurde der Brand in den Räumlichkeiten des Sanitätshauses entdeckt. Rund fünf Stunden später stehen noch immer Menschen in Grüppchen Kopf schüttelnd davor. Ein paar Meter weiter stehen noch die Gerüste an der Selliner Straße 17. Auch wenn die Scheiben ersetzt und die Sanierungsarbeiten an der städtischen Kultureinrichtung in vollem Gange sind, lassen sich die Ausmaße der Zerstörung noch erahnen. Der Schaden lässt sich auf weit über 100.000 Euro beziffern. Weit höher dürfte er jedoch im Bären-Sanitätshaus liegen. Denn durch die offenen Türen im hinteren Bereich zogen Feuer und Qualm gleich einem Kamin ins angrenzende Treppenhaus. Hinzu kommt der Verlust von Warenwerten, dessen Höhe noch zu ermitteln ist.
»Das kann doch nicht wahr sein«
, »Unglaublich«
, »Wann kriegen sie endlich
diese Kriminellen?«
, »Die müssen doch hier im Umfeld wohnen«
, sind nur ein paar der
Kommentare, die man von den merklich geschockten Leuten hört. »Was steckt hinter der Brandserie?«
,
dürfte allerdings die wohl wichtigste Frage sein. Spurensicherung, Kripo und Staatsschutz sind im Einsatz, suchen akribisch
nach verwertbaren Hinweisen. Innerhalb von nur drei Monaten sind sie zum dritten Mal vor Ort. Während sich die Brandursache
im LWB-Haus Selliner Straße 1, mittlerweile eindeutig als Fahrlässigkeit entpuppte, ist man sich dieses Mal sicher:
»Es war das gleiche Schema wie beim KOMM-Haus«
, gibt ein Beamter bereitwillig Auskunft. Erschwerend hinzu
käme jedoch der Umstand, dass dieses Feuer in unmittelbarer Nähe zu einem Wohnhaus gelegt wurde. Der Tod von Menschen also
billigend in Kauf genommen wurde.
Ist es also tatsächlich ein lapidarer Einbruchsdiebstahl mit Brandstiftung zur Vertuschung der Spuren, bei dem am Ende weit höhere Schäden als ein gestohlener Computer zu verzeichnen sind? Der Sinn einer solchen These darf ernsthaft hinterfragt werden. Sicher: Es gibt sie, die dummen Kriminellen, die nicht überlegen, bevor sie handeln und es wurden auch schon Menschen für 20 Euro umgebracht, aber es gibt auch clevere Täter. So clever vielleicht, um mit einer Tat nach gleicher Masche aber in Richtung eines gänzlich unpolitischen Zieles, die Polizei von einer Spur ins rechte Milieu abzulenken. Das ist reine Spekulation, aber nicht unwahrscheinlicher als ein aufwendiger Diebstahl von alter Computertechnik, die kaum noch in bare Münze umgewandelt werden kann.
Die Ermittlungen laufen und Ergebnisse werden noch ein wenig auf sich warten lassen. Ein Beamter verabschiedete sich mit
der sarkastischen Bemerkung: »Bis zum nächsten Mal...«
. Hoffentlich nicht.