Sonne weg - Vorhang auf - Film ab
Sommerkino an drei verschiedenen Grünauer Orten
Mittlerweile gibt es viele Orte in Leipzig, wo Cineasten auf ihre Freiluftkosten kommen - in Grünau jedoch hat Sommerkino regelrecht Tradition. Vor über zehn Jahren veranstalteten wir in Zusammenarbeit mit dem Titanic Filmclub und dem Restaurant Apollon die ersten Filmabende. Später nahm sich der Leiter des Ökumenischen Gästehauses Reinhard Mohrmann der Sache an. Fortan konnten Grünauer und Gäste auf der Dachterrasse den ein oder anderen Streifen in luftiger Höhe auf der Leinwand betrachten. Nachdem nun das Gästehaus im vergangenen Jahr leider schloss, drohte die Tradition auf der Strecke zu bleiben.
Kurzerhand entschlossen wir uns das Sommerkino wieder selbst in die Hand zu nehmen, kontaktierten den
Andrea-Doria-Filmclub und begaben uns sich auf die Suche nach außergewöhnlichen Lokalitäten. Fündig wurden wir
beispielsweise im Robert-Koch-Park. Dort wird am 47. Jahrestag des Mauerbaus (am 13. August) »Der
Tunnel«
gezeigt. Der deutsche Film aus dem Jahr 2001 gibt die authentische Geschichte eines DDR-Schwimm-Meisters
wieder, der sich - vom Mauerbau überrascht - zur Flucht nach West-Berlin entschließt. Zurück gebliebene Freunde sollen
durch einen Tunnel in den West-Sektor geschleust werden.
Eine Woche später (am 20. August) wird die Kino-Leinwand dann im Schönauer Park aufgestellt. Die Besucher erwartet in
idyllischer Umgebung ein schneller und geistreicher Streifen aus Österreich: »Free Rainer - dein Fernseher
lügt«
ist zwar nicht als authentisch ausgewiesen, aber gewisse Parallelen zur hiesigen Fernsehlandschaft lassen
sich einfach nicht verleugnen. So geht es im Film um eine Medienlandschaft, die so genanntes Unterschichten-Fernsehen für
völlig abgestumpfte Konsumenten produziert. Je idiotischer und voyeuristischer desto besser - Hauptsache die
Einschaltquoten stimmen. Diese Entwicklung würde zur totalen Verblödung der Bevölkerung führen, wenn nicht eine kleine
Gruppe gesellschaftlicher Außenseiter der Fernsehindustrie auf die Schliche käme...
Zum Abschluss der Sommerkino-Reihe wird vor dem KOMM-Haus am 27. August »Die Welle«
gezeigt. Der
ursprünglich amerikanische Film wurde 2008 in Deutschland neu aufgelegt und beschäftigt sich mit den Mechanismen der
Diktatur. Um seinen Schülern die Entstehung einer solchen näher zu bringen, startet ein Gymnasiallehrer ein pädagogisches
Experiment. Was zunächst harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich binnen weniger Tage
zu einer richtigen Bewegung. Als das Experiment auszuarten droht, soll es abgebrochen werden. Doch längst ist »die
Welle«
außer Kontrolle geraten...
Das KOMM-Haus freut sich auf zahlreiche Besucher zum Sommerkino - drei Filme, drei Orte, drei schöne Abende bei hoffentlich gutem Wetter. Die Vorführungen beginnen mit Einbruch der Dunkelheit gegen 21 Uhr.
kmn