»Hier kommen die Sachen auf den Tisch«
LWB feiert mit ihren Mietern im WK 7
Open Air am 24. Juni im WK 7: Der Hof zwischen Jupiterstraße und Titaniaweg ist gut besucht. Etwa 100 vorwiegend ältere Menschen sitzen auf ihren Plätzen, plaudern, trinken Kaffee, essen Kuchen und schauen immer wieder erwartungsvoll zur Bühne. Auf der schwitzen zwei Damen, die sich kochend duellieren. Geschnetzeltes soll es am Ende werden. Ab und zu trägt der Wind Geruchsfetzen ins Publikum. Es ist Nachmittag. Ab 11 Uhr hatte die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft als Vermieter der Häuser Jupiterstraße 2 sowie Titaniaweg 3, 5 und 9 zum Mieterfest geladen.
Im Juni 1984 wurde das letzte der vier so genannten Rentnerwohnhäuser (RWH) fertig gestellt. 25 Jahre existieren die
Neungeschosser nunmehr und es gibt noch 30 Erstbewohner, die natürlich doppelt Grund zum Feiern haben. Der Begriff
»Rentnerwohnhaus«
ist zwar längst überholt, aber ihre einstige Bestimmung haben die Gebäude behalten, wie
LWB-Mitarbeiter Rolf Zschau erzählt: »Zum RWH wurde ein Haus, wenn es über eine Rampe verfügte und der Lift bis in
den Keller ging. Außerdem konnten im Erdgeschoss Service-Einrichtungen für Senioren untergebracht werden. Heute sind die
vier Häuser ideal für "Betreutes Wohnen".«
Im Titaniaweg 5 beispielsweise betrieb die Volkssolidarität bis 2001 eine Begegnungsstätte - heute hat dort die AWO ihre
Räumlichkeiten. Im Titaniaweg 9 hingegen war schon immer eine Arztpraxis, ein Friseur kam später hinzu und seit 2004 bietet
auch der Pflegedienst Hegedüs & Janusic seinen Hauswirtschafts- und Seniorenservice an. »Das vereinfacht das Leben
unserer Senioren enorm«
, weiß Zschau. Die gute Seele des Viertels, die immer ein offenes Ohr für die Sorgen,
Anregungen und Fragen der Mieter hat, kennt die Häuser von Anfang an. Vor der Wende, als es noch für jedes Haus vom Typ PH
9 einen eigenen Hausmeister gab, wohnte er sogar hier. Heute ist Rolf Zschau Mieterbetreuer - seine Aufgaben sind beinah
dieselben.
Wie unersetzlich und beliebt der stets lächelnde ehemalige Hausmeister ist, macht sich beim Mieterfest bemerkbar. Immer
wieder kommen Leute, wollen einen Rat, eine Auskunft oder ihn einfach nur wissen lassen, wie wohl sie sich heute fühlen.
»Mich stört das nicht«
, sagt Zschau. Im Gegenteil: Er freut sich über das Vertrauen, das ihm
entgegengebracht wird. Aus diesem Grunde ist einer seiner Lieblingstermine der vierteljährlich tagende Mieterbeirat. Zehn
engagierte Bewohner aus allen vier Häusern treffen sich aller drei Monate mit ihm und LWB-Gruppenleiterin Barbara Zappe, um
sich auf kurzem Wege auszutauschen. Die Idee für ein solches Gremium kam Helmut Prinz (81) vor etwa zehn Jahren.
»Früher «
, erzählt die 68-jährige Mieterbeirätin Monika Weiske »waren wir in der HGL organisiert.
Während der Wende, schlief das ein. Aber eigentlich hatte sich das System bewährt. Als Herr Prinz mir von seiner Idee
erzählte, war ich sofort angetan.«
Vieles habe man erreicht, so die einhellige Meinung. Eine echte Bewährungsprobe sei die Rekonstruktion der Häuser
gewesen. Die LWB investierte bislang über sechs Millionen Euro in Aufzugsanlagen, Brandschutzmaßnahmen und
Wohnungszusammenlegungen. 67 geräumige Zwei-Raumwohnungen entstanden aus jeweils zwei Ein-Raum-Appartements. »Die
Bauarbeiten waren aber auch ganz schön Nerven aufreibend für die Mieter«
, gibt Rolf Zschau zu. Dass diese dennoch
Verständnis für Lärm und Dreck zeigten, war auch den Damen und Herren vom Mieterbeirat zu verdanken. Als Mittler zwischen
Vermieter und Bewohnern, gehen sie mit offenen Augen durch ihr Wohnumfeld, wo sie nicht weiter kommen, kümmert sich die
LWB. »Das leider noch einmalige Projekt klappt richtig super. Ich wünschte, so etwas würde es viel öfter
geben«
ist Barbara Zappe begeistert und erklärt auch gleich, warum: »Woanders wird immer alles hinter
vorgehaltener Hand ausgesprochen und die Mieter sind unzufrieden. Hier kommt es auf den Tisch.«