Grün-As

Abriss und Verkauf im WK 8.3

UNITAS klärt auf - Mieter trotzdem verunsichert

Lange wurde darüber gemunkelt, dass mit den Häusern der Wohnungsgenossenschaft Unitas im WK 8.3 etwas geschehe. Nun ist es Gewissheit: Das Karree Schrammsteinstraße, Miltitzer Allee, Basteistraße steht zum Verkauf - damit einhergehend wird im kommenden Jahr der Block Basteistraße 10 bis 16 mit 71 Wohnungen abgebrochen.

»Wir hätten den Abriss gern vermieden«, äußert sich der Vorstandsvorsitzende Hans-Dieter Thomas auf Nachfrage. »Allerdings stimmte die Stadt unserer Verkaufsabsicht nur unter der Bedingung zu, dass wir auch Wohnraum vom Markt nehmen.« Dass es überhaupt einer kommunalen Zustimmung zum Verkauf bedarf, liegt daran, dass das Areal im Stadtentwicklungskonzept als so - genannter Umstrukturierungsbereich gekennzeichnet ist.

Vor etwa 26 Jahren entstand der WK 8.3 als letztes aller Quartiere in Grünau - viele der noch heute dort wohnenden Menschen sind Erstmieter. Dass ihr Umfeld trotz der idyllischen Lage am Rande der Großstadtsiedlung und in unmittelbarer Nähe zum Kulkwitzer See keine allzu rosige Zukunft hat, werden einige von ihnen bereits erahnt haben. Wer auf eine Sanierung der Häuser gehofft hatte, wurde enttäuscht. Viele Grünauer zogen weg - der Leerstand wuchs. »Von 71 Wohnungen in der Basteistraße 10 bis 16, standen im Frühjahr 2009 44 leer. Das ist eine Quote von 61,97 Prozent. Trotz intensiver Bemühungen ist es uns nicht gelungen, die Wohnungen neu zu vermieten«, begründet die Unitas den Abbruch des 6-Geschossers in ihrem Mieterschreiben vom 27. Mai 2009.

Bild »Von intensiven Bemühungen kann keine Rede sein«, meint hingegen Ilse Lauter. Sie ist Genossenschafterin, wohnt in der Schrammsteinstraße und ist seit über einem Jahr mit der Problematik vertraut. Ihrer Ansicht nach, wurden Auszüge forciert und eventuelle Zuzüge gar verhindert - der Block somit ganz bewusst mit bewährter Methodik frei gelenkt. »Im Frühjahr 2008 wurde einem Ehepaar eine Sanierungsmaßnahme in ihrer Wohnung mit der Begründung, 'die Häuser werden eh verkauft' verweigert«, so Lauter. (Die Genossenschaftsvertreter wussten zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon.)

In Gesprächen mit dem Unitas-Vorsitzenden und Baubürgermeister Martin zur Nedden versuchte die Politikerin ein wenig Licht ins Dunkel der Gerüchte - küche zu bringen. Alles, was sie dabei jedoch erfuhr war, dass der Verkauf tatsächlich bevorsteht, aber eben durch gewisse Auflagen seitens der Stadt reglementiert sei. Laut Unitas habe man diesen Kenntnisstand auch auf einer Vertreterversammlung zur Lage im WK 8.3 im September 2008 verkündet. Damals sei auch die zweite Bedingung der Stadt Leipzig - der Teilrückbau an einem anderen Standort Grünaus - angesprochen und positiv aufgenommen worden. Das Vorhaben ist nun - ein Jahr nach dieser Versammlung - so weit gediehen, dass man die konkreten Pläne auf dem Tisch liegen hat. »Dieses Projekt werden wir im Frankenheimer Weg umsetzen. Die Auflage war, weitere 50 Wohnungen vom Markt zu nehmen.

Mit diesem Teilrückbau können wir die erfüllen«, erläutert Hans-Dieter Thomas. Das Ergebnis wird ähnlich dem der Etagenhäuser der WBG Kontakt im WK 7 ausfallen und 1,6 Millionen Euro kosten. Investitionskapital, das die Genossenschaft allein aus dem Verkauf des Karrees Schrammsteinstraße / Miltitzer Allee / Basteistraße ziehen will. Scheitert das Geschäft, lägen demnach diverse Sanierungskonzepte auf Eis. Einen potenziellen Investor habe man im Zuge der schwierigen Finanzlage bereits verloren, dennoch sei man zuversichtlich, in den kommenden drei Monaten die Wohnscheibe veräußern zu können. Genau diese Aussage verursacht bei Ilse Lauter und anderen Mietern Bauchschmerzen. »Keiner weiß, was der zukünftige Eigentümer mit den Häusern anstellen wird«, fasst sie die Sorgen der Menschen zusammen und konkretisiert: »Viele sind sehr verunsichert.

Ich weiß von Leuten, die von der zum Abriss vorgesehenen Basteistraße in eines der zum Verkauf stehenden Häuser umziehen wollten - das wurde seitens der Unitas verhindert. Auch die Aussage der Umzugshilfen und die Auszahlung beziehungsweise Übertragung der Genossenschaftsanteile beschränkt sich anscheinend nur auf die Mieter, die in den Beständen der Unitas bleiben oder in eine befreundete Genossenschaft wechseln.« Letzteres bestreitet die Unitas jedoch. Sie will nach eigenen Aussagen alle betroffenen Mieter unterstützen. Was bleibt, ist tatsächlich nur der bange Blick auf den zukünftigen Eigentümer des Karrees. Schon einmal hat die Genossenschaft kein glückliches Händchen bei der Suche nach einem Investor gehabt, als sie Mitte der 90er Eigentum im WK 8 an das Düsseldorfer Unternehmen Gustav Schulze verkaufte.

Auch wenn die Unitas durch gewisse Vorsichtsmaßnahmen - wie beispielsweise den Ausschluss amerikanischer Hedgefonds - das Risiko unseriöser Kaufabsichten minimieren möchte: »davor gefeit ist man nie hundertprozentig«, meint Thomas. Man vertraue aber auf das Urteil der Banken, die momentan sehr vorsichtig mit der Kreditvergabe seien. Von allen vorstellbaren Szenarien, wünscht sich Ilse Lauter, dass die Versprechen der WG Unitas keine Lippenbekenntnisse waren, dass der potenzielle Käufer seriöse Absichten hegen möge und die Bestände sukzessive saniert werden. »Grün-As« bleibt natürlich dran.

Klaudia Naceur
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