Kulkwitzer See für alle
BI mobilisiert 300 Teilnehmer bei Demo in Markranstädt
Wer Anfang September aufmerksam durch Grünaus unmittelbare Nachbargemeinde Markranstädt lief, dem werden sie nicht
entgangen sein: unzählige weiße Zettel, die an Bäumen, Masten und in Schaufenstern klebten und von einer bevorstehenden
Demonstration kündeten. Aufgerufen wurde für den 3. September zu einer Demo vor dem Markranstädter Rathaus - angeregt von
der Bürgerinitiative »Pro Kulki, kontra Bebauungswahn - Bürger für Markranstädt«
. Zu dieser Gelegenheit
sollten dem tagenden Stadtrat über 10.000 gesammelte Unterschriften übergeben werden, die sich gegen die Bebauungspläne am
Kulkwitzer See auf Markranstädter Seite richten.
Seit die umstrittenen Pläne im April 2009 bekannt wurden, formierte sich Widerstand - erst als zaghafter Protest
einzelner, dann heftiger mit Gründung einer Bürgerinitiative im Juni. Diese stellte Forderungen und Vorschläge zusammen,
argumentierte beispielsweise gegen die Nutzung von »Filetstücken für Seevillen«
oder »die
Privatisierung, Verpachtung oder Vermarktung von Flächen, die lediglich gut betuchten Touristen zugute kommen«
und forderte unter anderem die uneingeschränkte Nutzung des Sees für alle Bürger sowie den sensiblen Umgang mit der Natur.
Ihr Anliegen fand bei den Stadtoberen zunächst kein Gehör, umso mehr bei den Markranstädtern, die fleißig Unterschriften
sammelten, mobil machten und sich in ihren Zielen nicht beirren ließen. »Nun sind wir so laut, dass wir nicht mehr
überhört und ignoriert werden können«
, ruft BI-Sprecherin Rosel Glöckner den rund 300 Kundgebungsteilnehmern
resolut entgegen.
Mit so vielen Leuten hatte wohl kaum jemand gerechnet - 17 Uhr füllt sich der kleine, idyllisch gelegene Marktplatz
allmählich. Jung und Alt stehen beisammen, manch einer nimmt gar das erste Mal an einer solchen Veranstaltung teil. Die
Unterschriftenlisten hängen rings ums Rathaus, aufgefädelt an einer langen Schnur flattern sie im Wind. Selbst gemalte
Transparente vermitteln die einfachen Botschaften: »Wir sind das Volk«
, heißt es traditionsgemäß, oder:
»10.000 Bürger gegen Westuferbebauung«
oder: »Gegen Beton von Radon - mit Bravour für die
Natur«
. Letzteres richtet sich gegen CDU-Bürgermeisterin Carina Radon, der im Anschluss die Unterschriftenlisten
übergeben werden. Stolz sei sie auf die Bürger von Markranstädt, die ihre Rechte wahrnähmen und man zöge doch eigentlich an
einem Strang, sagte die Politikerin in einem Interview mit der LVZ.
Vor nicht allzu langer Zeit hatten die BI-Mitglieder andere Töne vernommen: »Erst wollte man uns gar nicht
hören, dann hat man sogar versucht, uns zu kriminalisieren«
, erinnert Rosel Glöckner hörbar bewegt an die vielen
Versuche der Bürgerinitiative, mit ihrem Stadtoberhaupt ins Gespräch zu kommen. Sich lauthals auf die Straße zu begeben, um
Gehör zu finden, ist dabei nur logische Konsequenz aus der vorherigen Missachtung der Interessengruppe. Was der
artikulierte Protest und die 10.000 Unterschriften letztendlich bewirken können, bleibt abzuwarten. Noch fehlen Boden-,
Arten- und Naturschutzgutachten, bevor es im Dezember einen neuerlichen Planentwurf geben wird, der dann öffentlich
ausgelegt werden kann. Gleichzeitig sollen 50 Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahmen zum Entwurf abgeben
können.
Dieser Zeitplan deckt sich nahezu mit dem der Leipziger Verwaltung. Auch auf der Grünauer Kulki-Seite gibt es
Bestrebungen, einen Bebauungsplan zu verabschieden und auch hier regt sich seit geraumer Zeit Widerstand
(»Grün-As«
beichtete bereits mehrfach). Nicht ganz so lautstark und mit deutlich weniger Manpower bemüht
sich diesseits des Naherholungsgebietes die IG Kulkwitzer See um Aufklärung der Stadtteilbewohner über drohende
Konsequenzen einer möglichen Bebauung. Im Juli gegründet, sammelte auch sie den Sommer über Unterschriften und brachte es
bislang auf 7500. Im September gab es zum Thema Bebauungsplan außerdem einen Stammtisch des NABU im Jugend- und
Altenhilfeverein An der Kotsche. Weitere Infos: www.biprokulki.de, www.kulkwitzersee.com