»Die Freude ist groß, aber rational«
Umzug des Theatriums an die Grünauer Allee für Dezember geplant
Am rückten die Bauarbeiter im Wohnkomplex 2 an. An zentraler Stelle
entsteht aus alter Post und einem Anbau die neue Heimstätte des Theatervereins großstadtKINDER. Fertig sein soll das neue
Theatrium im Dezember, heißt es von Juliana Pantzer aus dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW). Die
gesamte Maßnahme werde eine knappe Million Euro kosten und sei damit ein sehr ambitioniertes Projekt. Die Stadt beteiligt
sich mit etwa 400.000 Euro an der Summe, den Rest gibt es aus Fördermitteln des Programms »Soziale
Stadt«
, mit dessen Hilfe bereits etliche Grünauer Vorhaben realisiert werden konnten.
Das Theater im WK 7 ist seit zehn Jahren umzugswillig: »Es war ein langer Weg, und das Geld war immer das
Hauptproblem«
, sagt Vereins-Geschäftsführerin Beate Roch. Warum umziehen? »Wenn Sie mal hierher kommen,
wissen Sie es!«
, sagt Roch und schildert das zweifelhafte Vergnügen im suboptimalen Haus: Der Weg zum Klo führt
über die Bühne, und »im Büro sitzen vier Mann auf zwölf Quadratmetern an selbst gebauten
Schreibtischen«
. Wo die Alte Salzstraße auf die Grünauer Allee trifft, wird das nun anders. Der barrierefrei
zugängliche Anbau mit Foyer und Saal für 99 Besucher entsteht auf einem derzeit unbebauten Eckgrundstück. Im Obergeschoss
liegen Büros, Fundusräume und Regieraum. Probenräume, Werkstatt und Requisitenfundus werden im ehemaligen Postgebäude
nebenan eingerichtet.
Die Höhe der dort verbauten Summe sei keineswegs selbstverständlich, sagt Pantzer, zumal das Haus grundsätzlich nur dem
Theaterverein dient. Sowohl Amt als auch Theatrium-Chefin Roch betonen aber auch: Für gelegentliche Veranstaltungen, etwa
Forum Grünau, wird das Theater offen sein. Obwohl das aktuelle Konzept nicht verändert werden soll (Theater von Kindern und
für Kinder, viel Projektarbeit), wird über mehr Gastspiele und Lesungen nachgedacht. Das neue Theater befindet sich in
direkter Nachbarschaft zu Skatehalle und Montessorischule - das ASW sagt dazu »Bündelung positiver
Standortvorteile«
- und ist gut an das Nahverkehrsnetz angebunden. Letzteres ist laut Beate Roch besonders
wichtig: »Wir sind zwar bewusst in Grünau angetreten. Aber einige Darsteller und etliche Zuschauer kommen häufig
auch aus anderen Stadtteilen und haben jetzt kürzere Wege.«
Zwischenzeitliche Planungen sahen einen Einzug des Theatriums in die Völkerfreundschaft vor. Das wäre immerhin besser
als der alternde Flachbau im WK 7, aber trotz zentraler Lage im Stadtteil ein problematisches Unterfangen. »Sowohl
Theater als auch die anderen Nutzer hätten sich extrem einschränken müssen«
, sagen Roch und Pantzer unisono. Der
nun anstehende Umzug sei die allerbeste Lösung. Trotzdem sagt die Leiterin: »Die Freude ist groß, aber rational.
Denn wir werden nicht im Luxus leben.«
Kritisches Szenario: Im neuen Haus werden ganz andere Betriebskosten
fällig, ohne weitere Förderung wäre die »Unterhaltung«
im doppelten Wortsinne stets bedroht.
Denn schon auf dem jetzigen Niveau beklagt das Theater die Unbezahlbarkeit von Überstunden, die schon gar keiner mehr
mitzähle. Heißt konkret: In puncto Planung und Bau mündete das Zusammenspiel mehrerer Ämter letztlich in eine optimale neue
Heimat für die Truppe um Beate Roch. Wenn im Nachgang die »Sparkultur«
zuschlägt, ist dieser Erfolg für
den Verein teuer. Unabhängig vom Umzug verlässt der künstlerische Leiter Larsen Sechert nach fünf Jahren das Theatrium in
Richtung Selbstständigkeit; fünf Premieren stehen Vereinsangaben zufolge noch bis Sommer auf dem Spielplan. Mit welchem
Nachfolger das Theatrium in die nächste Spielzeit und ins neue Haus geht, ist derzeit noch offen.