Grün-As

Die Grünolino-Verdoppelung

Gutachter empfehlen zwei Busse - jetzt kommt es auf die Geldgeber an

Es ist ein kreatives Konzept, das da in Grünauer Stuben heranreifte und langsam in Schwung kommt: Die Einführung einer Quartiersbuslinie als Rundkurs durch ganz Grünau (»Grün-As« berichtete) stößt auf reichliches Interesse bei Händlern, Bevölkerung und den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB). Jetzt hängt die Jungfernfahrt des »Grünolino« im Wesentlichen davon ab, wie dessen Finanzierung gesichert wird. »Potenzielle Sponsoren stehen in den Startlöchern«, ist dem Protokoll der Quartiersratssitzung zu entnehmen, und: »Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung des Vorhabens.«

Derweil liegen die Ergebnisse einer Befragung von 7000 Grünauer Haushalten vor. Die geplante Runde des Busses (Allee-Center - Schönau - Kaufland - Jupiter-Zentrum - KOMM-Haus - Lausen - Ratzelbogen - Breisgaustraße - Robert-Koch-Klinik - Allee-Center) sei dadurch bestätigt worden, sagt LVB-Planer Ekkehard Westphal: »Wir erreichen alle wichtigen Ziele.« Der Wohnkomplex 2 wird nicht angeschlossen, obwohl es auch dafür eine Lobby gab.

»Dort sind die Binnenwege kürzer, das Allee-Center nicht so weit. Außerdem gibt es dort eine stärkere Orientierung in Richtung Innenstadt«, begründet Westphal. Ein weiterer Wermutstropfen ist der niedrige Rücklauf: Nur 800 Befragte, meist ältere Grünauer, haben den Erhebungsbogen mit Angaben zur alltäglichen Mobilität zurückgesendet. Der Wunsch dieser Generation nach einer sehr nahen Haltestelle dürfte kaum verwundern.

Trotzdem vertrauen die LVB auf die statistischen Hochrechnungen: Rund 700 Fahrgäste täglich werden prognostiziert, schließlich leben ja viele Ältere im Viertel. Das führt dazu, dass die Gutachter die Ursprungsidee noch erweitern und eine zusätzliche Bedienung im Uhrzeigersinn empfehlen. Damit wären dann gleich zwei kleinere Busse im Einsatz. Dies wird nun forciert, ist für die LVB allerdings auch mit einem eher geringen Risiko verbunden: Deren Image wird durch eine kundenfreundliche Linie weiter aufpoliert, finanziert wird die Linie beinahe ausschließlich über Sponsoren.

Laut Westphal werden für den doppelten Grünolino im ersten Betriebsjahr zwischen 120.000 und 150.000 Euro fällig, danach 30.000 Euro weniger. Steigen zu wenige Fahrgäste ein, gehen die fehlenden Einnahmen zu Lasten der LVB - die aber betonen, dass der »Testbetrieb« in dem Falle auch wieder eingestellt werden würde. Eine Privatfinanzierung von Buslinien ist auch in Leipzig nicht neu, die von Belantis finanzierte Linie zum Vergnügungspark ist jedoch rechtlich einfacher zu gestalten.

Durch Verzögerungen (Westphal: »Die Busnetzreform hat bei uns Kapazitäten gebunden.«) ist die geplante Einführung im Dezember gefährdet. Quartiersmanagerin Antje Kowski zufolge liegt das jedoch nicht an der beträchtlichen einzuwerbenden Summe. So hätten etwa zehn verschiedene Sponsoren, unter anderem aus der Wohnungswirtschaft, eine Zusage über die erforderlichen Mittel abgegeben. Knackpunkt sei nunmehr die Vertragsgestaltung zwischen den vielen Partnern. Auch über Details an der Streckenführung könne noch gesprochen werden. »Wir halten zunächst am Ziel fest, dieses Jahr noch zu starten«, sagt Kowski. Zumal die Stadt für den Haltestellenneubau Gelder bewilligt hat - und zwar fürs Jahr 2010.

Reinhard Franke
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