Mit Musik Botschaften vermitteln
Junge Leipziger Rapper mit ungewöhnlichem Projekt
Sie nennen sich Sensei und Plas one, sind 20 Jahre, die Haare sind sehr kurz, sie tragen Jeans, Kapuzenjacke. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Zwei ganz normale junge Männer. Und doch gibt es einen Unterschied: Während die meisten ihrer Altersgenossen lediglich handelsübliche Musik konsumieren, erschließen sich Rick und Felix - wie die beiden Leipziger im richtigen Leben heißen - lieber ihre eigene Tonwelt. Mit dem jüngsten Projekt engagierten sich die Rapper fast wie nebenbei um sozial benachteiligte Kinder. Im August werden sie mit diesen Kids auf der Parkfestbühne zu erleben sein.
So richtig kann Sensei (Rick Löbig) die Aufregung um das von ihm initiierte Projekt nicht verstehen. »Wir haben
ja eigentlich nur den Refrain für einen Song aufgenommen«
, wehrt der 20-Jährige bescheiden ab. Dabei haben die
jungen Musiker mit Einspielung der Zeilen, in denen es um Straßenkinder geht, den Kleinen des Mockauer Kinderheimes
»Tabaluga«
einen unvergesslichen Nachmittag beschert. Dass diese Begegnung mit den Kids auch in ihm
Spuren hinterlassen hat, verraten allein die Augen, wenn er darüber spricht. »Die waren voll dabei. Das war echt
niedlich«
, erinnert sich Rick und strahlt.
Die Kinder mit dem »Ghetto im Blut«
, die eben jene Zeilen in das Mikro der beiden Heimbesucher
rappten, sind noch zu klein, um zu verstehen, welch ernstes Thema in diesem Track eigentlich aufgegriffen wird und doch
sind sie unmittelbar betroffen. »Es geht um Schicksale von Kindern, die aufgrund familiärer Probleme auf der
Straße beziehungsweise im Heim landen«
, erklärt Songschreiber Rick den Hintergrund.
Dieses Lied ist nur eines von insgesamt 18 Stücken seines neuen Albums »Rückwärts«
, das noch in
diesem Jahr produziert werden soll. Der Titel ist dabei Programm - im rückwärtigen Blick arbeitet Sensei musikalisch sein
eigenes, noch junges Leben auf.
Das war - anders als man es vielleicht vermuten möchte - eher behütet. Die Musik wurde Rick schon früh in die Wiege gelegt. Geprägt wurde er sowohl durch seinen Opa, der an der Oper Leipzig in Musicals gespielt und gesungen hat, als auch durch die Eltern, die in einem Orchester Schlagzeug und Trompete spielten. Seinen Vater bezeichnet er als seinen größten Fan. Er habe alles, was er je gemacht hat, archiviert. Und doch waren es die CDs vom Opa, die es ihm angetan hätten.
»Ihm hab' ich manchmal die Classic-CDs geklaut - James Last fand ich einfach spitze«
, erinnert sich
der junge Rapper mit dem Dreitagebart lächelnd an die zaghaften Anfänge seines musikalischen Interesses. Für Instrumente
war der kleine Rick eher nicht zu haben, stattdessen kaufte er sich ein Mikro auf dem Flohmarkt, machte erste Versuche beim
Textschreiben und nahm alles mit einem alten Kassettenrekorder auf. »Schrecklich«
, kommentiert er heute
diese Versuche lachend. Zum Rap sei er gekommen, als die Band »Fettes Brot«
zusammen mit seinem
heimlichen Idol James Last einen Song aufnahm. Es sei die beste Art, Emotionen auszudrücken, meint Sensei und er sagt es
wie eine Liebeserklärung. Doch es sind nicht nur Gefühle, die vermittelt werden sollen.
»Man kann so viel rüberbringen, kann beispielsweise Jugendliche für etwas begeistern oder für ein Thema
sensibilisieren.«
Dass er mit seinen Texten etwas erreichen kann, weiß Rick spätestens seit der
Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004. Berührt vom Schicksal der unzähligen Opfer, schrieb er einen Song, nahm ihn zusammen
mit seinem Kumpel Omar auf und verkaufte die entstandene CD für einen Euro an seiner Schule. »400 Euro sind damals
zusammengekommen und eine 1 in Musik«
, ist er noch heute stolz auf das Resultat der Aktion.
Das Gefühl, mit seinem Talent, helfen zu können, spornt an, trotzdem klar ist, dass man nicht am laufenden Band, soziale
Projekte aus der Taufe heben kann. Auch wenn Plas one und Sensei mit ihrer Musik noch kein Geld verdienen, sind sie in
Insiderkreisen keine Unbekannten. Seine Popularität versucht Rick zu nutzen: »Ich möchte mit meiner Musik
Botschaften vermitteln.«