Grün-As
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Mit Trommelwirbel und Medaillen

Freianlage der Förderschule am Rosenweg eröffnet

»Wisst ihr eigentlich, was heute für ein Tag ist«, leitet ein sichtlich nervöser Schulleiter seine Eröffnungsrede ein. Als Antwort erhält Thomas Jahn, Rektor der Förderschule für geistig Behinderte, ein 100-stimmiges »Freitag, der 13.« ... Das besondere Datum - für Viele eher Anlass, den Tag im Bett zu verbringen, ist für Schüler, Lehrer und Betreuer der Grünauer Einrichtung am Rosenweg lang herbei gesehnt und gut vorbereitet. Nach einem halben Jahr Bauzeit können die Kinder und Jugendlichen einen aufwendig sanierten Schulhof in Beschlag nehmen.

Vor 30 Jahren war der Hof der ehemaligen Kindertagesstätte angelegt worden und weitgehend ursprünglich ist sie in diesen drei Jahrzehnten geblieben. Im Klartext: »Der Zustand der Anlage war zum Schluss katastrophal. Die Gehwegplatten waren derart uneben, dass es auch ganz normalen Vorschriften nicht mehr genügt hätte - ganz zu schweigen von denen für unsere Kinder. In letzter Zeit konnten wir das Gelände kaum noch nutzen «, erzählt Thomas Jahn.

Wer diesen engagierten Mann kennt, vermag sich vorzustellen, wie groß die Freude bei ihm war, als sich vor drei Jahren ein Herr im Anzug bei ihm vorstellte. Er wolle helfen, eröffnet Helmut Picker, seines Zeichens Direktor der Deutschen Apotheker- und Ärztebank Leipzig, dem verblüfften Schulleiter. Er habe sich das als eine Art Team bildende Maßnahme für die Kollegen vorgestellt und dabei an ein schönes Spielgerät gedacht, welches gemeinsam in die Erde gebracht werden solle. »Leider war das aber nicht so einfach und diese tolle Idee scheiterte«, erinnert sich Jahn. Wenn er damals geahnt hätte, welch großartiges Projekt sich aus dieser anfänglichen Niederlage entwickeln sollte, hätte sich seine Enttäuschung sicher in Grenzen gehalten.

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Der neue asphaltierte Weg wurde zünftig mit einer »flotten Runde« eingeweiht.

Denn so schnell wollte der Bankdirektor nicht aufgeben. Wenn er schon nicht selbst mit Hand anlegen durfte, wollte er wenigstens Geld spenden. Gesagt getan - 2000 Euro wurden bereitgestellt und aufgestockt mit 7000 Euro vom Hilfswerk der Lions Leipzig Cosmopolitan e.V. und das Schulverwaltungsamt mit ins Boot geholt. Die wussten um den Zustand der Einrichtung und waren froh über jeden gespendeten Euro. Doch all diese Bemühungen wären wirkungslos geblieben, hätte die Stadt Leipzig nicht beschlossen, Fördermittel des Konjunkturpaketes II für die Sanierung einzusetzen. Insgesamt konnten somit 150.000 Euro investiert werden.

Das Konzept erarbeitete zwar das Büro Spiel.Raum.Planung sollte aber alle Nutzer der Einrichtung fortan voll in Anspruch nehmen. »Unsere Kinder«, erzählt Thomas Jahn »hatten im Vorfeld die Möglichkeit, sich mit einzubringen. Unter der Leitung des Leipziger Kinderbüros wurden die Ideen gesammelt. Natürlich konnte nicht alles umgesetzt werden, aber einige Wünsche sind verwirklicht worden.« So ist der Bolzplatz mit Torwand und Basketballkorb beispielsweise ein spezieller Traum der Jugendlichen. Er wurde ebenso realisiert wie ein Klanggarten mit Klangrolle, Klangröhren mit Gong und einem Zimpelturm mit Glockenspiel für die etwas ruhigere Pausenbeschäftigung.

Für die Kinder vielleicht weniger spannend, aber mindestens genauso wichtig ist die Sanierung der Südterrasse, die teilweise Dämmung der Kelleraußenwand und der große asphaltierte Rundweg quer durch die neu modellierte, mit Klettergeräten aufgepeppte und begrünte Freianlage. Bevor dieser allerdings mittels einer sagenhaft »flotten Runde« auf allerlei fahrbaren Untersätzen eingeweiht werden konnte, wird es feierlich unter den Anwesenden. Im Hintergrund duftet schon verführerisch der Kaffee und biegt sich das Büffet unter dem Gewicht der vielen Kuchen - jede der 13 Klassen hat einen gebacken und besonders die Mädchen sind gespannt auf das Urteil der Gäste. Die Trommelgruppe hält für einen Moment ihre Hände und Sticks in Zaum - es ist mucksmäuschenstill.

Thomas Jahn bittet alle Beteiligten einzeln in die Mitte - angefangen bei den Damen vom Amt für Stadtgrün und Gewässer, weiter über die Vertreter des Schulverwaltungsamtes, des Planungsbüros und der Baufirma Alpina Landschaftsbau AG bis hin zu den edlen Spendern. Alle bekommen sie an diesem Tage ein ganz besonderes Dankeschön um den Hals gehängt - die eigens für solche Anlässe konzipierte Rosenmedaille der Schule. Wenn das kein Glückstag ist...

Klaudia Naceur
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