»Die Kunst geht nach Brot«
... lässt G. E. Lessing seinen Maler in »Emilia Galotti«
sagen. »'Der Künstler muss auch
arbeiten wollen', antwortet ihm der Fürst.«
Und in dem nun folgenden Dialog zeigt der Maler auf, was er kann und
gerne tun möchte, was er schon getan hat und worauf er noch hofft...
Diese Szene geht mir durch den Kopf, als ich Klaus-Dieter Jürgen Leidert in seiner Grünauer Wohnung gegenübersitze. Wunderschöne Grafiken und Gemälde an der Wand, eine Auswahl konnte ich schon im Flur bewundern. Es genügt ein Satz, ein Wort oftmals schon, und es sprudelt nur so aus ihm heraus, diese Lust und Freude an der Arbeit. Unzählige Kämpfe hat er dafür ausgestanden, damals in der DDR, erzählt er. Hat in Espenhain und Böhlen gearbeitet, nur um der Kunst näher zu kommen, seinem Kindheitstraum von der Arbeit als Maler und Grafiker.
Viele Umwege musste er machen und schaffte es doch erst als freiberuflicher Maler und Grafiker tätig zu werden, als der Staat untergegangen war, der ihn nicht als Künstler arbeiten lassen wollte. Doch neues Ungemach zog auf. Ein Schlaganfall zwang ihn in die Knie, zeigte ihm Schranken auf, die zu akzeptieren er nicht bereit war. Verbissen kämpfte er einen inneren Kampf mit sich selbst um Wiedererlangung der Motorik seiner Gliedmaßen, um die eigene Selbstbestätigung. Und während er erzählt, denke ich mir so: 'Das müsste man aufschreiben. Vor allem auch das, was so zwischendurch anklingt...'
Der Kampf mit einem Apparat, der sich so Kunst fördernd gab und doch die Kunst behinderte, sie in eine Richtung drängen
wollte, der nicht Jeder zu folgen bereit war. Als habe er meine Gedanken gehört, zieht Leidert ein Manuskript aus all
seinen Papieren und liest vor. Ich höre die wirklich erlebte Geschichte von einer Fahrt mit einem Super-Bus mit
»Konfetti-Bus-Klo«
, lache über einen »Karpfen schlesisch«
, der sogar seinen Weg in
ein Buch gefunden hat. Jede Faser dieses Künstlers ist gelebtes Leben für die Kunst, und der kleine Schalk lacht ihm immer
aus den Augen.
Am 4. Februar dieses Jahres beging der seit 32 Jahren hier ansässige Grünauer nun seinen 70. Geburtstag. Diesem Anlass zu Ehren fand im Kunst-Gutshaus Markkleeberg eine der größten Ausstellungen des Malers statt, die begleitet wurde von einem erweiterten, repräsentativen Katalog. Zugleich wurde Klaus-Dieter Jürgen Leidert in den Leipziger Kunstheften, Sächsische Künstler, Band Sechs, aufgenommen. Wünschen wir uns noch viele schöne Arbeiten von dem Jubilar und ihm selbst ein weiterhin erfülltes künstlerisches Leben.
Ditmar-Eckehard Mickeleit