Grün-As

Freiwilliges Engagement bereichert und zeigt neue Perspektiven

Im Porträt: Rebekka Jahn

»Es ist einfach schön, mit den Kindern zusammen zu sein. Das ist zwar manchmal auch ziemlich stressig. Denn ich studiere und mache im Mai meine Abschlussprüfungen. Da würde ich manchmal auch lieber Freitagnachmittag ausspannen. Aber wenn ich dagewesen bin, denke ich danach: 'Es war gut. Es hat einfach Spaß gemacht'«, erzählt Rebekka Jahn.

Sie schließt im Mai ihre Ausbildung als grafische Gestalterin ab. Ganz organisch und nahezu selbstverständlich, so erscheint es im Nachhinein, ist die 22-Jährige in ihr freiwilliges Engagement hineingewachsen. Durch die Mutter als Kindergärtnerin und den großen Bruder, der als Messdiener in der katholischen Gemeinde St. Martin sehr aktiv war, fand Rebekka schon früh Anschluss in der Gemeinde (»Es war immer viel los«). Zuerst in der Kinder-, später der Jugendgruppe, um seit 2002, zusammen mit einem 16-Jährigen und einer 27-Jährigen in der Erzieherinnenausbildung aktiv die wöchentlichen Nachmittage zu organisieren und verantwortlich mitzugestalten.

Freitags von 17 bis 18.45 Uhr trifft sich die Vorjugend der Gemeinde, etwa 20 Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 8. Klasse. Zwar gibt es gewisse Pläne, die alle sechs Wochen abgestimmt werden, doch Vorfahrt haben immer die unmittelbaren Anliegen der Kinder. Speziell, wenn es um Sorgen und Probleme geht. »Wir sind nicht nur 'Leiter' der Gruppe, sondern auch 'Freund'. Gerade wenn die Kinder großen Redebedarf haben, dann entscheiden wir, dass eben etwas anders gemacht wird, als im Plan vorgesehen.«

Ganz toll finden es die Kinder, wenn sie zweimal im Jahr ein Wochenende (Freitag bis Sonntag) zusammen in der Gemeinde verbringen, auch vor dem Martinsfest (11. November). Hier gestaltet die Vorjugend das Martinsspiel. »Bei der Vorbereitung kann ich gut meine Studienkenntnisse einbringen, für Plakate und für das Bühnenbild.« Ja, und wenn es irgendwie möglich ist, möchte die Studentin auch nach ihrem Abschluss weiterhin ehrenamtlich mitarbeiten. »Es wird sich zeigen, ob es gleich klappt, oder ob ich erst einmal eine Pause einlegen muss.« Dabeibleiben möchte sie auf jeden Fall.

Nach dem Abitur hat sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Brasilien gemacht. »Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas ganz anderes sehen und machen muss.« Rebekka Jahn hat in Brasilien in einer deutschen Kolonie in der Kinderpatenschaft mitgearbeitet. Dort hat sie beispielsweise Kinder bei Handarbeitskursen angeleitet - oft allein mit 14 Kindern, mit denen sie sich verständigen musste. »Da wird man ganz schnell ins kalte Wasser geworfen. Und das muss dann halt funktionieren. So zu improvisieren, das würde wohl hier in Deutschland keiner machen. Durch die Arbeit mit den Kindern habe ich sehr schnell portugiesisch gelernt.«

Die Erfahrungen auf diesem anderen Kontinent haben sie enorm bereichert. Nicht nur, dass sie die Bilder der Not, die uns in den Medien oft überfallen, anders sieht und versteht. Nein, Rebekka Jahn spricht von einem »großen Schatz«, den sie jetzt für ihr Leben aus der Begegnung mit einer anderen Kultur bekommen hat. Unbedingt empfiehlt Rebekka jedem, sich zu engagieren. »Es lohnt sich einfach. Es macht Spaß und ich vergesse meinen Alltag ein Stück.«

Wer nach Angeboten sucht, sich zu engagieren, wer überlegt, was er tun könnte, wer einfach nur ein paar Tipps haben möchte, der kann donnerstags von 15 bis 18 Uhr in den Stadtteilladen in der Stuttgarter Allee kommen. Ein Vertreter der Freiwilligen-Agentur Leipzig e. V. berät zu ehrenamtlichen Angeboten im Stadtgebiet.

Wolfgang Walter
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